Free-Rock, Ambient | 12+ Caspar Brötzmann Bass Totem

Caspar Brötzmann spielt Gitarre © Peter Gannushkin

Fr, 15.10.2021

20:00 Uhr

Kulturzentrum „Dom“ Moskau

Caspar Brötzmann ist bekannt als Gitarrist und Sohn des berühmten Saxofonisten Peter Brötzmann, einem Pionier des europäischen Free Jazz.
Er wirkte sowohl im Duo als auch bei Formaten mit größerer Besetzung an Projekten seines Vaters mit. Außerdem spielte er mit FM Einheit, einem ehemaligen Mitglied der Band Einstürzende Neubauten, und in Trios, die alle Rhythmen und jeden Aufbau zerschmettern. Dem Beispiel seines Vaters folgend ging er 2013 als Bandmitglied des Trios NoHome (Caspar Brötzmann, Marino Pliakas und Michael Wertmüller) nach Moskau und spielte in einem Trio mit Massimo Pupillo und Alexandre Babel. Im Rahmen des Festivals „Jazz im Herbst 2021“ tritt Brötzmann Junior mit einem Soloprogramm an der Bassgitarre auf.
Als er seinen kreativen Weg als Gitarrist begann, distanzierte sich Caspar sofort bewusst von offensichtlichen Nachahmungen. Wie er selbst sagt, wollte er weder seinem Vater noch Jimi Hendrix ähnlich sein. Und Caspar hatte Glück: Sein erster Lehrer wurde Hans Reichel, einer der radikalsten Gitarristen im Bereich der Improvisationsmusik und zudem Instrumentenbauer. Sein gesamtes Leben lang machte Brötzmann Junior individuelle Musik und kreierte einen ganz eigenen Sound.

Hauptsächlich engagierte er sich in der vergangenen Zeit für seine Band Caspar Brötzmann Massaker, die sich bereits Mitte der 1990er-Jahre gegründet hatte. Das Trio, das aus Gitarre, Bass und Schlagzeug besteht, spielte laute Kompositionen mit düsterem Sound, doch seine Musik ließ sich keiner der beliebten Rock-Strömungen zuordnen. Die Energie kam zwar aus dem Rock-Bereich, aber es war schwierig, aus ihr das Pathos des Hardrocks herauszuhören, die Virtuosität des Metals oder die Hemdsärmligkeit des Punks. Dennoch konnte man die für diese Genres charakteristischen Elemente des Gitarrenspiels und -klangs im wummernden Kaleidoskop von Massaker ausmachen. Denn es gab in diesen „Liedern“ auch Raum für Improvisation, um intuitiv verstandene Strukturen zu zerstören. Würde man sich das Ziel setzen, die Ursprünge an Einflüssen auf Brötzmann und die ihn umgebende Musikwelt auszumachen, wären das wohl der zu jener Zeit ebenfalls in Berlin wohnende Nick Cave und die Einstürzenden Neubauten. Einen vermutlich noch größeren Einfluss auf den Musiker hatten Charles Ives – insbesondere dessen „Central Park in the Dark“ für Kammerorchester – und die Volksmusik aus Burundi.
 

Charakteristisch ist auch, dass Brötzmann niemals neumodischen Instrumenten oder Accessoires hinterherjagte: Wenn er sich einmal auf eine vergleichbar kleine Auswahl an Mitteln festgelegt hatte, änderte er diese nicht mehr, und dennoch blieb sein Spiel immer vielfältig.

Vor etwa vier Jahren stürzte sich der Musiker mit dem ihm so eigenen Mut in ein völlig neues Projekt: Er spielte fortan Bassgitarre. Heute gibt er zu, dass er die sechssaitige Elektrogitarre einfach leid war. Dabei nimmt er den Bass in erster Linie als Gitarre wahr, aber eben als eine viersaitige, für die man sich mehr Fingerfertigkeit antrainieren muss. Trotz aller Schwierigkeiten vergleicht Caspar diese neue Erfahrung damit, eine verzauberte Tür zu öffnen, und sagt, dass er sich selbst überrascht hat. „Caspar Brötzmann Bass Totem“ ist ein Soloprojekt, wobei Brötzmann nicht ausschließt, dass zu einem späteren Zeitpunkt andere Musiker*innen hinzustoßen könnten. Sein voriges Projekt „Massaker“ hat er kürzlich nach langer Pause wiederauferstehen lassen, wonach im Trio zwei Bassgitarren zu hören waren. Heute aber ist das Projekt wieder auf Eis gelegt: Caspar vertieft sich völlig in „Bass Totem“. Im Rahmen dieses Projekts werden wir zwar Songs hören, doch im Vordergrund steht die Improvisation – die Erforschung des Klangs eines immer noch neuen Instruments sowie Experimente mit Verstärkern.
 


 

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