Film | 16+ Einblicke in den Poetry Slam

Mikrofon Foto (Detail): Michal Czyz / Unsplash

Mi, 23.06.2021

19:30 Uhr

online

Was ist Poetry-Slam und was unterscheidet ihn von einer Stand-up-Show?

Live Q&A mit Bas Böttcher, Alexander Delfinov und Nikita Gorbunov.
Moderation: Irina Bondas
Aufgenommen in PANDA platforma, Berlin

Der Poetry Slam entstand Mitte der 1980er Jahre als Wettstreit zwischen Underground-Poet*innen, deren vorgetragene Texte formloser und weniger klassisch geschrieben waren und meistens um aktuelle und sehr persönliche Themen kreisten. Rasch verbreitete sich dieses Format und eroberte in verschiedensten Formen und Sprachen die ganze Welt. Die deutschsprachige Szene ist beispiellos dynamisch und erfährt ständig Zuwachs von jungen Menschen, die sich erstmals auf der Bühne ausprobieren und gemeinsam mit preisgekrönten Legenden auftreten.

Im russischsprachigen Raum ist der Poetry Slam jünger, lyrischer, weniger selbstsicher, doch dadurch nicht weniger stark. Einfache Kategorien wie „gut“ oder „schlecht“ greifen bei postmodernen Kulturphänomenen nicht: Am Ende des Abends gibt es Gewinner*innen, die schon morgen wieder verlieren können. Der Poetry Slam ist eine Show, ein Spiel, ein Veranstaltungsformat. Er braucht die Auftretenden ebenso wie das Publikum. Die Zuhörer*innen sind das Herzstück der Bewegung, denn sie entscheiden über das Ergebnis. Doch das Wesentliche ist der Vorgang selbst: wenn das gesprochene Wort erklingt.

Welche Formen gibt es? Was kann ein*e Poet*in äußern und was nicht? Droht der Poetry Slam zu einem Comedy-Unterhaltungsprogramm zu verkommen? Wie kann ich einen eigenen Text schreiben und bei einem Slam mitmachen? Sind mehrsprachige Poetry Slams möglich? Gemeinsam mit euch werden wir Antworten auf diese Fragen suchen.

Bas Böttcher © Karsten Klama Bas Böttcher, geb. 1974 in Bremen. Spoken-Word-Artist, Mitbegründer der deutschsprachigen Spoken-Word-Szene, Erfinder verschiedener Medienformate für Lyrik
Studierte am Bauhaus in Weimar. Seine Texte gelten als Klassiker der zeitgenössischen Bühnenlyrik und erscheinen in Schulbüchern und wichtigen Sammlungen deutscher Dichtung (Der Neue Conrady, Lyrikstimmen u.a.). Veröffentlichte zusammen mit Wolf Hogekamp 2005 die erste Poetry Clip DVD. Auftritte u.a. im großen Saal der Elbphilharmonie, an der Bibliothèque Nationale de France (Paris), an der University of Berkeley, in der Neuen Nationalgalerie (Berlin), im Schloss Bellevue (Berlin), im Kulturpalast (Warschau) sowie auf den Buchmessen von Leipzig, Frankfurt, Peking, Guadalajara, Moskau, São Paulo und Bangkok. Entwickelte den elektronischen Hypertext „Looppool“ als neue Ausdrucksform im Internet. (Sonderpreis 1998 von Die ZEIT, ARD Online und IBM), den „Poetry Clip“ als audiovisuelles Format und die Textbox für Live Performances. Lehrte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, am Deutschen Literaturarchiv Marbach, an der Kulturakademie Baden-Württemberg, an der Universität der Künste in Berlin und an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
 
Alexander Delfinov Foto: privat Alexander Delfinov, geb. 1971 in Moskau. Poet, Journalist, Spoken-Word-Artist.
Studierte Germanistik und Slawistik in Moskau, Bochum, Wien und Berlin. Nimmt seit Anfang der 1990er-Jahre an der unabhängigen Moskauer Künstler- und Literaturszene aktiv teil. Mitbegründer der Band „Jah Division“ (1992) und Art-Gruppe „PG“ (1998). War 2003 Gast des 3. Internationalen Literaturfestivals Berlin und gewann 2007 die internationale Poetry SLAM!Revue in Berlin. War seit 2005 an Mitorganisator mehrerer Veranstaltungen in Berlin, u.a. russischsprachiger Poetry-Slams. Mitbegründer von „PANDA platforma“ in Berlin (2009). Nahm 2016 und 2020 am Coupe du Monde de Slam in Paris teil. Gewann 2019 den Russland-Poetry-Slam in Krasnoyarsk. Veröffentlichte sieben Gedichtbände und eine Kurzgeschichtensammlung auf Russisch. Lebt seit 2001 in Berlin.
 
Nikita Gorbunov © Isabel Thalhäuser Nikita Gorbunov, geb. 1983 in Moskau. Spoken-Word-Artist, Bühnenautor, Koordinator von Jugendprogrammen
1989 – 2008 Umzug nach Westdeutschland, Lehre als Tontechniker, erste Schritte auf der Bühne als Rapper. Seit 2006 zahlreiche Auftritte im Bereich Wort- und Musik-Kabarett und Spoken-Word. Seit 2007 Mitbegründer und Gastgeber von Slam auf der Couch und seit 2009 von Poerty Slam Esslingen. 2012 – 2018 monatlicher Auftritt mit Harry Kienzler in Stuttgart (Ensemble-Show Gorbunov & Kienzler). 2016 einer der Veranstalter des Festivals SLAM 2016 in Stuttgart. 2018 Mitbegründer des Kollektivs Goldener Schmetterling. Seit 2017 Bühnenautor u.a. von Poetry Slam! - Ein Performance Poesie Stück über die Wahrheit (2018) und Eigenbedarf (2019), des Stückes Murmeln in der freien Produktion „unterHALTUNG“ (2020) und des inszenierten Spazierganges Wer hat Angst vor der Party- und Eventszene? in Stuttgart und Frankfurt (2021).
 
Irina Bondas © Graham Hains Irina Bondas, geb. 1985 in Kiew. Dolmetscherin und Übersetzerin, Autorin und Kulturmittlerin.
Studierte Dolmetschen und Politikwissenschaft in Leipzig und Edinburgh. Nimmt seit über einem Jahrzehnt als Slammerin an zahlreichen Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum teil und erhält dafür Auszeichnungen. Schrieb wissenschaftliche Publikationen zum Thema Übersetzung im Theater. Lebt in Berlin.

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