Was gibt es Neues in der deutschen Literaturszene? Wir informieren Sie über aktuelle Ereignisse, zu entdeckende Autor*innen, Neuerscheinungen und Übersetzungen ins Französische.
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Vom 27. bis 30. März 2025 fand die Leipziger Buchmesse, das große literarische Frühjahrstreffen Deutschlands, statt. Ein wichtiger Höhepunkt war wie jedes Jahr die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse, einer der renommiertesten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum. Dieses Jahr wurden Kristine Bilkau in der Kategorie Belletristik, Irina Rastorgueva in der Kategorie Sachbuch/ Essayistik und Thomas Weiler in der Kategorie Übersetzung geehrt.
Im Folgenden präsentieren wir Ihnen den Gewinnertitel von Kristine Bilkau sowie die Bücher der Finalist*innen. Außerdem bieten wir Ihnen einen Überblick über einige weitere spannende Neuerscheinungen und französische Übersetzungen.
Annett, Ende vierzig, lebt seit vielen Jahren auf einer Halbinsel im nordfriesischen Wattenmeer. Ihre Tochter Linn, Mitte zwanzig, ist nach dem Abitur voller Energie in die Welt gezogen, hat sich in schwedischen und rumänischen Wäldern als Umweltvolontärin engagiert, arbeitet für ein Aufforstungsprojekt. Für Annett ist ihre Tochter die Verkörperung von Hoffnung, Sinn und Zukunft. Doch auf einer Tagung kippt Linn um, Kreislaufzusammenbruch, Erschöpfung. Annett holt sie für eine Woche zu sich nach Hause. Aus einer werden zwei, dann drei Wochen, dann Monate. Zerrieben zwischen Leistungsdruck und Sinnsuche, scheint Linn mit Mitte Zwanzig an einem Nullpunkt. Annett fühlt sich hilflos angesichts der Antriebslosigkeit ihrer Tochter. Mit der Zeit brechen Konflikte auf, zwischen Mutter und Tochter, aber auch zwischen zwei Generationen. Die eine muss die Lebenswirklichkeit der anderen neu verstehen lernen.
Kristine Bilkau, 1974 geboren, studierte Geschichte und Amerikanistik in Hamburg und New Orleans. Bereits ihr Romandebüt Die Glücklichen (Luchterhand, 2015) wurde mit dem Franz-Tumler-Preis, dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Mit ihrem Roman Nebenan (Luchterhand, 2022) stand sie bereits auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Kristine Bilkau lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Esther Dischereit, MaroVerlag, Oktober 2024 Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse
Eine Frau erhebt sich endlich aus ihrem Bett. Aus der Sicht ihrer jüngeren, jüdisch-liberalen Schwester und deren jüdisch-orthodoxen Sohn entfaltet sich die Vergangenheit eines versteckten jüdischen Kindes. In einem vielstimmigen Familienszenario führt das Buch durch die Schrecken des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.
Wolf Haas, Hanser Verlag, Januar 2025 Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse
Franz Escher wartet auf den Elektriker – seine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo. Elio sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Entlassung. Auch er liest ein Buch: Es handelt von Franz Escher, der auf den Elektriker wartet – wegen einer Steckdose mit Wackelkontakt.
Christian Kracht, Kiepenheuer & Witsch, März 2025 Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse
In der kleinen schottischen Stadt Stromness auf den Orkney-Inseln lebt Paul, ein Schweizer Dekorateur und Inneneinrichter. Als er von einem Design-Magazin einen ungewöhnlichen, aber lukrativen Auftrag aus Norwegen erhält, begibt er sich auf eine Reise, die ihn an die Grenzen seiner Welt – und darüber hinaus – führt.
Cemile Sahin, Aufbau Verlag, September 2024 Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse
In ihrem Roman, inszeniert wie ein Actionfilm, erzählt Cemile Sahin von einer Familie, die zwischen den Niederlanden und Kurdistan gefangen ist und für die sich plötzlich alles ändert. Spurlos verschwundene Gemälde nach einem Kunstraub, eine kurdische Hochzeit, abgefeuerte Schüsse – eine Geschichte von Liebe und Verrat, Freundschaft und Exil.
Heinz Strunks Hommage an Thomas Manns Zauberberg erzählt von dem jungen und erfolgreichen Jonas Heidbrink, den es aufgrund seines angeschlagenen Gesundheitszustands in eine Klinik nach Mecklenburg-Vorpommern verschlägt. Während er den wirtschaftlichen Niedergang der Klinik miterlebt und Fremde zu Freunde werden, ereignet sich in den umliegenden Sümpfen ein mysteriöser Unfall.
Franzobel erzählt die fesselnde Geschichte der Eroberung des Nordpols. Der Roman folgt der dramatischen Reise des neunjährigen Minik, der 1897 von Robert Peary nach New York gebracht wird und dessen Erlebnisse für große Schlagzeilen sorgen. Seine Geschichte wird zum Zeugnis des Überlebenswillens eines Volkes.
Christoph Ransmayr, S. Fischer Verlage, November 2024
Wie in einem klassischen Fotoalbum erzählt Christoph Ransmayr 70 Geschichten seines Lebens in Form von Mikroromanen, die jeweils mit einer Schwarzweißfotografie verknüpft sind. Dabei überfliegt er Kontinente und Zeiten und fängt Augenblicke der Wirklichkeit und Fantasie ein.
