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Omsker „Chudprom“

Straßenperspektive. Architekturzeichnung. Omsk. Autor: A. W. Linezki // 1920-er Jahre
© M.-A.-Wrubel-Museum

​Die Entstehung der Hochschule für Architektur in Sibirien ist mit der Sibirischen Technologischen Hochschule (STH) verbunden. In den 1920er‑Jahren existierte neben der Sibirischen Technologischen Hochschule in Tomsk ein weiteres Bildungszentrum in Omsk, und zwar die Fachschule für Kunst und Industrie beim Volkskommissariat für Bildung („Chudprom“). Die Absolvent*innen und Lehrkräfte von Chudprom und STH kamen Anfang 1930er‑Jahre nach Nowosibirsk, wo die Staatliche Universität für Architektur und Bauwesen Nowosibirsk gegründet wurde, um eine regionale Hochschule für Architektur zu bilden.

Über Chudprom gelangte das Bildungsprogramm der Höheren Künstlerisch-Technischen Werkstätten (WChUTEMAS) nach Sibirien. Pjotr Russinow begann gleich nach dem Abschluss der Fachschule für Kunst und Industrie an dieser zu unterrichten und richtete im Jahr 1926 einen eigenen Studiengang „Grundlagen der Architektur“ ein. Dessen Grundlage war das Bildungsprogramm der Architekt*innen-Rationalist*innen, das von N. B. Dokutschajew – Gründer, Theoretiker und Propagandist der Ideen der Gruppe ASNOWA: „neue Rhythmen“, „neue Formen“ beim „Kombinieren des Gleichen“ – erarbeitet worden war.

Im Unterschied zu den Ideen des Konstruktivismus, von denen die Vertreter*innen der Sibirischen Technologischen Hochschule in Tomsk einschließlich Nikolai Kuzmin begeistert waren, folgte die Chudprom in Omsk von Anfang an der rationalistischen Linie der WChUTEMAS, bei der die Architektur in erster Linie als Kunst wahrgenommen wurde. Als Hauptaufgaben der Architektur galten Probleme der Kunst, der Konstruktion und des Raums. Unter der Leitung von Russinow beschäftigten sich die Studierenden mit der Lösung von Fragen des künstlerischen Ausdrucks: Klarheit und Leichtigkeit der visuellen Wahrnehmung einer Form nach deren Haupteigenschaften; Einigkeit und Harmonie von Elementen einer komplizierten Form; Spannung als gehörige Stufe der organisierenden Wirkungskraft der Form auf die Zuschauer*innen; Dynamik der Form. In Wirklichkeit demonstrieren die Studien von Russinows Student*innen deren Orientierung auf die frühere „monumentale Propaganda“ aus der Periode des revolutionären Symbolismus.

  • Treppe. Planung. Plan, Fassade, Schnitt, perspektivische Ansicht Omsk. Student: N. V. Schumajlow // 1928 © M.-A.-Wrubel-Museum
    Treppe. Planung. Plan, Fassade, Schnitt, perspektivische Ansicht Omsk. Student: N. V. Schumajlow // 1928
  • Fassade eines Gebäudes. Architekturgrundlagen. Omsk. Student: W. Popow // 1928/1929 © M.-A.-Wrubel-Museum
    Fassade eines Gebäudes. Architekturgrundlagen. Omsk. Student: W. Popow // 1928/1929
  • Innenausstattung eines Vorführungsraums. Architekturgrundlagen // 1928 © M.-A.-Wrubel-Museum
    Innenausstattung eines Vorführungsraums. Architekturgrundlagen // 1928
  • Architektonische Komposition. Architekturgrundlagen. Student: O. Pljaskoto // 1920er Jahre © M.-A.-Wrubel-Museum
    Architektonische Komposition. Architekturgrundlagen. Student: O. Pljaskoto // 1920er Jahre
  • Lenin-Denkmal in Omsk. Entwurf. Hauptfassade. Autor: A. I. Popow // 1924 © M.-A.-Wrubel-Museum
    Lenin-Denkmal in Omsk. Entwurf. Hauptfassade. Autor: A. I. Popow // 1924
  • Komposition Schattentheorie. Omsk. Autor: S. A. Platek // 1927 © M.-A.-Wrubel-Museum
    Komposition Schattentheorie. Omsk. Autor: S. A. Platek // 1927
  • Ausstellungspavillon „Selmasch“. Perspektive. Architekturgrundlagen. Omsk. Autor: I. I. Marasanow // 1926/1927 © M.-A.-Wrubel-Museum
    Ausstellungspavillon „Selmasch“. Perspektive. Architekturgrundlagen. Omsk. Autor: I. I. Marasanow // 1926/1927
  • Deckenkonstruktion. Architekturgrundlagen. Omsk. Autor: K. G. Sachwatkin // 1927 © M.-A.-Wrubel-Museum
    Deckenkonstruktion. Architekturgrundlagen. Omsk. Autor: K. G. Sachwatkin // 1927
  • Kulturhaus der Arbeiter von Sibmetalltrust „Metallarbeiter“. Geplant unter dem Motto „Hammer“ Omsk. Architekt: P. I. Russinow // 1927/1928 © Archiv E. O. Freydin
    Kulturhaus der Arbeiter von Sibmetalltrust „Metallarbeiter“. Geplant unter dem Motto „Hammer“ Omsk. Architekt: P. I. Russinow // 1927/1928
  • Festtribüne. Architekturgrundlagen. Omsk. unbekannter Autor // 1928 © M.-A.-Wrubel-Museum
    Festtribüne. Architekturgrundlagen. Omsk. unbekannter Autor // 1928
  • Straßenperspektive. Architekturzeichnung. Omsk. Autor: A. W. Linezki // 1920 er Jahre © M.-A.-Wrubel-Museum
    Straßenperspektive. Architekturzeichnung. Omsk. Autor: A. W. Linezki // 1920 er Jahre
Im August 1929 bildete sich in der Chudprom die Omsker Gruppe der Modernen Architekt*innen und die rationalistischen Tendenzen gaben dem Konstruktivismus nach, dem die Mitglieder dieser Gruppe anhingen. Der Kern der Gruppe bestand aus drei Architekten: Sergej Ignatowitsch, Alexander Ogorodnikow und Pjotr Russinow. Einige Bauprojekte in Omsk wurden von ihnen realisiert, darunter das Wohnkombinat von Sibmetalltrust, das Kulturhaus „Metallarbeiter“ und der Feuerturm der III. Feuerwache. Im Jahre 1930 wurde die Chudprom aufgelöst. Einige derer Abteilungen blieben in Omsk, aber viele Absolvent*innen und Lehrkräfte zogen in den 1930er‑Jahren nach Nowosibirsk. Dort arbeiteten sie erfolgreich in den lokalen Planungsbüros und unterrichteten an der Staatlichen Universität für Architektur und Bauwesen Nowosibirsk, in der sie das Fundament für die moderne Bildung legten.
 

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