Mit der Abreise der Deutschgruppe 3 auf das Segelschiff kam es zur Situation, dass an Donnerstagen kein „Sprachunterricht Deutsch“ auf dem Stundenplan stand. Um meine Anwesenheit trotzdem zu nutzen, kam Petra auf die Idee, an diesem Tag den Unterricht ihres Ehemanns David an einer Grundskola in Göteborg zu unterstützen. Ihr Mann David arbeitet dort an der English School of Gothenburg und unterrichtet die Jahrgangsstufen 6 bis 9 im Fach Deutsch.
Ich war sofort angetan von dieser Idee, konnte ich so eine weitere Schulart und weitere Deutschlerner*innen in unterschiedlichem Alter und Niveaus kennenlernen. Insgeheim war ich außerdem froh über ein bisschen Abwechslung von der Insel. So landschaftlich schön und ruhig das Leben dort ist, ein bisschen mehr Stadttrubel konnte ich gut vertragen.
Auch David war froh über die Möglichkeit meines Besuchs und so machte ich mich nun an den Donnerstagen auf den Weg zur English School im Westen der Stadt Göteborg. Bei gutem Wetter mit dem Fahrrad, ansonsten mit dem Bus und der Straßenbahn – natürlich zuvor jeweils mit Fährüberfahrt aufs Festland.
The English School of Gothenburg (ESG) gibt es bereits seit 1958. Sie ist eine sogenannte friskola, also eine „freie Schule“ oder „unabhängige Schule“. D.h. sie wird von einem anderen Träger als der Kommune betrieben – im Fall der ESG ist das eine Stiftung. Die Schule ist jedoch keine Privatschule. Sie wird aus öffentlichen Mitteln finanziert und ist somit gebührenfrei.
Die ESG besuchen Kinder und Jugendliche vom Vorschulalter (ab 3 Jahren) bis zur neunten Klasse. Sie befolgt den schwedischen Lehrplan, legt dabei aber gleichzeitig einen starken Fokus auf die englische Sprache. Die Schüler*innen sollen die Schule möglichst zweisprachig abschließen, um so bestens auf internationale Bildungs- und Berufswege vorbereitet zu werden.
Am ersten Tag an der English School erwarteten mich drei Unterrichtsstunden mit den Klassen 6, 8 und 9. Ich war gespannt. Nach einer kurzen Führung durch das große Schulgebäude, viel Gewusel im Pausenhof in der Vormittagspause und einer Tasse Kaffee im Lehrer*innenzimmer, ging es auch schon los.
Auch an dieser Schule setzt sich der momentane Trend zu Spanisch als Zweitsprache fort: Kleine Deutschlerngruppen mit jeweils etwa zehn Lernenden. Einerseits schade, anderseits sehr angenehm zu unterrichten.
In Klasse 8 und 9 starteten wir mit ein paar Übungen zum gegenseitigen Vorstellen. Die Schüler*innen waren sehr interessiert und stellten einige Fragen zu meiner Person und zur Schule in Deutschland. Trotz den Versuchen auf das Englische auszuweichen, versuchte ich sie zu motivieren, es mit Deutsch zu versuchen. Besonders gespannt war ich auf die Gruppe aus Klasse 6. In Deutschland unterrichtete ich zuletzt nämlich genau dieses Alter.
Sie erwarteten mich mit großer Vorfreude und es folgte eine sehr lebendige und lustige Stunde in der sie mir zeigten, was sie in den fünf Monaten mit Deutsch als Fremdsprache schon alles wussten. Wir beendeten die Stunde mit dem Spiel Ameisenbär, mit welchem man die Sätze „Ich bin …“ und „Wer bist du?“ spielerisch wiederholen kann. Das Wort „Ameisenbär“ war jetzt auf jeden Fall erstmal im Gedächtnis. Ich freute mich auf die kommenden Donnerstage.
Autor
Robert, Mittelschullehrer im Allgäu (Deutsch, Englisch, Musik und Sozialkunde) besuchte von März bis Juni 2025 die Öckerö seglande gymnasieskola an der Westküste von Schweden.