Krasnojarsk | Lesung und Diskussion Präsentation des Sammelbandes „SchAG-5“: Theresia Walser „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“

SchAG-5 © newsib.net

Do, 31.10.2019

16:00 Uhr – 18:00 Uhr

Internationales Ausstellungs- und Geschäftszentrum „Sibirien“

Am 31. Oktober wird im Rahmen der Krasnojarsker Buchmesse die szenische Lesung eines Theaterstücks aus dem Sammelband SchAG-5 präsentiert. Das Puschkin-Drama-Theater stellt das Werk Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm von Theresia Walser in der Regie von Oleg Rybkin vor. Nach der szenischen Lesung findet eine Diskussion in Anwesenheit der Dramatikerin statt, moderiert von der Theaterkritikerin Anna Banasjukewitsch. Der Eintritt ist frei.

SchAG ist ein Akronym, gebildet aus den Anfangsbuchstaben der Ländernamen Schweiz, Österreich (Austria) und Deutschland (Germany). Unter dem Titel SchAG erscheint eine Reihe russischer Übersetzungen von deutschsprachiger Dramatik. Das Projekt wird vom Goethe-Institut umgesetzt zusammen mit der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und dem Österreichischen Kulturforum. Der aktuelle Sammelband SchAG-5 umfasst zehn Dramen zeitgenössischer Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Darunter befinden sich sowohl bekannte Namen als auch Neuentdeckungen für das russische Publikum.
 
Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm (Uraufführung: 6. Oktober 2006, Nationaltheater Mannheim)
Übersetzung ins Russische: Natalia Bakschi, Rowohlt Theater Verlag
 
Drei Schauspieler bereiten sich auf eine Podiumsdiskussion vor, in der es um die Darstellbarkeit Hitlers gehen soll. Da der Moderator noch nicht da ist, plaudern sie auf der leeren Bühne über ihr Metier und landen gleich bei einem Grundproblem: Ist die Bühne wirklich leer? Steht sie nicht immer schon voller Fragen, bevor man sie überhaupt betreten hat? Zwei der Männer haben Hitler bereits gespielt, der dritte war bisher nur Goebbels, das alles aber im Film. Würde das Theater ganz andere Anforderungen an ihn stellen? Immerhin war Hitler eine reale Person, da ist das Theater ja wohl zwangsläufig zum Abbild der Wirklichkeit verpflichtet? Ein Kampf der Kulturen bricht aus und tobt fast fundamentalistisch zwischen altem „Naturalismusschwindel“ und heutigen „Radikalbuben“, die Stücke lieber mit Videos und „Schrumsmusik“ zukleistern. Mitten im Disput dämmert den drei Herren jedoch, wie tief sie in einer weiteren Theaterfalle sitzen. Denn eigentlich war ihr Gespräch erst für später vorgesehen, im Beisein des Publikums.
 
Theresia Walser, geboren 1967 in Friedrichshafen, studierte zunächst von 1990 bis 1994 Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Bern. Anschließend war sie zwei Jahre lang Ensemblemitglied am Jungen Theater Göttingen, bevor 1996 ihr erstes Stück Das Restpaar entstand. 1998 wurde sie in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute zur besten Nachwuchsautorin gewählt, 1999 zur besten deutschsprachigen Autorin.

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