Ein Abschluss und zwei Deutschprojekte
Juni | © Robert Schwegele
Ta studenten an der ÖSG
Ta studenten — so nennen die Schwed*innen den besonderen Tag, an dem die Schüler*innen der 12. Klassen ihr Schulende feiern. Auch an der Öckerö seglande gymansieskola wird dieser Tag zelebriert. Nach einem frühmorgendlichen Sektfrühstück und anschließendem Fotoshooting werden die Absolvent*innen, mit ihren traditionellen Seemannsgewändern mit einem Trommelzug zum Saal neben der Schule geführt. Dort erwartet sie dann ein Programm mit Musik, Sketchen und Reden von Mentor*innen, Schüler*innen und weiteren Lehrkräften der Schule. Im Hof versammeln sich währenddessen Verwandte, um die frischgebackenen Absolvent*innen nach der Zeugnisübergabe in Empfang zu nehmen (utsläpp). Anschließend bringt die Schüler*innen ein Schiff nach Göteborg. Zusammen mit Schüler*innen anderer Schulen fahren sie dann mit einem offenen LKW durch die Stadt und feiern mit lauter Musik das Schulende.
Ta studenten | © Robert Schwegele
Der Superhit: Umtahemd
Auch die Deutschgruppen wollten für das Programm des Abschlusstages einen Beitrag beisteuern. Wobei bei manchen Schüler*innen am Anfang noch Skepsis über eine musikalische Einlage herrschte. Betreuungslehrerin Petra hatte auch schon eine Idee für den Song: Im Frühjahr machten die Deutschgruppen beim sogenannten „Superhit“ mit – eine super Sache organisiert vom Verband der Sprachlehrer*innen:Beim Superhit werden vier Wochen lang jede Woche zwei deutschsprachige Songs vorgestellt. Die teilnehmenden Schüler*innengruppen hören sich die Songs im Unterricht an, sprechen über die Lieder und stimmen ab, welcher der beiden Songs in die nächste Runde gehen soll. Gewinner dieses Jahr: die Schweizer Band Fäaschtbänkler mit ihrem Lied Umtahemd.
Und genau diesen Song wollten wir einstudieren. Wie der Titel „Umtahemd“ schon vermuten lässt, handelt das Lied von einem Kleidungsstück, welches in Deutschland ähnlich beliebt ist wie Sandalen oder Daunenjacken: dem Unterhemd. Die Band verpackt den Text in ein musikalisches Gewand aus Blasmusik (umpa umpa) und Techno (umz umz), weshalb aus dem Unterhemd das „Umta, Umta, Umta, Umtahemd“ wird. Es wechselt zwischen ruhiger Strophe und fetzigem Refrain und kam in den Lerngruppen sehr gut an.
Deutscher Musikunterricht | © Robert Schwegele
„Junge, denk an das Umtahemd”
In den zwei Wochen vor der Aufführung wurde ein Teil der Deutschstunden für die Arbeit am Lied reserviert. Wir wiederholten schwierige Textstellen, verteilten die Gesangseinsätze und übten mit Gitarrenbegleitung Strophe und Refrain.Durch die Unterstützung von zwei Lehrerkräften am Schlagzeug und Bass, einer Schülerin am Klavier sowie einem Schüler an der Gitarre hatten wir eine richtige Band zusammen, um den Song zu begleiten.
Auch ein passendes Outfit war schnell gefunden: weiße Unterhemden findet man auch in Schweden.
Trotz anfänglicher Skepsis standen am Ende alle Deutschlernenden auf der Bühne und holten sich ihren Applaus für den gelungen Auftritt ab.
Ich bin mir sicher, dass sich die Schüler*innen an einige der Textzeilen noch lange erinnern werden.
Umtahemden | © Robert Schwegele
Briefprojekt mit Klasse 8 und 9 an der ESG
Auch an meiner zweiten Einsatzschule, der English School of Gothenburg, ging es bereits in den Schuljahresendspurt. Die wenigen verbleibenden Nachmittagsstunden in Klasse 6 nutzte ich um verschiedene Vokabelspiele zu testen. In Klasse 8 und 9 blieb noch etwas mehr Zeit — hier wollte ich zusammen mit Deutschlehrer David ein kleines Projekt umsetzen.Ich merkte, wie motivierend meine Anwesenheit als „realer“ Deutscher für die Lernenden wirkte. Wieso also nicht noch mehr Kontakt zu Muttersprachler*innen herstellen? Am Besten zu Jugendlichen im gleichen Alter. Ich nutzte die Kontakte zu meiner letzten Arbeitsstelle an der Mittelschule Ottobeuren und fragte bei der Klassenleiterin einer 8. Klasse nach: Habt ihr Lust auf einen Briefaustausch mit 20 Deutschlerner*innen der 8. und 9. Klasse der ESG? Sowohl Lehrerin als auch Klasse hatten Lust auf dieses Briefprojekt!
Da die restliche Schulzeit begrenzt war und ich nicht sicher war, wie lange die Post von Deutschland nach Schweden benötigt, startete das Projekt sofort.
Input zur „Schule in Deutschland“ und fleißiges Schreiben
Vor dem eigentlichen Schreiben bereitete ich die Gruppen auf die Empfänger*innen ihrer Briefe vor. Ich zeigte ein paar Bilder aus dem Schulalltag und die Schüler*innen entdeckten Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Hier entstanden bereits erste Ideen für den Inhalt der Briefe.Zusammen mit dem Deutschlehrer David wurde wiederholt, wie man sich vorstellt (Wohnort, Familie, Hobbys etc.) und welche Fragen man im Brief stellen kann. Dann ging es ans Schreiben. Mit Hilfe von Wörterbüchern erstellten die Lernenden Briefentwürfe, lasen sie sich gegenseitig vor und überarbeiteten sie nach einer Korrektur von David. In einem großen Briefumschlag wurden die Briefe schlussendlich losgeschickt auf ihren Weg in den Süden Deutschlands. Und zur großen Freude kamen in der vorletzten Schulwoche bereits die Antwortbriefe aus Deutschland in Schweden an.
Gruppenfoto und Briefe | © Robert Schwegele
Das Briefprojekt war auf jeden Fall ein schöner Abschluss meiner Zeit an der ESG. Es wäre schön, wenn ein paar Brieffreundschaften entstehen.