Interview mit Alexander Opitz
Theaterverbände der freien Szene

Alexander Opitz - Podiumsdisskision
Alexander Opitz - Podiumsdisskision | Foto: Heinrich-Böll-Stiftung - Creative Commons

Alexander Opitz ist Vorsitzender des Bundesverbandes Freier Theater und des Landesverbandes Freier Theater in Baden-Württemberg. Er engagiert sich aktiv für einen Ausstausch zwischen der  freie Theaterszene in Bulgarien und Deutschland.

Das Freie Theater hat es auch in Deutschland nicht leicht. Allerdings hat sich die Lage in den letzten Jahren verbessert. Wie wurde das erreicht und was ist Ihr persönlicher Beitrag?

In erster Linie liegt diese Entwicklung an der Qualität des Freien Theaters. Zudem wurden in einigen Bundesländern die Fördermittel deutlich erhöht.

Meine Aufgabe ist es, zwischen Theatern und Politik zu vermitteln. Es geht darum, die Qualität der Arbeit, die Arbeitsweise und die Lebenssituation der Künstler zu verdeutlichen. Außerdem muß das Zuschauerpotential aufgezeigt werden.

Das wichtigste Mittel hierfür ist die Statistik  – und zwar nicht die geschönte Statistik, sondern die reale. Der Verband Freier Theater hat deswegen seine eigene Berechnungsweise entwickelt, die vom Landesamt für Statistik in Baden-Würtemberg geprüft wurde. Wir tragen, in Zusammenarbeit mit den Gruppen, die statistischen Werte zusammen.

Wie setzten Sie diese Statistiken ein?

Für einen fairen Vergleich der Fördermittel von Stadttheatern und von Freien Theatern. Ungefähr 80% des Gesamstetats eines Theaters werden für Verwaltung und Betriebskosten ausgegeben. Anstatt die Gesamtetats zu vergleichen, schauen wir auf die künstlerischen Etats.

Wir haben festgestellt, dass die freie Szene stark unterfinanziert ist. Das steht in Kontrast zum Leistungspotential des Freien Theaters. In Baden-Württemberg zum Beispiel haben die Freien Theater die Hälfte der Zuschauer, aber bei Weitem  nicht die Hälfte des künstlerischen Etats. Eine solche Argumentation versteht auch die Politik.

Seit mehreren Jahren engagieren Sie sich für die freie Theaterszene in Bulgarien. Wie kam es dazu?

2006 habe ich in Sofia einen Vortrag über das Freie Theater in Deuschland gehalten. Das war nach der Aufführung der Hamletmaschine, einer deutsch-bulgarischen Kooperation. Die darauffolgende Disskussion dauerte zwei Stunden. Das freie Theater in Bulgarien ist hochprofessionell und internanional konkurrenzfähig, aber die Arbeitsbedingungen sind schwierig. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Bulgarien für das freie Theater keine staatliche Föderung. Finanzielle Mittel konnte man nur bei der Gemeinde Sofia beantragen. Zwei Jahre später hat sich die bulgarische freie Szene dann in einem Verband zusammengeschlossen.

Wie würden Sie heute die Situation der freien Szene in Bulgarien einschätzen?

Deutlich besser als vor vier Jahren, denn sie bekommen auch vom Staat eine Förderung. Poblematisch ist, dass die Fördersumme nicht fixiert ist und von Jahr zu Jahr variiert. Außerdem sollte die Ausschreibung immer im Januar stattfinden und nicht Mitte oder Ende des Jahres. Die freien Theatergruppen brauchen mehr Plannungssicherheit.