Fern von zuhause begegnet eine Frau einem katalanischen Schriftsteller. Diese leidenschaftliche Affäre verändert ihre Perspektive und Denkweise. Eine kühne Idee nimmt Gestalt an: Sie will ihre Familie verlassen, um Schriftstellerin zu werden. Jahre später trifft sie den Katalanen wieder. Der Abschluss von Julia Schochs erfolgreicher Trilogie.
Daniel Kehlmann, Actes Sud, Februar 2025
Übersetzung von Juliette Aubert-Affholder
Originaltitel: Lichtspiel
In seinem neuesten Roman beschäftigt sich Kehlmann mit dem Schicksal eines der bedeutendsten Regisseure seiner Zeit, Georg Wilhelm Pabst, insbesondere mit seiner Rückkehr nach Nazideutschland im Jahr 1939 nach einem erfolglosen Aufenthalt in Hollywood. Wie wird er sich an die herrschende Macht anpassen? Ein großer Roman über Kunst und Macht, Schönheit und Grausamkeit.
Wolfgang Hermann, Verdier, März 2025
Übersetzung von Olivier Le Lay
Originaltitel: Fliehende Landschaft
Nach einem Herzanfall im Krankenhaus, zwischen Leben und Tod schwebend, kommen einem gequälten Schriftsteller in einem inneren Monolog von ergreifender Intensität neue und alte Erinnerungen auf. Die Trennung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Kindheit und Erwachsensein, verschwimmt schließlich.
Brigitte Reimann, Métailié, Februar 2025
Übersetzung von Françoise Toraille
Originaltitel: Die Geschwister
Dieser bedeutende Klassiker der ostdeutschen Literatur wird erstmals in ungekürzter Version veröffentlicht, nachdem sein Manuskript im Jahr 2021 zufällig in einem versteckten Schrank gefunden wurde. Kraftvoll, elegant und geistreich erzählt er die Geschichte der jungen Elisabeth, die 1961 erfährt, dass ihr Lieblingsbruder in den Westen ziehen möchte.
Friederike Mayröcker, Atelier de l’Agneau, Januar 2025
Übersetzung von Anne Kubler
Originaltitel: Das Herzzerreißende der Dinge
Diese Gedichtsammlung der Wiener Dichterin ist als Fortsetzung einer Biografie konzipiert, die mit der vorherigen Sammlung Reise durch die Nacht in derselben Schreibweise begonnen wurde. Die Autorin betrachtet die Welt mit geschärfter Wahrnehmung und zeigt großes Interesse am Beobachteten.
Peter Flamm, Denoël, März 2025
Übersetzung von Peggy Rolland
Originaltitel: Ich?
Berlin, 1918: Ein Mann kehrt vom Schlachtfeld heim und übernimmt seine alte Stelle als Chirurg und Familienvater. Doch er ist nicht mehr derselbe wie zuvor: Er hat die Identität eines Toten aus den Schützengräben angenommen. Eine bedeutende Wiederentdeckung der deutschen Literatur der 1920er Jahre, die Kriegstraumata und Identitätsstörungen thematisiert.
Wilhelm Raabe, Circé, Januar 2025
Übersetzung von Laurent Cassagnau
Originaltitel: Die Akten des Vogelsangs
Wilhelm Raabes Spätwerk, das eine nachhallende Ähnlichkeit zu seinem ersten Roman Die Chronik der Sperlingsgasse aufweist, erkundet die Mechanismen des Gedächtnisses. Der große deutsche Romanautor des 19. Jahrhunderts stellt eine erfolgreiche, aber einengende bürgerliche Existenz dem Reiz eines ungebundenen Künstlerlebens gegenüber, in dem man riskiert, sich zu verlieren.
Dana Grigorcea, Les Argonautes, März 2025
Übersetzung von Elisabeth Landes
Originaltitel: Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen
Im Jahr 1926 kommt ein Pariser Bildhauer nach New York, um sein Werk auszustellen, doch die Zollbeamten verweigern seinem Bronzevogel den Status eines Kunstwerks. Ein Gerichtsverfahren beginnt. Ein Jahrhundert später versucht eine junge Schriftstellerin, ihr Buch über diesen Bildhauer zu vollenden. Ein Roman über die unzertrennliche Verbindung von Kunst, Liebe und Leben, inspiriert von Brancusis Prozess.
Dörte Hansen, Stock, März 2025
Übersetzung von Elisabeth Landes
Originaltitel: Zur See
Auf einer kleinen, windgepeitschten Insel ist das Schicksal der Familie Sanders untrennbar mit der Nordsee verbunden. Dort hat die Frau eines Kapitäns ihre drei Kinder allein großgezogen: den Ältesten, der von den Geistern seiner Walfänger-Vorfahren heimgesucht wird, die rebellische jüngere Tochter und den Jüngsten, der als erster Mann in der Familie nicht von der Seefahrt träumt. In dieser Welt, die zwischen Tradition und Moderne zerrissen ist, sucht jeder nach seinem Platz – bis sich eine Katastrophe ereignet.
Hier finden Sie Übersetzungen von Werken deutschsprachiger Literatur, die vor Kurzem auf dem französischen Markt erschienen sind oder in den kommenden Monaten erscheinen werden.