#Brexit
Tweets zum Referendum

Tweet des Auswärtigen Amts
Screenshot twitter.com/AuswaertigesAmt

Am 23. Juni 2016 stimmten die Briten für den Brexit, den Austritt Großbritanniens aus der EU. Eine knappe Mehrheit von 51,9 Prozent entschied sich gegen einen Verbleib. Von Fassungslosigkeit bis Zustimmung – die Reaktionen fielen weltweit unterschiedlich aus. Eine Zusammenstellung von Twitter-Meldungen.
 

Schon im Vorfeld der Wahl initiierte der deutsche Künstler und Turner-Preisträger Wolfgang Tillmans, der in London und Berlin lebt, eine Posterkampagne, mit der er für einen Verbleib in der EU warb. Viele britische Künstler und Schauspieler, darunter etwa der Sherlock Holmes-Darsteller Benedict Cumberbatch oder Daniel Craig, bekannt durch seine Rolle als James Bond, taten es ihm nach oder unterstützten ihn dabei.  
 


Unter den prominenten Befürwortern eines Brexits waren etwa Mick Jagger von den Rolling Stones, die Schauspielerin Elizabeth Hurley oder der britische Comedian und Mitbegründer der Komikergruppe Monty Python, John Cleese, der – enttäuscht von der EU – für den Brexit stimmte.   
 

Auch das Blog netzpolitik.org, dem ein Verfahren wegen Landesverrats anhing, kann dem Brexit Positives abgewinnen und bezieht sich dabei auf den Überwachungsapparat Großbritanniens.
 

Das sieht der Whistleblower Edward Snowden anders. Kurz vor dem endgültigen Ergebnis verweist er auf die Manipulierbarkeit einer Bevölkerung – vermutlich eine Anspielung auf die wirksamen Kampagnen der Pro-Brexit-Populisten.
 

Am 24. Juni verbreitet sich das Ergebnis rasch in den sozialen Netzwerken. Viele reagieren geschockt. So auch die Harry Potter Autorin Joanne K. Rowling, die sich, von der Realität eingeholt, Magie wünscht.
 

Auch der ARD-Journalist Ingo Zamperoni drückt seine Betroffenheit über den Brexit aus.
 

Der Satiriker Jan Böhmermann vom ZDF Neo Magazin Royale spielt ironisch auf das Paradox von Nationalismus in der Gemeinschaft EU an.
 

Das Internetportal Netz gegen Nazis von der Amadeu Antonio Stiftung macht auf die Folgen der Brexit-Entscheidung aufmerksam. Der wachsende Nationalismus und Populismus könne die Rechten stützen, die nicht nur in Großbritannien erstarkt sind.  
 

Das Auswärtige Amt zeigt Sinn für Humor und braucht auf den Schock hin erst einmal einen Drink in einem irischen Pub. Irland hat sich schon in den 1920er-Jahren von Großbritannien losgesagt und ist eigenständig in der EU vertreten. Nordirland hingegen nicht. Hier war die Mehrheit gegen einen Brexit. Die Queen äußerte sich zwar noch nicht offiziell zum Ergebnis, reiste aber nach dem Brexit dorthin.
 

Einen EU-Verbleib möchte auch Schottland erwirken. Die schottische Premierministerin Nicola Sturgeon macht sich für ein erneutes Unabhängigkeitsreferendum stark.
 

Die Deutsche Welle benennt mögliche Konsequenzen für Kulturschaffende und Künstler: Verluste der britischen Musik- oder Filmindustrie auf dem europäischen Markt, ein erschwerter Leihverkehr zwischen den Museen, ausbleibende EU-Fördergelder für Theater oder die Zukunft des Erasmus-Stipendiums für Hochschüler. Eine große kulturelle Gegenbewegung gab es nicht, so der DW-Kulturredakteur Stefan Dege.
 

