Podiumsdiskussion Sichere Zufluchtsorte für gefährdete Künstler: Eine Diskussion

Artist Safety Hosting Ifrah Mansour: My Aqal, Banned & Blessed, 2018 © Michael Wilson

19.09.19
19.00 Uhr

Goethe-Institut New York

Für bedrohte Künstler kann ein sicherer Zufluchtsort lebensverändernd sein. In Zeiten wo Künstlern*innen weltweit Verfolgung, Zensur, Vertreibung und Schlimmeres droht, sind Führungskräfte im Bereich Kunst, Residenzen, Rechtswesen, Menschenrechte, Immobilien und Wissenschaft in der einzigartigen Position ihre Ressourcen und ihren Einfluss einzusetzen, um sichere Zufluchtsorte für gefährdete Künstler zu schaffen.

Seit drei Jahren ist das New York City Artist Safe Haven Residency Program ein innovatives, bereichsübergreifendes Residenzprogramm für gefährdete Künstler situiert in der Westbeth Artists Community. Die Koalisationspartner des Programmes umfassen ArtistSafety.net, Artistic Freedom Initiative (AFI), Residency Unlimited, PEN America’s Artists At Risk Connection, Fordham University und Westbeth Artists Community.

Die Veröffentlichung eines Leitfadens für sichere Zufluchtsorte kennzeichnet den Aufstieg des Projektes vom Prototyp zum Programm. Der Leitfaden versammelt Reflektionen von Führungskräften der Kooperationspartner zu den Themen Geschichte, Ethik und den Erfahrungen, sichere Räume für Künstler zu schaffen in New York City und an anderen Orten. Im Zentrum der feierlichen Einführung des Leitfadens am Goethe-Institut steht ein ausdrucksstarkes Gespräch zwischen Todd Lanier Lester and Tania Bruguera sowie eine zeitgemäße Podiumsdiskussion mit Laura Raicovich, Francis Greenburger und anderen, moderiert von Prerana Reddy. Die Diskussion wird sich mit der Entwicklung von Zufluchtsorten und Residenzprogrammen für bedrohte internationale Künstler, der Rolle von Kulturinstitutionen und Philantrophie, um auf die Relevanz diese Künstler zu beschützen aufmerksam zu machen und der Wichtigkeit die freie Meinungsäußerung zu beschützen beschäftigen. Außerdem werden herausragende Schlüsselfiguren geehrt, die mit ihrer Arbeit dieses Feld unterstützt und gefördert haben zu einem politischen Zeitpunkt, an dem dies wichtiger ist, als jemals zuvor. Kopien des Leitfadens sind während der Veranstaltung erhältlich.

Das Goethe-Institut unterstützt die Arbeit des New York City Artist Safe Haven Residency Program seit geraumer Zeit. Gemeinsam mit ifa, dem Institut für Auslandsbeziehungen, hat das Institut vor Kurzem die Martin Roth Initiative gegründet, um Künstler zu schützen, die sich in ihrem Heimatland für die Freiheit der Kunst, Demokratie und Menschenrechte einsetzen und dafür verfolgt werden. Ihnen wird es ermöglicht, in Deutschland oder anderen Ländern vorübergehend Zuflucht zu suchen.

KOOPERATIONSPARTNER

ArtistSafety.net
ArtistSafety.net ist eine Mischung aus Rechtsberatung und Freiwilligennetzwerk, das in Fällen von Kunst- und Kulturmitarbeitern, die wegen ihrer Arbeit gefährdet sind, Hilfestellung bietet sowie Informationen für Projekte und Organisationen in den Bereichen Kunst, freie Meinungsäußerung, Journalismus und Menschenrechte zur Verfügung stellt.

Artistic Freedom Initiative
Geleitet von Einwanderungs- und Menschenrechtsanwälten bietet Artistic Freedom Initiative (AFI) kostenlose Rechtsberatung und -Vertretung sowie Hilfe bei der Umsiedelung von internationlen Künstlern, die in Gefahr sind. AFI widmet sich der Sicherung und Förderung von künstlerischer Freiheit, ein fundamentales Menschenrecht, das notwendig ist zur kulturellen Entwicklung sowie der Erhaltung einer freien und offenen Gesellschaft. AFI hat sich dem kulturellen Austausch verschieben, sie setzen sich außerdem für die Kunstproduktion im Exil ein, verbessern die Konditionen von Künstlern in ihren Heimatländern und beschützen deren Fähigkeit, sich selbst kreativ durch ihre Kunst zu entfalten.
 
