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15. Juli 2022
Grußwort zur Eröffnung der "Schwarzen Akademie" in Mannheim

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Ladies and gentlemen,
Mesdames et Messieurs,
sehr geehrte Damen und Herren,
Caras Senhoras e Senhores,
Mikwabo and welcome everyone!

ich freue mich sehr, dass ich heute mit Ihnen den Auftakt der „Schwarzen Akademie“ in Mannheim begehen darf. Auch wenn ich leider nur digital dabei sein kann!

Sie kennen sicher alle den Schwarzen Stern, den „black star of Africa“. Mich begleitet er, seit ich 1987 zum ersten Mal als Ethnologin nach Ghana gereist bin. Er schmückt die ghanaische Flagge und andere Staatssymbole und prangt auf dem großen Independence Arch mitten in Accra. Als „Lodestar of African Freedom“ wird er auch bezeichnet, Leitstern der afrikanischen Freiheit, und auch andere afrikanische Staaten haben den Stern in ihre Flaggen aufgenommen.

Der Schwarze Stern wurde 1919 von Marcus Garvey, einem African-American und politischen Aktivisten, für die Black Star Schiffslinie eingeführt. Die Reederei wollte Güter und Menschen in der ganzen Welt transportieren, insbesondere von und nach Afrika. Eine globale Schwarze Ökonomie sollte sich der Ausbeutung durch weiße Unternehmen entgegensetzen. Die Reederei musste zwar schon nach wenigen Jahren Konkurs anmelden, doch der Schwarze Stern blieb. Er verbreitete sich überall in der Welt als Symbol für Panafrikanismus, Antikolonialismus und die Solidarität von Schwarzen Menschen in aller Welt.

Bis heute hat sich zum Glück einiges bewegt. Zahlreiche Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Initiativen und Bewegungen (wie #BlackLivesMatters) haben die Menschen in Europa und den USA und andernorts sensibilisiert. Allerdings stehen wir gerade in Deutschland noch vor einem weiten Weg. Schwarze Menschen aus den ehemaligen Kolonien sind schon seit langem und zahlreich nach London oder Paris, Amsterdam, Brüssel oder auch Lissabon migriert und nehmen dort längst selbstbewusst am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben teil. In Deutschland ist das noch lange nicht der Fall. So gibt es bis heute keinen deutschen Lehrstuhl für Black Studies, und viele Schwarze Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler finden im transnationalen Wissenschaftsaustausch deutlich mehr Gehör als hier. Überhaupt werden über die Benachteiligung Schwarzer Menschen in Deutschland bislang keine genauen Daten erhoben.

Hier muss sich etwas tun, wenn wir koloniale Kontinuitäten auf allen Ebenen durchbrechen wollen!
Umso mehr begrüße ich und freue mich über die Initiative der „Schwarzen Akademie“! Im Zentrum steht der Erfahrungsaustausch von Schwarzen Menschen in verschiedenen Ländern zu Themen wie Rassismus, Erinnerungskultur und Afrofeminismus. Die Expertise Schwarzer Menschen soll im öffentlichen Diskurs in Deutschland und jenseits der Grenzen sichtbarer und hörbarer werden. Die ersten Veranstaltungen der „Schwarzen Akademie“ in diesem Frühjahr haben schon großen Zuspruch gefunden; mein Glückwunsch dazu! Und viele weitere Programme sind dieses Jahr in Mannheim geplant, was mich als Mainzerin ganz in der Nähe natürlich besonders freut!

Internationaler Erfahrungsaustausch und Voneinanderlernen sind auch Kern der Arbeit des Goethe-Instituts. Seit über 70 Jahren arbeiten die rund 160 Goethe-Institute weltweit—davon 13 in Subsahara-Afrika—mit lokalen kulturellen und zivilgesellschaftlichen Initiativen und Partnern zusammen. Sie sind somit nah dran an wichtigen Stimmen und Sichtweisen, die in Deutschland bislang nur wenig Aufmerksamkeit finden—sei es bei der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit, der Gleichberechtigung von Frauen oder der Bekämpfung von Rassismus. Diese Stimmen auch in Deutschland hörbar zu machen und transnationale Lernprozesse anzustoßen, ist eine wichtige Aufgabe der Zentren für internationale Kulturelle Bildung des Goethe-Instituts. Seit September arbeiten sie an fünf Standorten der Goethe-Institute in Deutschland quasi als „Brücke in die Welt“; sie vernetzen deutsche Initiativen der Kulturellen Bildung mit internationalen Perspektiven.

Ich bin zuversichtlich, dass das Goethe-Institut die „Schwarze Akademie“ mit unseren Netzwerken dabei unterstützen kann, in die Welt zu hinein zu wirken. Und ich freue mich sehr, die „Schwarze Akademie“ auf diesem Weg als Schirmherrin begleiten zu dürfen.

Zum Schluss möchte ich meinen Dank an diejenigen aussprechen, ohne die all das nicht möglich gewesen wäre! Mein Dank geht besonders an die Gründerinnen der „Schwarzen Akademie“ und die Projektteams von MeineWelt e.V., PLACE e.V. und PLACE for Africa; an meine Schirmpartnerin Aissato Diallo; an das Goethe-Institut Mannheim und das Team des Zentrums für internationale Kulturelle Bildung in Mannheim und an den Integrationsbeauftragten der Stadt Mannheim Claus Preißler.

Ich wünsche euch und Ihnen viel Energie und gutes Gelingen beim Aufbau der „Schwarzen Akademie!“ und ein wunderbares Auftaktfest!

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