31. August 2012:
Rede von Johannes Ebert anlässlich des 40jährigen Jubiläums des German American Partnership Program (GAPP)

In seiner Rede würdigt Johannes Ebert die Leistung des German American Partnership Program und stellt Herausforderungen für die künftige Arbeit dar.

Sehr geehrter Herr Walbroel,
sehr geehrte Frau Friedrich Pfeifer,
Sehr geehrter Herr Boettger,
Sehr geehrter Herr Cothrum,
Sehr geehrter Herr Alexander,
Lieber Herr Leibrecht,
Lieber Christoph Bartmann, liebe Eva Marquardt,
Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist mir eine besondere Ehre und Freude, dass mich mein erster Besuch als neuer Generalsekretär des Goethe-Instituts in den USA direkt zu der Feier des 40jährigen Jubiläums des German American Partnership Program führt. Das German American Partnership Programm, kurz GAPP: Das waren seit 1972 mehr als 260.00 Schüler und Schülerinnen aus Deutschland und den USA, die sich – innerhalb ihres Klassenverbands – auf eine besondere Erfahrung eingelassen haben: mehrere Wochen intensiv eintauchen in eine andere Sprache, Kultur, Lebensweise und den (Schul-)Alltag in Bayern, Sachsen, Berlin oder in Kalifornien, Texas, New York. Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichsten Facetten Deutschlands und Amerikas kennen, entwickeln ihre sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen, schließen Freundschaften. Solche Erfahrungen – besonders in jungen Jahren – können Biografien beeinflussen, Verständnis für den transatlantischen Nachbarn schaffen und die Kenntnisse und die Verbundenheit zur deutschen Sprache stärken.

Die Mutter eines GAPP-Teilnehmers von der Troy High School hier in New York, Eleonor Christie, formulierte den Wert von GAPP so: „This program is such a positive experience for students and their families. It builds character in young people as well as supporting their language learning. It also brings other subjects they learn in school to life. It is truly the phrase „The World is your classroom!“ Für eine gute transatlantische Nachbarschaft sind die gegenseitigen Sprachkenntnisse von essentieller Bedeutung. Neben den Schülerinnen und Schülern erweitern auch jährlich ca. 600 Lehrerinnen und Lehrer aus dem Netz der fast 800 Partnerschaften zwischen amerikanischen High Schools und deutschen Sekundarschulen ihren Horizont und ihre (sprach-)pädagogischen Kenntnisse, indem sie die Schülergruppen sprachlich und kulturell auf den Austausch vorbereiten und begleiten. Außerdem stärkt das Programm die Zusammenarbeit zwischen den Schulen und den beteiligten Gemeinden diesseits und jenseits des Atlantiks.

Das German American Partnership Program ist Teil der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik der Bundesrepublik Deutschland. Es ist ein einzigartiges und sehr lebendiges Instrument, die deutsche Sprache in Nordamerika zu fördern und und verbindet sich damit mit dem zentralen Sprachauftrag des Goethe-Instituts. GAPP wurde 1972 auf Initiative des Goethe-Instituts Boston ins Leben gerufen. Seit 1974 ist es am Goethe-Institut New York angesiedelt und wird seit 1983 in Zusammenarbeit des Goethe-Instituts New York und des Pädagogischen Austauschdiensts der Kulturministerkonferenz betreut. Gefördert wird GAPP hauptsächlich vom deutschen Auswärtigen Amt, weitere Mittel erhält es vom amerikanischen State Department und von privaten Geldgebern. Das Goethe-Institut möchte den Ministerien beider Länder, seinen Sponsoren, Partnern und allen, die sich seit 40 Jahren für dieses Programm engagieren, herzlich danken. Nur so war es möglich, dass diese Erfolgsgeschichte, die aus so vielen einzelnen Begegnungen erwachsen ist, geschrieben werden konnte. Was ist das Besondere an GAPP, was macht das Programm so erfolgreich?

