Kurzfilmprogramm der AG Kurzfilm „Im Sog der Apokalypse – Wer wird dafür bezahlen?“

Eine Szene aus „Apocalypse Airlines“ Foto: Ausschnitt © Camille Tricaud, Franziska Unger

So, 28.11.2021

16:00 Uhr

KWZ des Russischen Museums im Kunstmuseum Murmansk, 1. Stock

Im Rahmen des ECODOC-Programms werden Kurzfilme zum Thema nachhaltige Entwicklung gezeigt, die von der „AG Kurzfilm“ (Bundesverband deutscher Kurzfilm) in Kooperation mit dem Goethe-Institut in Moskau ausgewählt wurden. Die Kurzfilme beleuchten das Thema auf unkonventionelle und authentische Weise und mitunter humorvoll. Zudem gibt die Auswahl einen Einblick in die künstlerisch-ästhetische sowie inhaltliche Vielfalt des deutschen Kurzfilmschaffens. Ziel des Verbandes ist, Kurzfilme ins Kino, auf Festivals, ins Internet und Fernsehen zu bringen – auf alle großen und kleinen Bildschirme und Leinwände.

Das Thema Nachhaltigkeit hat nicht nur viele Facetten, sondern es wirft auch unzählige Fragen auf. In gut 60 Minuten bereist das Kurzfilmprogramm „Im Sog der Apokalypse –  Wer trägt die Kosten?” den Iran, Hong Kong und das World Wide Web. Dabei wirft es mehr Fragen auf, als es beantwortet: Werden die aufs Trockene geratenen Fische im Animationsfilm „SOG“ Hilfe von den seltsamen Höhlenbewohner*innen bekommen? Wohin ist der Urmia-See, einst der größte Binnensee des mittleren Ostens, verschwunden? In einer tierischen Talkshow muss sich das Zebra als Beutetier den anderen Gästen geschlagen geben.

Die zentrale Frage ist: „WER TRÄGT DIE KOSTEN?“ Für den Experimentalfilm „FragMANts“ nutzen die Regisseur*innen Ausschnitte aus YouTube-Videos. Es geht um Konsum und die Gier nach immer mehr, die Protagonist*innen sind derweil nur noch Fragmente ihrer Selbst. In „FACELIFT“ entführt ein Mann in seinen surrealistischen Cyber-Gedankenstrom, während sein Kopf ein Eigenleben entwickelt. Die Städte der Zukunft sind vertikal: eindrucksvoll zeigt dies der Film „SERIAL PARALLELS“, der in Hong Kong entstand. Das „NASHORN IM GALOPP“ trabt durch Berlin und wird Zeuge einer bittersüßen Liebesgeschichte, bei der die Stadt mehr als nur eine Nebendarstellerin ist. Am Ende des Programms fliegen „APOCALYPSE AIRLINES“ in Richtung Weltuntergang. Sind wir bereit, im Sinne der Nachhaltigkeit Kompromisse zu machen, um verantwortungsbewusst zu leben?

1. SOG
Deutschland, 2017,10 Min., Animationsfilm
Regie: Jonathan Schwenk

Eine Sturmflut wird einem Schwarm Fische zum Verhängnis: Sie verfangen sich in den Ästen vier alter Bäume. Als das Wasser zurückgeht, drohen sie auszutrocknen. Ihre klagenden Hilfeschreie wecken die Bewohner*innen einer nahen Höhle, die von den unfreiwilligen Besuchern wenig begeistert sind.

2. WHERE WE USED TO SWIM
Deutschland/Iran/Azerbaijan, 2019, 8 Min.
Regie: Daniel Asadi Faezi

Der Urmia-See im Norden des Irans war einst der größte See des mittleren Ostens. Heute sind nur noch fünf Prozent seiner ursprünglichen Fläche verblieben. Der Rest ist ausgetrocknet und versalzen. Dieses filmische Essay beobachtet die Orte der Vergangenheit und Gegenwart und webt daraus eine neue Narration.

3. WER TRÄGT DIE KOSTEN?
Deutschland, 2015, 4 Min., Animationsfilm
Regie: Daniel Nocke

Drei Experten geben tiefe Einblicke in ein hochbrisantes Thema. Ob Experte Nummer vier
noch einmal eingeladen wird, darf allerdings bezweifelt werden.

4. FRAGMANTS
Deutschland, 2019, 6 Min., Experimentalfilm
Regie: Art Collective NEOZOON

Die Menschen im Video FragMANts verehren ihre Konsumgüter wie religiöse Kultobjekte. Die hier verehrte Religion ist die des Kapitalismus, die sich als oberflächlich und bedeutungslos erweist. Deren Gläubige scheinen nur noch entwurzelte Fragmente ihrer selbst zu sein.

5. FACELIFT
Deutschland, 2019, 7 Min., Experimentalfilm
Regie: Jan Riesenbeck, Dennis Stein-Schomburg

Der erfolgreichste Influencer ever? Das eigene Unterbewusstsein! - Ein Mann entführt uns in seinen surrealistischen Cyber-Gedankenstrom, während sein Kopf ein Eigenleben entwickelt.

6. SERIAL PARALLELS
Deutschland/Hong Kong, 9 Min., 2019, Animationsfilm
Regie: Max Hattler

SERIAL PARALLELS ist ein experimentelles Porträt einer der vertikalsten Städte der Welt: Hongkong. Jedes Stockwerk eines Hochhauses entspricht hier dem Einzelbild eines Zelluloid-Filmstreifens. So werden technologische und konzeptionelle Zeitlinien von Architektur und Experimentalfilm vereint.

7. NASHORN IM GALLOP
Deutschland, 2013, 15 Min., Spielfilm
Regie: Eric Schmitt

Mit dem Kopf voller Fragen zieht Bruno durch die Straßen von Berlin, um hinter die zahlreichen Fassaden und Oberflächen zu blicken. Er sucht die Seele der Stadt, dieses unaussprechliche Etwas, das andere vielleicht gar nicht wahrnehmen. Unerwartet trifft er eine Komplizin, die seine Art zu Denken sofort versteht. Bruno verliebt sich in sie. Eigentlich wäre alles gut, müsste die neu gefundene Seelenverwandte nicht schon bald weiterziehen.

8. APOCALYPSE AIRLINES
Deutschland, 2019, 3 Min.
Regie: Camille Tricaud, Franziska Unger

APOCALYPSE AIRLINES ist ein Fake, ein Werbevideo für eine fiktive Fluggesellschaft, die uns mit unseren eigenen Widersprüchen konfrontiert. Wir wollen alle reisen, die Welt entdecken, uns frei fühlen und dafür wenig Geld ausgeben. Gleichzeitig werden sich immer mehr Menschen der ökologischen Folgen des Flugverkehrs bewusst. Der Werbespot stellt die Frage: Sind wir bereit, Kompromisse zu machen, um verantwortlich zu leben? Ist diese Frage eine rein individuelle oder eine politische?

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