Viele bereuen das Resultat und twittern unter den Hashtags #Bregret, #Bremain und #Breturn für eine Revision der Wahl. Andere wussten nicht, was sie taten und googelten nach dem Votum erst einmal „Brexit“ oder die Frage: „Was passiert, wenn wir die EU verlassen?“
 

Ein Twitter-User hat noch weiter recherchiert und verweist auf eine kulturgeschichtliche Parallele, den „Brexit“ von 1912. Großbritannien trat aus der Brüsseler Zuckerkonvention aus, die 1902 beschlossen wurde und den Export von Zuckerrüben zollfrei ermöglichte.
 

Die Hauptstadt London positioniert sich heute mehrheitlich gegen den Brexit. Der Kabarettist Harald Schmidt hält diese Reaktion für absurd und twittert zynisch:
 

David Lammy, Abgeordneter der Labour Party, sieht zwei Tage nach dem Referendum eine Chance, die Brexit-Entscheidung zu revidieren. Das Parlament könnte noch gegen einen Brexit stimmen, weil die Volksabstimmung nicht bindend ist.   
 

Unterdessen forderten mehr als drei Millionen Unterzeichner in einer Online Petition ein neues ‪#Brexit-Referendum. Zweifel an der Petition kamen auf, als sich herausstellte, dass jeder unterschreiben konnte – auch Nicht-Briten. Das Ergebnis spiegelt nur bedingt die mehrheitlich demokratischen Interessen wider. Doch sind nur 36 Prozent der 18- bis 24-jährigen überhaupt zur Wahl gegangen. Zum Vergleich: bei den über 65-Jährigen waren es rund 83 Prozent, wie eine Statistik von Sky Data belegt.
 

Für viele junge Leute ist das Votum ein Desaster. Noch konnten sie überall in Europa studieren, arbeiten und leben. Das könnte sich mit dem Brexit ändern. Nach den beiden Weltkriegen reifte die Idee einer europäischen Vereinigung, die Grenzen hinfällig machen und Frieden bringen sollte. Einer der Gründerväter und ehemaliger britischer Premierminister Winston Churchill sagte 1946 in seiner berühmten Rede an der Züricher Universität: „Wir müssen eine Art Vereinigter Staaten von Europa errichten.“ Darauf nimmt der Journalist Sultan Al Qassemi Bezug.
 

Für einige ist der Brexit auch ein „Weckruf“ für ein neues Europa. Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat sieht auch die EU in der Verantwortung für den Brexit und spricht dabei von der Intransparenz zu bestimmten Themen.
 

Der Bürgermeister von London, Sadiq Aman Khan, verteidigt die Diversität seiner Stadt und setzt ein Zeichen gegen Abschottung. Schon in der EU positionierte sich die Regierung Großbritanniens gegen einen Zustrom von Flüchtlingen und Migranten und setzte unter anderem die Sonderregel durch, Bürgern aus dem EU-Ausland Sozialleistungen zu verweigern. Durch den Brexit wird es Migranten und Flüchtlingen besonders erschwert, ein Leben in England aufzubauen.
 

Papst Franziskus, der die EU unter anderem für ihre Flüchtlingspolitik kritisiert, äußert sich auch zum Brexit: „Für mich steht die Einheit immer über dem Konflikt, es gibt aber unterschiedliche Weisen der Einheit. Die Brüderlichkeit ist besser als die Distanz. Und die Brücken besser als Mauern.“
 

Der Journalist Hasnein Kazim sieht in der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien und seiner heutigen Angst vor Überfremdung einen klaffenden Widerspruch.
 

Der unabhängige britische Verlag IndieBooks möchte Bücher weiterhin über die Grenzen hinaus anbieten und findet, dass der Fantasie keine solchen Grenzen gesetzt werden sollen.
 

Das British Council in Deutschland listet Aussagen von Kulturschaffenden aus verschiedenen Ländern auf. Darunter sind auch der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert und die türkische Schriftstellerin Elif Shafak, die in London und Istanbul lebt.