Der Hässliche

Der Haessiche.Theateraufführung © Serafima Truewtzewa

Do, 18.03.2021

20:00 Uhr

Raum DOC on the Island

Sitcom fürs Theater nach dem gleichnamigen Stück von Marius von Mayenburg. Übersetzung: Svjatoslav Gorodeckij

Sagen Sie mal ehrlich: was wäre Ihnen lieber? Ihr eigenes Gesicht zu behalten – hässlich vielleicht, doch immerhin naturgegeben – oder es zu verändern, womöglich durch plastische Chirurgie? Denken Sie nach, bevor Sie antworten. So klar und einfach, wie es zunächst scheint, ist das nämlich gar nicht.

Und wenn Sie das Stück „Der Hässliche“ von Marius von Mayenburg lesen oder sich ansehen, wie es im Teatr.Doc inszeniert wird, dann wissen Sie überhaupt nicht mehr, was Sie wollen.

Lette, Hauptfigur in von Mayenburgs Stück und talentierter Elektroingenieur, muss erfahren, dass er abgrundtief hässlich ist. Aus diesem Grund soll er auch nicht auf einen Kongress reisen, um dort seine eigene Erfindung vorzustellen, sondern sein Kollege tritt dort auf und heimst unverdient Lob und Ehre für die gelungene Arbeit ein. Lette beschließt, sich einer Schönheitsoperation zu unterziehen. Doch diese hat ungeahnte Folgen…

Das Stück des deutschen Dramaturgen Marius von Mayenburg könnte eine Komödie sein, doch geht es dafür um viel zu existentielle Fragen: Wer sind wir? Die, die unsere Mitmenschen in uns sehen? Oder die, die in unserem Inneren leben? Wozu ist der Mensch fähig, wenn er unter dem Druck der öffentlichen Meinung steht?

Marius von Mayenburg gilt als einer der wichtigsten modernen deutschen Dramaturgen. In Russland hörte man 2001 erstmals von ihm, als der bekannte litauische Regisseur Oskaras Koršunovas sein Stück „Feuergesicht“ auf dem internationalen Festival NET inszenierte. In den darauffolgenden zwei Jahrzehnten wuchs von Mayenburgs Bekanntheit in Russland stetig und beträchtlich. Sein Stück „Märtyrer“ war Vorlage für den Film „Der die Zeichen liest“ von Kirill Serebrennikov (Serebrennikov inszenierte es zuvor auch am Theater).

Von Mayenburgs Stück „Der Stein“ wurde in der Inszenierung von Filipp Grigorjan im Theater der Nationen aufgeführt, „Der Hässliche“ im Theater „Praktika“ und im Vedogon-Theater; das „Juliensemble“ brachte es auch auf die Bühne des Meyerhold-Zentrums.

Im Teatr.Doc erschaffen die Schauspieler*innen ihre eigene Inszenierung von „Der Hässliche“; sie alle sind ehemalige Studierende der Moscow School of New Cinema aus dem Kurs von Juri Murawizki. Der Schauspieler Anton Iljin – dem Publikum von Teatr.Doc bestens bekannt aus den Stücken „24+“ und „Der Mann aus Podolsk“ – schlüpft hier erstmals in die Rolle des Regisseurs.

Anton Iljin, Regisseur: „Das Stück von Marius von Mayenburg ist ein Text von erstaunlicher Qualität und Rhythmik mit klarer Form und einem ganzen Spektrum aktueller Themen. Das war es, was mich reizte. Eigens für dieses Stück wollte ich mein Regie-Debut wagen.

Und wenn es auch in anderen Theatern aufgeführt wurde oder wird, so trägt doch das, was wir hier machen, ganz klar den Stempel von DOC. Die Inszenierung ist minimalistisch und asketisch, ganz ohne Dekoration, Bild- oder Tonaufzeichnungen. Ganz ohne Spezialeffekte erzählen wir die Geschichte eines Menschen, der von seiner Hässlichkeit erfährt, und zwar so textgetreu wie nur irgend möglich.

Die Art und Weise, wie die Schauspieler ihre Rollen spielen und wie sie sich auf der Bühne bewegen, entspricht der „Null“-Position nach Michail Ugarow. Da ist kein Egozentrismus der Schauspieler als Unterstützung für den Text als solchen zugunsten der reinen Dramaturgie. Unsere Aufführung ist vor allem Minimalismus und Akkuratesse, multipliziert mit dem Faktor Humor. Sie verstehen doch Spaß?“

Mit Unterstützung des Goethe-Instituts Moskau

Zurück