Lesegruppe deutscher Literatur Nikolaikirche

Mi, 16.12.2020

16:30 Uhr – 18:00 Uhr

Genua Online per Zoom

Lesezeit / 3. Termin / Saison 2020 - 2021

Unser drittes Treffen ist dem Roman Nikolaikirche von Erich Loest gewidmet, der 1995 erschien und im Wesentlichen in Leipzig und Umgebung zwischen März 1985 und dem 9. Oktober 1989 angesiedelt ist. Der Leser erlebt gemeinsam mit der Leipziger Familie Bacher den Niedergang des Systems der DDR.

Im Mittelpunkt des in Episoden aus unterschiedlicher Perspektive erzählten Romans stehen Sascha Bacher, Hauptmann beim Ministerium für Staatssicherheit, sowie seine ältere Schwester Astrid Protter. Eltern, Tochter und Sohn vertreten unterschiedliche politische Meinungen – der Riss, der die DDR bersten lässt, geht mitten durch die Familie. Die Handlung greift weit in die Vorgeschichte des 9. Oktober 1989. Auf alles war die Staatsmacht vorbereitet, nur nicht auf Widerstand mit Gebeten und Kerzen. Von den Friedensgebeten in der Leipziger Nikolaikirche aus wuchs der Wille zur Freiheit.

Erich Loest, geboren 1926 in Sachsen und 2013 in Leipzig gestorben, gilt als bedeutender Vertreter der realistischen deutschsprachigen Literatur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wurde mehrfach ausgezeichnet. Am Anfang seiner schriftstellerischen Tätigkeit standen simple Polit- und Kriminalromane. In seinen nachfolgenden Werken wurde Loest zunehmend kritischer gegenüber den Verhältnissen in der DDR. Im Jahr 1979 geriet er in Konflikt mit der Staatsführung der DDR, da er sich für Entschärfung der Zensur engagierte und wurde von der Stasi überwacht, bis er 1981 in die Bundesrepublik übersiedelte. 1990 siedelte er nach Leipzig über, war Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und thematisierte vorwiegend die Zustände der DDR, die deutsche Teilung und Wiedervereinigung.

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