Residency Unlimited
Residency Unlimited (RU) ist eine gemeinnützige Kunstorganisation mit Sitz in New York City, die die Kreation, Präsentation und Verbreitung von zeitgenössischer Kunst durch ihre einzigartigen Residenzen und ein ganzjähriges Kulturprogramm fördert. Mit maßgeschneiderten Residenzen sowohl für internationale wie lokale Künstler und Kuratoren bietet RU jedem Teilnehmer ein auf sie/ihn zugeschnittenes Netzwerk, Projekt/Produktions-Assistenz sowie Präsentation in der Öffentlichkeit.
 
Westbeth
Westbeth stellt bezahlbaren Lebens- und Arbeitsraum für knapp 400 Künstler und ihre Familien zur Verfügung. Auf dem historischen Campus der ehemaligen Bell Labore im West Village umfasst Westbeth einen gesamten New York City Block mit Blick auf den Hudson River und beheimatet dort das Martha Graham Center of Contemporary Dance, den The New School for Drama Masterstudiengang, die School for Poetic Computation und andere gemeinnützige Kunstorganisationen.

PEN America’s Artists at Risk Connection
Die Artists at Risk Connection (ARC), ein Projekt von PEN America, strebt die Sicherung des Rechtes auf freien künsterlischen Ausdruck an. ARC stellt Kontakt zwischen rechtlich verfolgten Künstlern und einem Netzwerk von über 600 Organisationen her, die direkte Unterstützung bieten, die Verbindungen zwischen den Verfechtern von künstlerischer Freiheit stärken und Aufmerksamkeit auf mögliche Bedrohungen für jene künstlerische Freiheit lenken.

Fordham University
Fordham University, die Jesuitenuniversität von New York, hat sich der Entdeckung von Weisheit und der Übermittlung des Lernens durch Forschung sowie hochqualitative Bildung vom Bachelor über den Master bis hin zur Berufsausbildung verschrieben. Orientiert an den Leitbildern der katholischen und jesuitischen Traditionen fördert Fordham die intellektuelle, moralische und religiöse Entwicklung ihrer Stundenten und bereitet sie auf Leitungsposition in einer globalen Gesellschaft vor.

TEILNEHMER

Rashwan Abdelbaki ist ein syrischer Künstler, der in New York lebt und der aktuelle Residenz-Künstler beim New York City Artist Safe Haven Residency Program. Seine Arbeiten beschäftigen sich mit Fragen nach Rassismus, Religion und Politik. Abdelbaki hatte bereits Einzelausstellung beim Metropolitan College Of New York, bei der George Mason University sowie in der Syra Arts Gallery. Außerdem waren seine Arbeiten Teil von Gruppenausstellung beim Queens Museum, dem Museum of Korean American Heritage, der Equity Gallery, der Elizabeth Foundation for The Arts, der ArtExpo New York 2018, dem Noyes Museum of Art, der Montoro12 Contemporary Art Gallery, der Cape Town Art Fair 2019 und anderen Ausstellungen in Vermont, London, Südkorea, Damaskus und Beirut. Er ist ein ehemaliger Fellow des Artist Protection Funds.

Tania Bruguera wurde 1968 in Havana, Cuba geboren. Als politisch motivierte Performancekünstlerin beschäftigt sie sich mit der Beziehung zwischen Kunst, Aktivismus und sozialem Wandel in Arbeiten, die sich mit dem sozialen Effekt von politischer und ökonomischer Macht auseinandersetzen. Indem sie Vorschläge und ästhetische Modelle zur Verwendung und Adaption durch Dritte kreiiert, definiiert sie sich selbst eher als Initiatorin denn als Autorin und oft ist es erst die Kollaboration mit diversen Institutionen und Personen, die die volle Ausfaltung ihres Werkes durch das Rezipieren und Weiterführen Anderer deutlich macht.

Francis Greenburger ist ein amerikanischer Bauträger, Literaturagent, Autor, Philanthrop, Aktivist und Gründer von Time Equities Inc., Art Omi, Inc. und dem Greenburger Center for Social & Criminal Justice. Er ist außerdem Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer von Time Equities Inc. Time Equities Inc. (TEI), gegründet 1966, ist seit über 50 Jahren im Immobiliengeschäft einschließlich Bauträgerschaft, Immobilien-Entwicklung und Kapitalanlagen sowie der Hausverwaltung. Greenburger ist außerdem Vorstandsvorsitzender von Sanford J. Greenburger Associates (SJGA), einer Literaturagentur, die sein Vater 1932 gegründet hat. Er ist Gründer und Vorsitzender von Art Omi, einem Skulptur- und Landschaftspark sowie Kunstzentrum, das 1992 gegründet wurde und das Residenzen an Künstler, Schriftsteller, Tänzer, Musiker und Architekten aus der ganzen Welt vergibt. Zuletzt, 2014, hat Francis Greenburger das Greenburger Center for Social and Criminal Justice ins Leben gerufen, das sich dafür einsetzt das Justizsystem sowie das geistige Gesundheitswesen zu reformieren. Zusätzlich sitzt er in Verwaltungsvorständen von diversen gemeinnützigen Organisationen und ist ein engagierter Spender in über 300 karitativen Einrichtungen.

