Film Wir sind jung. Wir sind stark.

Wir Sind Jung, Wird Sind Stark Stephan Rabold

Mi, 24.02.2016

19:00 Uhr

Goethe-Institut London

Wir sind jung, wird sind stark | Standfoto: Stephan Rabold



Rostock-Lichtenhagen in der ehemaligen DDR, August 1992. Mehrere Tage der Belagerung eines überfüllten Asylantenheims kulminieren in einem Brandangriff auf eine danebengelegene Unterkunft für vietnamesische Vertragsarbeiter. Molotov Cocktails fliegen in das Gebäude und setzen es in Brand, hunderte von Randalierern attackieren das Gebäude, angefeuert von einer begeisterten Menge. Die Polizei zieht sich zeitweise zurück. Welche Haltungen und Umstände zu diesem Angriff geführt haben könnten, versucht sich der Regisseur Burhan Qurbani in seiner Rekonstruktion der Ereignisse vorzustellen. Dabei konzentriert er sich auf die Perspektiven einer Gruppe Jugendlicher, eines Politikers und einer der vietnamesischen Migrantinnen. Nüchtern und mit strengen schwarz-weiß Bildern folgt der Film dem zeitlichen Ablauf der Ereignisse und entwirft eine mögliche Konstellation aus Langeweile, Perspektivlosigkeit, Ohnmacht und Verdrängung, die sich schließlich in Wut und Gewalt entlädt.
 
Die Idee für Burhan Qurbanis fesselndes Drama entstand lange bevor die aktuelle Flüchtlingskrise begann, die Medien zu beherrschen. Der Film erinnert daran, dass schon in den frühen 1990er Jahren hunderttausende von Flüchtlingen nach Deutschland kamen und bei vielen auf Ablehnung stießen. Die Anfeindungen kulminierten in gewalttägigen Angriffen auf Asylanten, Flüchtlinge und Immigranten in ganz Deutschland. Bei Brandanschlägen auf Häuser türkischer Familien in Mölln (November 1992) und Solingen (Mai 1993) kamen fünf Menschen ums Leben. Zehn Menschen starben, als 1996 eine Unterkunft für Asylanten in Lübeck angezündet wurde. Eine heftige Debatte über die deutsche Asylgesetzgebung entbrannte. Niemand kam in Rostock-Lichtenhagen ums Leben, aber die dortigen Gewaltvorgänge gelten bis heute als besonders emblematisch, da sie sich über Tage hinzogen und sich vor den Augen einer offensichtlich stark fremdenfeindlichen applaudierenden Öffentlichkeit abspielte.
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Deutschland 2014, sw / Farbe, 128 Min. Mit englischen Untertiteln.

Regie: Burhan Qurbani. Mit Jonas Nay, Trang Le Hong, Devid Striesow, Joel Basman, Saskia Rosendahl, Paul Gaebler, David Schuetter, Jakob Bieber, Gro Swantje Kohlhof, Mai Duong Kieu, Aaron Le, Larissa Fuchs, Axel Pape, Thorsten Merten, Katrin Kaspar.

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