Nowosibirsk | Lesung Treffen mit der Schriftstellerin Olga Martynowa

Olga Martynova © juergen-bauer.com/Juergen Bauer

Sa, 07.04.2018

16:00 Uhr

Nowosibirsker Staatliche Gebietsbibliothek

Anfang April finden in Nowosibirsk Treffen mit Olga Martynowa statt, einer deutsch-russischen Schriftstellerin und Trägerin renommierter Literaturpreise. Am 6. April wird dazu mit ihr und Experten der Nowosibirsker Freien Universität im „Art P.A.B“ eine Podiumsdiskussion stattfinden. Das Thema ist „Russland und Europa heute: Fragen der Identität“ (literarischer und philosophischer Diskurs). Am 7. April wird Martynowa im Theatersaal der Bibliothek Auszüge aus ihrem Roman „der Engelherd“ vorlesen sowie mit dem Nowosibirsker Schriftsteller Witalij Seroklinow sprechen.

Olga Martynowa ist eine deutsch-russische Dichterin, Prosaistin und Essayistin. Geboren 1962 in Dudinka, im Krasnojarsker Gebiet, wuchs sie in Sankt Petersburg auf. Mit der Spezialisierung „Russische Sprache und Literatur“ beendete sie ihre Studienzeit an der Leningrader Pädagogischen Universität. Seit 1991 bereits lebt sie in Frankfurt am Main. Sie schreibt Gedichte auf Russisch – Essays sowie Prosa auf Deutsch. Ihr Debütroman „Sogar Papageien überleben uns“ aus dem Jahr 2010 wurde für den deutschen Buchpreis und den Preis „Aspekte“ des TV-Senders ZDF nominiert. Olga Martynowas Arbeit ist geprägt durch renommierte Literaturpreise, wie den Roswitha-Preis, den Ingeborg Bachmann-Preis sowie den Berliner Literaturpreis. Sie schrieb außerdem in der Neuen Zürcher Zeitung, der Zeit, der Frankfurter Rundschau u.a.

Der Engelherd © S.Fischer „Der Engelherd“, 2016, Vlg. S. Fischer
Gäste des bekannten Schriftstellers Caspar Waidegger kreieren ein salonfähiges Spiel – sie schreiben einen Trivialroman. Dieser lässt Caspar keine Ruhe. Er führt ihn fort und gibt, nachdem die Gäste abgereist sind, der Heldin Eigenschaften seiner eigenen Mutter und stellt schrittweise lang vergangene Ereignisse wieder her. Während des Dritten Reiches wurde seine Schwester im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasie-Programms ermordet, dem hunderttausende von Menschen waren. In seiner Kindheit schätzte Caspar vermutlich Familiengeheimnisse, aber nach und nach wurde daraus nur noch eine seltsame Abneigung gegen seine Eltern, und nur die Erinnerung an sie blieb nach ihrem Tod übrig. Jede Erkenntnis der Wirklichkeit ist in gewisser Weise der Weg des Ödipus und jeder geht diesen Weg auf seine Weise. Caspar "lässt" seine Mutter "auferstehen", aber je tiefer er die Vergangenheit versteht, desto schwerer wird ihm die Gegenwart fallen. Er hängt mehr und mehr an seiner unheilbar kranken Tochter Maria, die im Waisenhaus lebt, ist immer öfter zu Besuch und will sie sogar Laura vorstellen, mit der er eine lange Liebesbeziehung verbindet. Während er seine Geschichten auflöst, schreibt Laura eine Dissertation über seine Bücher, und Maria malt ihre eigenen Geschichten am Rande des Albums, auf dem die Engel von Paul Klee versammelt sind.

Die Veranstaltung wird auf Russisch und Deutsch abgehalten. Der Eintritt ist frei.

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