Moskau | Vortrag Die Ausstellung als Kosmologie der zeitgenössischen Gesellschaft

Philosophischer Klub im Winzavod Foto: Sergej Rykow, © CCA Winzavod

Mo, 26.03.2018

19:30 Uhr

Zentrum für zeitgenössische Kunst Winzawod Moskau

Dorothea von Hantelmann hält einen Vortrag im Rahmen des Philosophischen Clubs im Zentrum für zeitgenössische Kunst „Winzawod“

Historisch betrachtet stellen Museen und Ausstellungen Räume dar, in denen Kunstgegenstände aufbewahrt, erforscht und einem Publikum gezeigt werden. Aus der soziologischen und anthropologischen Perspektive sind Museen zugleich Einrichtungen mit der sozialen Funktion, die Gesellschaft mit besonderen Ideen und Werten zu bereichern. Dieser zweiten Betrachtungsweise widmet sich die deutsche Kunsthistorikerin Dorothea von Hantelmann in ihrem Vortrag, der am 26. März 2018 im Rahmen des Philosophischen Clubs im Zentrum für zeitgenössische Kunst „WINZAVOD“ stattfindet. Das Goethe-Institut unterstützt diese Veranstaltung.
 
Dorothea von Hantelmann analysiert in ihrem Vortrag das kulturelle Format des Museums beziehungsweise der Ausstellung als moderne Form des Rituals im Kontext des westlichen Liberalismus.
 
Die gesamte Geschichte der westlichen Individualisierung lässt sich daran verfolgen, wie sich die Freiräume zwischen den Gemälden in den Galerien des 19. und 20. Jahrhunderts vergrößerten. Der Entwicklung der modernen Konsumgesellschaften entspricht wiederum die Transformation des Museums des 19. Jahrhunderts zum Ausstellungsformat als weißer Würfel. So sagt der Turbinensaal der Galerie Tate Modern über den Zustand der westlichen Gesellschaft 2017 nicht weniger aus als seinerzeit der Crystal Palace. Bei der Einweihung 1851 im Hyde Park zur Weltausstellung in London spiegelte der Bau das Streben nach Produktivität wider, das Mitte des 19. Jahrhunderts die bürgerliche Gesellschaft erfasst hatte.
 
Die kulturellen Institutionen sind aufs Tiefste mit der sozialökonomischen Lage ihrer Epoche verbunden. Sie kultivieren sie symbolhaft und reproduzieren sie rituell. Ausgehend von der Analyse der Kunsträume sucht Dorothea von Hantelmann nach Antworten auf die Frage, welches neue Ritual die zeitgenössischen kulturellen Transformationen hervorbringen können.
 
Dorothea von Hantelmann lebt in Berlin, ist unabhängige Kuratorin und Verfasserin des in der Kunstszene hoch geschätzten Buches How to Do Things with Art: The Meaning of Art’s Performativity.
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