Vortrag "Der Lärm der Mode" – mit deutschem Akzent / 12+
Veranstaltung im "Café D" im Rahmen der Deutschen Woche 2017
Ein Kostüm oder Outfit kann tönen, es läutet mit Narrenglöckchen, raschelt mit Seidenschleppen, knistert mit gestärkten Kragen. Geräusche haben immer die Rezeption von Kleidung begleitet. Was steckt dahinter? Eine Zufallskonstellation oder unkontrollierbares Spiel? Sie können Antworten auf diese Fragen bekommen, wenn Sie die Vorlesung Prof. Dr. J. Arutjunjan besuchen.
Rätselhafte Amulette alter Kulturen und die verspielten Schellen einer Narrenkappe, die klingende Münz-Halskette eines Straßentänzers und die "schlimm knarzenden Stiefel" des Lackaffen, das prüde Knistern eines gestärkten Kragens und das Ratschen eines hektisch geschlossenen Reißverschlusses, das geheimnisvolle Rascheln eines Samtkleids und das nervöse Klappern von Absätzen: Dass Kleidung gewisse Geräusche produziert, ist seit langem bekannt. Dieses Phänomen zeigt sich bereits als Teil alter magischer Rituale. Offensichtlich ist die praktische Nutzung dieses Phänomens in der künstlerischen Literatur, in der Werbung und im Film. Doch das Anwendungsprinzip als solches, der von dem einen oder anderen Teil der Garderobe ausgeübte "Geräuscheffekt", war noch nicht Gegenstand einer komplexen Analyse in Hinblick auf die Gesetzmäßigkeit der Genese dieses Phänomens.
Diese Vorlesung ist ein Versuch einer Erfassung und Systematisierung umfangreichen und unterschiedlichsten Materials, dessen Charakter nur die Vorlage eines allgemeinen Klassifizierungsprinzips erlaubt. Es wird versucht, die typischsten Vorgehensweisen zur bewussten Nutzung des Geräuschs in der Kleidung bei deren Herstellung, Rezeption und Beschreibung festzustellen und zu verfolgen. Dazu werden Beispiele traditioneller Volkstrachten aus dem deutschsprachigen Raum wie auch Kontexte zu Tendenzen der zeitgenössischen Kultur herangezogen.
