Slavs and Tatars Perfomances
„I Utter Other“ und „Transliterative Tease“

Slavs and Tatars Perfomances © Courtesy of Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin

Fr, 26.11.2021

18:30 Uhr

Neue Tretjakow-Galerie

Das international bekannte Berliner Künstlerkollektiv Slavs & Tatars wird im Rahmen der Ausstellung „Diversity United“ zwei seiner Performance Lectures zeigen: „Transliterative Tease“ und „I Utter Other“.

In ihren Arbeiten beziehen sich Slavs & Tatars auf Referenzen unterschiedlicher Kulturen und Traditionen, auf Oral History, moderne Mythen, Popkultur, aber auch auf wissenschaftliche Forschung. Ihre Perspektive ist kosmopolitisch und transkulturell. Ein wichtiger Aspekt ihrer multidisziplinären Werke ist der Spagat, Widersprüche in Kulturen und Traditionen zu dekonstruieren und sichtbar zu machen.

Der Zugang zur Veranstaltung erfolgt nach vorheriger Anmeldung und Vorlage eines QR-Codes, das Tragen einer Maske ist erforderlich.
Anmeldung

18:30 I Utter Other

Was heißt es für den einen Osten, auf den anderen Osten zu schauen? Kann das bereits Romantisierte romantisieren? Von den dem Zarenreich dienenden Polen bis hin zu den Persischen Presbyterianern: die Performance Lecture „I Utter Other“ erforscht den besonderen Fall des slawischen Orientalismus zur Zeit des Russischen Imperiums und der früheren UdSSR. Der Slawische Orientalismus bietet dabei das kritische Gegenstück, wenn nicht den Vorläufer der Weisheiten des Orientalismus nach Edward W. Said. Trotz des radikalen Wechsels von Zarismus zu Bolschewismus macht das Studium des Ostens im Osten Begriffe wie Identität, Politik und Wissen im Dienst der Macht komplizierter – und offenbart postkoloniale Kritik 60 Jahre bevor es diese überhaupt gab.

19:30 I Transliterative Tease

In der Lecture Performance "Transliterative Tease" des Berliner Künstlerkollektivs „Slavs & Tatars“, das sich in seiner künstlerischen Praxis häufig mit Sprache auseinandersetzt, geht es um Transliteration – also um die Übertragung von Zeichen aus einer Schriftsprache in eine andere – etwa von Kyrillisch in Lateinisch. Und um das Potenzial der Transliteration für die Erforschung von Identität, Religion sowie kolonialen und dekolonialen Strategien. Im Mittelpunkt des Vortrags stehen die Turksprachen, die von China und dem Becken der Kolyma im Nordosten bis an die Mittelmeerküste im Südwesten gesprochen werden. Lenin war überzeugt davon, dass die Revolution des Ostens mit der Überführung des arabischen Alphabets ins Lateinische beginnt. Alphabete haben Imperien begleitet – das arabische den Islam, das lateinische den Römischen Katholizismus, das Kyrillische die orthodoxe Kirche und später den Kommunismus. Die Performance Lecture unternimmt nicht den Versuch, Menschen zu emanzipieren, sondern eher den Klang unserer Sprache.

Das Projekt wird in Rahmen des Deutschlandjahres in Russland durchgeführt.

Slavs & Tatars

sind ein international bekanntes Künstlerkollektiv mit Sitz in Berlin – 2006 von Kasia Korczak und Payam Sharifi gegründet. Ihre multidisziplinären Werke werden weltweit ausgestellt – von Soloausstellungen wie dem Museum of Modern Art in New York, der Sezession in Wien, der Kunsthalle Zürich und dem Albertinum in Dresden bis zum Salt in Istanbul. Slavs & Tatars widmen sie sich dem Gebiet „östlich der Berliner Mauer bis westlich der Chinesischen Mauer. Ihre künstlerische Praxis besteht aus Ausstellungen, Publikationen und Lecture Performances. 

 
Slavs & Tatars untersuchen ein breites Spektrum drängender sozialer Fragen und hebt diese auf eine aktuelle Diskursebene – auf der so inkompatible Formen von Wissensproduktion wie Popkultur, geistige und esoterische Traditionen, Folklore und moderne Mythologie neben wissenschaftlichen Erkenntnissen bestehen. Bisher hat das Kollektiv mehr als zehn Bücher herausgegeben, darunter „Wripped Scripped“ (Verlag Hatje Cantz, 2018), das sich mit Sprachpolitik befasst, sowie eine Übersetzung der legendären aserbaidschanischen Satirezeitschrift „Molla Nasreddin“ (aktuell in der 2. Auflage, I.B. Tauris, 2017).

Die Kunstschaffenden arbeiten in Zyklen, wobei sich lange Forschungsperioden mit der Kreation von Ökosystemen abwechseln, die aus Installationen, Skulpturen, Lectures und Druckmaterialien bestehen. Ihre Werke sind durchsetzt von Humor und stellen unser Verständnis von Sprache, Ritual und Identität in Frage. Sie kombinieren esoterische Traditionen mit Bildern aus dem Bereich der Popkultur und mündliche Tradition mit wissenschaftlicher Analyse, wobei der einseitige Blick auf Beziehungen zwischen Wissenschaft, Religion, Macht und Identität kritisch betrachtet wird. Neben einem Residenz- und Mentoringprogramm für junge Spezialist*innen ihrer Region haben Slavs & Tatars vor kurzem die „Pickle Bar“ eröffnet, eine slawische Aperitiv-Bar, die nur wenige Schritte von ihrem Studio in Moabit entfernt liegt.

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