Eine Schule am Wasser – und eigenem Segelschiff
Die Schulwoche startet hier am Montagmorgen für die Lehrkräfte mit Info & fika – einer kurzen Besprechung und Kaffee. Ich traf mich schon etwas früher mit meiner Betreuungslehrerin Petra, die hier unter anderem Deutsch unterrichtet, für eine kleine Führung durch das recht beschauliche Schulgebäude. Wir starten im Aufenthaltsraum, indem man sich wirklich gerne aufhalten möchte. Durch die großen Fenster am Ende des Raumes blickt man direkt aufs Meer, vormittags scheint die Sonne wunderbar herein. Sofas und Tische laden zum Verweilen ein, die Tischtennisplatte zur Bewegungspause.
Die 1999 eröffnete Schule wirkt teilweise schon etwas in die Jahre gekommen, von moderner technischer Ausrüstung ist in den Klassenzimmern bis auf einen Beamer wenig zu sehen. Die Führung endet im Lehrer*innenzimmer und dem angrenzenden fika Raum, dem Treffpunkt für die Lehrkräfte in den Pausen – natürlich mit Aussicht aufs Wasser.
Der Schulleiter begrüßte dort das versammelte Kollegium zum Wochenstart und ich stellte mich als neuen Kollegen für die nächsten drei Monate vor. Anschließend wurden wichtige Termine der Woche besprochen. Ich konnte mich währenddessen dem Klang der schwedischen Sprache vertraut machen und widmete mich meiner Tasse Kaffee.
Bevor die Schüler*innen langsam eintrudeln und der reguläre Unterricht startet, folgen jeden Montagvormittag weitere Besprechungen der einzelnen Klassenlehrkräfte bzw. hier Mentor*innen und kurze ritualisierte Klassenratssitzungen in den einzelnen Klassen.
Aufenthaltsraum | © Robert Schwegele
Ausblick vom Fika Raum | © Robert Schwegele
Das Schulsystem in Schweden
Die Öckerö seglande gymnasieskola, oder auf Deutsch so viel wie die „Segelnde Oberschule von Öckerö“, ist wie schon am Name erkennbar ist, keine ganz normale Schule. Der Name ist Programm: neben dem Unterricht an der Schule, lernen und leben die Schüler*innen jeweils zwei Monate pro Schuljahr auf einem von Schwedens größten Segelschiffen T/S Gunilla – mehr dazu in einem eigenen Blogartikel.Das Gymnasium in Schweden ist – anders als in Deutschland – eine dreijährige Oberstufe (Klasse 10 bis 12), welche sich an die neunstufige Grundschule anschließt. Die Oberstufenschulen bieten verschiedene Programme an, die die Schüler entweder praxisbezogen auf einen Beruf oder mehr wissenschaftsbezogen auf ein Universitätsstudium vorbereiten sollen.
Mehr zum schwedischen Schulsystem hier:
Zusammen mit dem Öckerö Marine Centrum, welches direkt neben der Schule liegt, bietet die Oberschule auf Öckerö vier dieser Programme an:Berufsvorbereitend
- Praktische Seefahrt
- mit Spezialisierung „an Deck“
- mit Spezialisierung „Maschinenanlagen“ - Boots-/Schiffstechnik (Service und Reparatur)
Studienvorbereitend
- Wissenschaftsprogramm Natur
- Gesellschaftswissenschaftliches Programm
Aufgeteilt in diese Programme und die drei Jahrgangsstufen lernen derzeit an der Öckerö seglande gymnasieskola in 12 Klassen etwa 300 Schüler*innen zusammen mit 28 Lehrkräften und dem Personal der Schule (Sekretärin, Schulpsychologin, Schulärztin, Rektor und Schulberatung).
Lage der Schule | © Robert Schwegele
Bamba und Unterrichtsstart
Bevor der Nachmittagsunterricht startet, steht für die meisten Schüler*innen und auch einige der Lehrkräfte ein Spaziergang zur einige hundert Meter entfernten Grundschule im Ort an. In der dort ansässigen Mensa, hier Bamba genannt, erhalten die Lernenden ein kostenloses Mittagessen: Salatbüffet und ein Gericht, heute gleich mal Köttbullar, und eine vegetarische Alternative – dazu gibt’s immer Knäckebrot und ein Glas Milch. Manche Klischees kommen nicht von ungefähr.Am Nachmittag begleitete ich die zwei Deutschlehrerinnen Petra und Kiki in ihren Unterricht und lernte drei der vier kleinen Deutschlerngruppen in den Klassen 10 und 11 (Tysk 3 und Tysk 4) kennen. Mehr zum Deutschunterricht an der Schule gibt’s im nächsten Blogartikel.
Spaziergang zur Bamba | © Robert Schwegele
