David Van Reybrouck
Belgien

Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt das Portrait eines Mannes mit Brille. © Alex Vanhee (Detail)

Biografie

David Van Reybrouck ist Autor, Historiker und Archäologe. Als einer der führenden Intellektuellen Belgiens und Europas setzt er sich für die Förderung demokratischer Resilienz sowie ein umfassendes Geschichtsverständnis ein. Van Reybrouck studierte Philosophie und Archäologie an der Katholischen Universität Leuven und Cambridge und promovierte an der Universität Leiden.  

Im Jahr 2010 veröffentlichte er sein vielfach prämiertes Buch Kongo. Eine Geschichte. Für Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt (2022) wurde Van Reybrouck 2023 unter anderem mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. Mit Archivmaterial, zahlreichen Zeitzeugeninterviews und persönlichen Beobachtungen vermittelt er Kenntnisse über lokale Geschichten und Perspektiven, die in Europa sonst wenig Beachtung finden, und legt die zum Teil noch vielfach verdrängte gewaltvolle Geschichte des europäischen Kolonialismus offen. 

2011 gründete Van Reybrouck die Initiative G1000, eine Plattform für demokratische Innovation, Bürgerbeteiligung und Partizipation. Sein Werk Gegen Wahlen. Warum Abstimmen nicht demokratisch ist (2016), in dem er darlegt, wie deliberative Demokratie weiterentwickelt werden kann, fand weltweit große Aufmerksamkeit. Sein Vorschlag, per Losverfahren gewählte Bürgerversammlungen einzuberufen, stieß auf großes Interesse und löste in mehreren europäischen Ländern eine Welle von Bürgerversammlungen aus. In Deutschland wurde das Konzept der Bürgerräte 2024 mit dem „Bürgerrat Ernährung“ erstmals auf Bundesebene erprobt. Van Reybrouck wirkte in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, in Paris sowie in Brüssel an der Gestaltung der weltweit ersten ständigen Bürgerversammlungen mit. 

David Van Reybrouck war 2016–2017 DAAD-Stipendiat in Berlin. Er ist Ehrenpräsident von PEN Vlaanderen und setzt sich in dieser Rolle insbesondere für Autor*innen ein, die in ihren Heimatländern verfolgt werden. Im Jahr 2025 wurde Van Reybrouck zum Denker der Nederlanden – dem Philosophenpreisträger der Niederlande und Flanderns – ernannt. Dieser Ehrentitel wird alle zwei Jahre an Persönlichkeiten verliehen, die durch Essays, Meinungsbeiträge, Vorträge oder Interviews die gesellschaftliche Debatte in den Niederlanden und Flandern bereichern. 

Begründung der Preisvergabe

David Van Reybrouck setzt sich mit seinen streitbaren Plädoyers zu alternativen Wahlverfahren und der Einrichtung von Bürgerräten für eine Erneuerung demokratischer Prozesse ein. Seine recherchereichen Bücher über Südafrika, den Kongo oder Indonesien machen Perspektiven sichtbar, die von der westlich dominierten Geschichtsschreibung oftmals wenig beachtet werden. Der interdisziplinäre Ansatz seiner Bücher und ihr Fokus auf marginalisierte Stimmen verbinden einen klaren literarischen Stil mit einem emotionalen Zugang. Aus diesem Grund zählen sie zu den bedeutendsten Beiträgen im politischen Diskurs der Gegenwart. 
   

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