Vortrag Kant und russische Literatur

 Eine graphische Darstellung

Mi, 03.04.2024

19:00 Uhr GMT+3

Bibliothek des Goethe-Instituts Moskau

Moskauer Zeit

Seit Nikolai M. Karamsins „Briefen eines reisenden Russen“ ist Immanuel Kant zu einer Figur der russischen Literatur geworden. Von damals bis heute war und ist Kant Held und Antiheld in der russischen Literatur. Seine Präsenz hier ist so groß, dass mit sich mit Kant ein Abriss der russischen Literaturgeschichte darstellen lässt.

Einige russische Schriftsteller haben den Namen des deutschen Philosophen nur beiläufig erwähnt, andere haben ihn zu einem Protaganisten ihrer eigenen Werke gemacht, wieder andere widmeten ihm ihre Gedichte, und schließlich gab es jene, die sich bei ihren literaturkritischen Artikeln seines Namens bedienten. Ein Romantiker, ein Träumer, ein schwachsinniger Alter, ein großer religiöser und moralischer Meister, ein Fuchs, ein Egoist, ein Narzisst, ein kleinbürgerlicher Individualist, ein tiefsinniger Grübler, ein Ästhet, Decadent, extrem rational, mystisch, ein verrückter Künstler, ein monströser Revolutionär, ein asexuelles Wesen, ein genialer Toter – und das ist nicht alles, was man Kant in der russischen Prosa und Poesie andichtet.

Damit stellt sich die Frage, inwieweit die literarischen Vorstellungen von Kant einer Rekonstruktion des historischen Bildes von Kant entsprechen, das sich aus Archiven, schriftlicher Hinterlassenschaft Kants, den Erinnerungen seiner Zeitgenossen, künstlerisch vermittelten Ideen und Kants eigenen Reflexionen in seinen Schriften gewinnen lässt. Schließlich ist zu fragen, woher die russischen Schriftsteller und Dichter ihr Wissen über den deutschen Philosophen bezogen.

Vortragender: Alexey Nikolaevich Kruglov studierte und absolvierte das Studium der Philosophie an der M. W. Lomonossow Universität Moskau (1996) und der Geschichte an der Universität Twer (1997). Er promovierte über „Die Natur der transzendentalen Methode“ (IFRAN, 1999) und habilitierte über „I. N. Tetens und die Diskussion über die Metaphysik in der deutschen Philosophie der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts“ (RGGU, 2005). 
Seit 2022 ist Alexey Nikolaevich Kruglov Dekan des Lehrstuhls für Geschichte der ausländischen Philosophie an der philosophischen Fakultät der RGGU. Zu Lehr- und Forschungszwecken war er an der Universität Kiel (1998-1999) tätig, als Gastprofessor an der Universität Luxemburg (2007) und mehrfach an der Universität Trier (2001-2003, 2015-2016, 2018).

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