Welt/Bühne II
Dramatische Sprachwirren

Schauspieler des Residenztheaters bei den szenischen Lesungen zweier kurdischer Autoren bei „Welt/Bühne II“.
Schauspieler des Residenztheaters bei den szenischen Lesungen zweier kurdischer Autoren bei „Welt/Bühne II“. | Foto: Konrad Fensterer

Kurdische Kultur und Sprache stehen seit Langem im Zentrum politischer Auseinandersetzungen. Das Goethe-Institut setzt, gemeinsam mit dem Residenztheater, die Werke zweier kurdischer Autoren in Szene und führt damit die Reihe „Welt/Bühne“ fort.

Im Marstall des Residenztheaters München wurde eines der wesentlichen Probleme menschlichen Zusammenlebens erörtert – wenn im Alltag Kommunikation schon der Sprache wegen schwierig wird. Zwei szenische Lesungen unter dem Titel „Welt/Bühne II“ zeigten zeitgenössische Dramatik in kurdischer Sprache: Das ist sprachlich schon deshalb von Gewicht, weil Kurdisch in der Türkei nur unter diskriminierenden Umständen gesprochen werden kann, zumal unter den aktuellen politischen Verhältnissen.

Stücke, die Zeichen setzen: Sprachpolitik und kulturelle Einschränkungen bestimmen die Lage der Kurden in der Türkei. Die Schauspieler von links nach rechts: Ulrike Willenbacher, Franz Pätzold, Gunther Eckes, Christian Erdt. Stücke, die Zeichen setzen: Sprachpolitik und kulturelle Einschränkungen bestimmen die Lage der Kurden in der Türkei. Die Schauspieler von links nach rechts: Ulrike Willenbacher, Franz Pätzold, Gunther Eckes, Christian Erdt. | Foto: Konrad Fersterer Im ostanatolischen Diyarbakır wurde im Herbst 2016 die gesamte Stadtverwaltung verhaftet, fast alle Verträge der Mitglieder des renommierten, kurdischsprachigen Theaters wurden gekündigt. Emin Yalçınkaya, einer der beiden Autoren bei „Welt/Bühne II“ gehörte dazu. Seitdem führt er seine Theaterarbeit in einem neuen Ensemble fort. 

Sein Stück „Wasser und Feuer“, eingerichtet von Britta Ender, handelt vom Aufeinandertreffen eines türkischen Soldaten mit einer kurdischen Familie, die gemeinsam während eines Straßenkampfes in einem Keller eingeschlossen werden. Zunächst einander feindlich gesonnen, finden sie im Laufe eines langen Tages zueinander – immerhin ein Stück weit.

Der Bus kommt nicht: Drei Personen und eine Puppe kämpfen an einer Haltestelle mit Verständigungsproblemen. Die Schauspieler von links nach rechts: Norman Hacker, Paul Wolff-Plotegg, Christian Erdt. Der Bus kommt nicht: Drei Personen und eine Puppe kämpfen an einer Haltestelle mit Verständigungsproblemen. Die Schauspieler von links nach rechts: Norman Hacker, Paul Wolff-Plotegg, Christian Erdt. | Foto: Konrad Fersterer Der zweite Autor des Abends, Mirza Metin, setzt sich in Istanbul für das Weiterleben der kurdischen Sprache ein – insbesondere durch seine Interpretationen der kurdischen Erzähltraditionen „Dengbêj”und „Cîrokbêj”. Er schreibt Stücke auf Türkisch und Kurdisch und wurde mit seinem Ensemble „Şermola Performans" vielfach ausgezeichnet.

Mit „Zwischenhalt“, eingerichtet von Franziska Angerer, erzählt er die Geschichte dreier Menschen, verschiedensprachig, die nur mit Hilfe eines Mediums miteinander ins Gespräch kommen können – einer Puppe, die zwischen den drei Sprachen Kurdisch, Türkisch und Deutsch wechseln kann.

Ein Abend, der Autor und Handlung eins werden ließ und in gewisser Weise nicht nur andere – sprachliche – Welten präsentierte, sondern auch die Kommunikation auf Kurdisch nahbar zu machen suchte.