Todd Lanier Lester ist ein Künstler, Schriftsteller und Kulturproduzent. Er lebt und arbeitet in São Paulo, von dort baut er auch – gemeinsam mit einer Gruppe von befreundeten Stadtbewohnern – Lanchonete.org aus, ein Projekt, das sich mit dem Anrecht auf die Stadt beschäftigt. Er hatte bereits Führungs- sowie und strategische Planungs-Positionen bei Global Arts Corps, Reporter sans frontiers (Reporter ohne Grenzen) und der Astrea Lesbian Justice Foundation inne. Er gründete freeDimensional, ein Netzwerk das gefährdeten Künstlern hilft, indem sie Zufluchtsorte durch Residenzen bieten. Todd ist Senior Fellow beim World Policy Institute, wo er Arts-Policy Nexus leitet, Redakteur und Direktor für Kooperationen für ArtsEverywhere in Kanadan ist und als Verwaltungsratsmitglied für Kunst-, Rechts- und literarische Organisation in Indien, Mexiko, Brasilien und die USA fungiert. Aktuell schreibt Todd an dem zwei Mal im Jahr erscheinenden Update zum Thema ‘Künstlerische Freiheit’ für die UNESCO 2005 Convention on the Protection and Promotion of the Diversity of Cultural Expressions (Abkommen zum Schutz und zur Förunderung der Vielfalt des kulturellen Ausdrucks). Außerdem koordiniert er ArtistSafety.net, eine Mischung aus Rechtsberatung und Freiwilligennetzwerk, das in Fällen von Kunst und Kulturmitarbeitern, die wegen ihrer Arbeit gefährdet sind, Hilfestellung bietet sowie Informationen für Projekte und Organisationen in den Bereichen Kunst, freie Meinungsäußerung, Journalismus und Menschenrechte zur Verfügung stellt.

Laura Raicovich ist eine in New York lebende Schriftstellerin und Kuratorin. Zuletzt hat sie Mel Chin: All Over the Place, eine Multi-Bezirk-Übersicht des Werkes des Künstlers, co-kuratiert und als Direktorin des Queens Museums fungiert. Außerdem hat sie Creative Times Global Initiatives ins Leben gerufen, war stellvertretende Direktorin der Dia Art Foundation und hatte Positionen am Guggenheim sowie beim Public Art Fund inne. Aktuell ist sie Emily H. Tremaine Journalism Fellow for Curators bei Hyperallergic, schreibt an einem Buch über Museen und Neutralität und co-kuratiert ein öffentliches Seminar mit dem Titel Freedom of Speech: A Curriculum for Studies into Darkness am Vera List Center for Arts and Politics der New School.
 
Prerana Reddy ist Programmleiterin für A Blade of Grass, ein gemeinnütziges Projekt, das sich im Feld für sozial engagierte Kunst einsetzt durch finanzielle Unterstützung für Künstler, Programme für die Öffentlichkeit und die Kreation von Inhalten. Von 2005-2018 war sie Director of Public Programs & Community Engagement beim Queens Museum in New York City, wo sie sowohl ausstellungsbezogene sowie Community-basierte Programme organisierte und Kunst im öffentlichen Raum in Auftrag gab. Zusätzlich war sie für die kulturelle Organisation einer Initiative für Anwohner von Corona, Queens zuständig, aus der sich die Kreation eines weiterhin andauernden Programms für einen öffentlichen Platz sowie für ein populäres Zentrum für neue Einwanderer entwickelt hat. 

Ashley Tucker ist AFIs Programmleiterin und dementsprechend federführend verantwortlich für die Planung und Ausführung der Programme sowie der Rechtsunterstützung gefährdeter Künstler. Tucker, die selbst viele Jahre im Ausland gelebt, gearbeitet und sich ehrenamtlich engagiert hat, hat ihre Karriere den internationalen Menschenrechten sowie der sozialen Gerechtigkeit gewidmet. Sie hat unter anderem für das United Nations Human Rights Committee in Genua, das Robert F. Kennedy Center for Justice and Human Rights, das Centre for Civil and Political Rights sowie PEN America‘s Artists at Risk Connection gearbeitet. Sie hat in Haiti geforscht und an Menschenrechtstrainings teilngenommen, hat strategische Rechtsstreits vor die Inter-American Commission on Human Rights gebracht und ehrenamtlich in El Salvador und Nicaragua gearbeitet. Tucker hat einen BA in Angewendeter Kunst von der University of Arizona sowie einen JD von der City University of New York (CUNY) School of Law. Sie ist als Anwalt in New York zugelassen.

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