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Im Gespräch mit Hristiana Raykova
Bulgarische Namen im deutschen Kino: Hristiana Raykova

Still aus „Die Grube“
Still aus „Die Grube“ | Foto: © Johannes Greisle

Hristiana Raykovas Diplomfilm „Die Grube“ trat in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ im Rahmen der 69. Berlinale (2019) an. Der Film wurde im Juli 2020 im Rahmen der diesjährigen Sommer-Sonderausgabe des Sofia Film Festivals dem bulgarischen Publikum vorgestellt. „Die Grube“ ist einer der drei deutschen Filme von bulgarischen Regisseur*innen, die dieses Jahr auf dem Festival gezeigt wurden. Wir haben mit allen drei Regisseurinnen gesprochen, um mehr über ihre Filme und die aktuellen Entwicklungen im Kinobusiness unter den momentanen Sonderbedingungen zu erfahren.

Von Simona Ganeva

Wie werden heute in Deutschland Filme gemacht?

Mit Geld, Kontakten, Wille, Geduld, mit guten Ideen und einem guten Team, mit Ausdauer und starken Nerven.

Was war Ihr Schaffensweg von der Geburtsstunde der Idee für den Film „Die Grube“ bis hin zu seiner Realisierung auf der Leinwand?

Die Idee für „Die Grube“ entstand während eines Spaziergangs an der Strandpromenade in Varna. Ich wollte mich für ein Studium an der Filmuniversität Konrad Wolf bewerben und suchte nach einem passenden Projekt, mit dem ich mich bewerben und während des Studiums realisieren könnte. Und da sah ich die Grube. Ihre Existenz war mir zwar immer bewusst gewesen, aber dieses Mal erschien sie mir auf eine andere Weise. Ich sah einen einzigartigen Ort, der nicht nur optisch anziehend, sondern auch durch seine Bedeutung für die Besucher interessant ist – es ist nicht nur ein Erholungsort, sondern ein Ort des sozialen Austausches. Etwas von diesen süßen Dingen im Leben, die kein Geld kosten. Nach dieser „Entdeckung“ begann die Arbeit für den Film, die drei Jahre dauerte bis zur Premiere in der Sektion Perspektive Deutsches Kino der Berlinale.
 
Welche RegisseurInnen (und/oder Filme) habe sie zum visuellen Stil Ihres Filmes inspiriert?


Ich mag die Visualität der Filme von Stanisław Muha, Michael Glawogger und Ulrich Seidl. Ich mag auch sehr die Nähe zu den Charakteren, die Laurentia Genske und Robin Humboldt im Film „Am Kölnberg“ leisten oder Hanna Polak in „Julas Welt“. Aber dem Kameramann Johannes Greisle und mir war klar, dass wir unseren eigenen visuellen Modus finden müssen, einen Modus des Erzählens, einen Modus der Kommunikation mit den Charakteren, unabhängig von diesen Inspirationen.

Still aus „Die Grube“ Still aus „Die Grube“ | Foto: © Johannes Greisle
Einer der großen persönlichen Kämpfe des modernen Menschen ist die Sehnsucht nach Veränderung, die aus irgendeinem Grund niemals eintritt. Wir können diesen inneren Widerspruch in der einen oder anderen Form in den Figuren in Ihrem Film wiederfinden. Denken Sie, dass die aktuelle Ausnahmesituation als Chance für eine solche Veränderung gesehen werden kann, die unser Leben tatsächlich vollständig verändert?

Die kritische Masse von jungen und intelligenten Menschen, die auf die Straße gehen und Veränderung wollen, geben mir Hoffnung, dass diese Veränderung früher oder später auch eintrifft. Es sind nicht nur die Menschen auf den Barrikaden in Sofia, es ist auch die Black Lives Matter Bewegung und Friday for Future. Ihre Forderungen zielen meiner Meinung nach nicht nur auf pragmatische Entscheidungen und Gesetzesänderungen ab, sondern auch auf Veränderung im Bewusstsein.
 
Wie hat sich die Pandemie auf die Verbreitung des Films „Die Grube“ ausgewirkt? Was sind Ihrer Meinung nach die Chancen und Herausforderungen, vor denen er angesichts der Voraussetzungen steht, unter denen wir für eine unbekannte Zeit leben werden?

Da das aktive Festivaljahr des Filmes 2019 war, hat die Pandemie sich nicht sonderlich auf die Verbreitung ausgewirkt. Nur die Filmvorführung am Sofia Film Fest musste verschoben werden, was schade war, aber trotzdem gab es während den letzten Festivalwochen die Möglichkeit, den Film online zu schauen. Es gab auch eine Filmvorführung im Dom na Kinoto in Sofia.

Beschreiben Sie in einem Satz, warum wir Ihren Film schauen sollten.

Schauen Sie „Die Grube“, wenn Sie einen sinnbildlichen Ort in Varna kennenlernen möchten, wenn Sie sich mit seinen authentischen und charmanten Besuchern vertraut machen und verstehen wollen, wie das Schicksal dieses Mineralbeckens sich mit dem Schicksal der Menschen verflechtet.
 
Hristiana Raykova Foto: © privat Hristiana Raykova wurde 1985 in Varna geboren und besuchte dort das erste Fremdsprachen-Gymnasium. Sie schloss einen Bachelor in Politikwissenschaften an der Universität Bielefeld und einen Bachelor of Media Production an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe ab. Sie erhielt einen Master in Dokumentarfilmregie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf mit dem Film „Die Grube“. 2009 gründete Raykova zusammen mit ihrer Partnerin Lisa Block die pöapö filmproduktion, mit der sie eigene Filmprojekte sowie kommerzielle Aufträge realisieren. Seit 2009 arbeitet Hristiana Raykova als freischaffende Videografin und Cutterin.

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