Ich möchte einige Faktoren nennen:
  1. GAPP ist das einzige bilaterale Kurzzeitprogramm, das seit 40 Jahren kontinuierlich gegenseitige und auf Dauer eingerichtete Partnerschaften zwischen amerikanischen High Schools und deutschen Schulen im Sekundarbereich pflegt. Hier wird die Grundlage gelegt für ein anhaltendes Interesse der jungen Menschen an der Sprache und Kultur des Gastlandes. Es trägt damit wesentlich zur Vertiefung und Nachhaltigkeit der Beziehungen der jungen Generation in Deutschland und den USA bei.
  2. Das Programm ist an Schulen in allen deutschen Bundesländern und allen US-Bundesstaaten vertreten.
  3. Durch die finanzielle Förderung für Eltern und Schüler ist GAPP bezahlbar und es kann als einziges Austauschprogramm eine zahlenmäßig ausgewogene Balance von amerikanischen und deutschen Teilnehmern und Teilnehmerinnen ausweisen.
Die globalen politischen wie ökonomischen Zusammenhänge, in denen sich die Beziehung zwischen den USA und Deutschland abspielten, waren in den letzten 40 Jahren vielfachen Veränderungen unterworfen. Umso erfreulicher ist, dass sich das German American Partnership Programm dabei stets als eine Konstante in der deutsch-amerikanischen Partnerschaft erwiesen hat. Es ermöglichte nachhaltige Beziehungen, in den Schulen und Gastfamilien zwischen Ost- und Westküste und zwischen Nordsee und dem Bodensee. Das Interesse an dem Programm ist mit jährlich über 10.000 Schülern und Schülerinnen ungebrochen. Die Kommunikationstechniken und –gewohnheiten haben sich in den letzten 40 Jahren grundlegend verändert. Die Welt ist durch Internet, soziale Netzwerke und mobile Anwendungen näher zusammengerückt. Für Schüler und Schülerinnen, ob in Boston oder Frankfurt, gehören diese Techniken selbstverständlich zum Alltag. GAPP hat diese Entwicklung intelligent aufgenommen und genutzt. Die direkten Begegnungen – über den Aufenthalt hinaus – konnten durch das Internet intensiviert und die Alumniarbeit professionalisiert werden. Austauschschüler und Alumni können sich zum Beispiel auf einer Seite des US Department of State begegnen. Bei den digitalen Veränderungen, mit denen sich auch das Goethe-Institut intensiv im Bereich der Sprach- und Kulturvermittlung beschäftigt, ist GAPP eine kluge Verbindung zwischen realer und virtueller Begegnung gelungen, von der alle Beteiligten profitieren. Das eigene Erleben einer anderen Kultur kann und soll die virtuelle Welt nicht ersetzen. Die Bedeutung der persönlichen Erfahrung bekräftigt auch Arne Duncan, U.S. Secretary of Education, im Hinblick auf GAPP: „We can’t have enough student exchanges. When you get young children travelling internationally. I think they come back different people. And you can’t tag or value on that.“ Hier kann ich mich nur anschließen.

Ein Jubiläum ist nicht nur Anlass zurückzuschauen, es sei auch ein Blick in die Zukunft gerichtet. Dass sich etwas bewährt hat, lässt sich auch daran ablesen, dass es anderen als Vorbild dient. GAPP steht aktuell Pate für ein Austauschprogramm in der Türkei, welches das Goethe-Institut Istanbul in Zusammenarbeit mit der Stiftung Mercator und der Robert-Bosch-Stiftung plant. Ihm ist zu wünschen, dass es in 40 Jahren auf eine ebenso positive Erfahrung zurückblicken kann.

Was GAPP für das Goethe-Institut so wertvoll macht und direkt mit unserer wichtigen Aufgabe der Förderung der deutschen Sprache im Ausland verbunden ist: GAPP hat in hervorragender Weise dazu beigetragen, die Deutschprogramme an den High Schools in den USA zu stabilisieren, die Bildungsnetzwerke zu intensivieren und die beteiligten Lehrer und Lehrerinnen fortzubilden. Dies ist angesichts der Entwicklung der Deutschlernerzahlen in den USA eine besonders wichtige Funktion von GAPP, in die es sich lohnen würde, künftig noch größere und gezieltere Anstrengungen zu setzen. Das Goethe-Institut möchte hier seine jahrzehntelange Kompetenz, sein Netzwerk, seine Angebote der Lehrerfortbildung und Bildungskooperation verstärkt anbieten, um die Anschlussstellen, für alle, die ein Interesse an der Vermittlung deutscher Sprache haben, noch zu vergrößern, die Synergieeffekte zu steigern und Deutsch weiterhin als attraktive Sprache für den Fremdsprachenerwerb in den USA zu positionieren. Zwar ist die Zahl der Deutschlerner in den USA nach einer Studie des „Netzwerks Deutsch“ 2010 gestiegen: Insgesamt gibt es 494.000 Deutschlerner in den USA, davon 400.000 an den Schulen, 67.000 mehr als 2005. Doch wir dürfen uns hier nicht ausruhen, sondern sollten alle Anstrengungen darauf setzen, den Trend positiv zu beeinflussen und Austauschprogramme wie GAPP verstärken, die dies befördern können. Weitere Strategien zur Förderung der deutschen Sprache in den USA werden auch morgen, bei der New Yorker Sprachkonferenz Thema sein. Der letzte Woche verstorbene Astronaut Neil Armstrong hat einmal gesagt: „I think we're going to the moon because it's in the nature of the human being to face challenges.“

Die deutsche Sprache in den USA zu stärken ist für GAPP eine sehr irdische Herausforderung, der wir uns stellen sollten und der sich die Kolleginnen und Kollegen, die für GAPP arbeiten, jeden Tag neu und mit großem Engagement widmen. Dafür wünsche ich ihnen, uns und dem Programm weiterhin viel Erfolg und gutes Gelingen! Das Goethe-Institut ist bereit seine Kompetenzen, sein Netzwerk und seine Beratung in vollem Umfang für diese Mission – nicht zum Mond, sondern über den Atlantik hinweg – zur Verfügung zu stellen.

Vielen Dank!