3. Europäisches PASCH-Schülertheaterfestival 2017
Ein neues Leben

Ein Thema – eine Bühne – fünf Interpretationen. Beim diesjährigen PASCH-Theaterfestival in Berlin trafen Jugendliche aus ganz Europa aufeinander, im Gepäck ein selbstverfasstes deutschsprachiges Theaterstück.
Was bedeutet Heimat? Warum machen sich Menschen auf den Weg? Wie fühlt sich Flucht körperlich an? Und wie viel Mut ist nötig, sich gegen Erwartungen und gesellschaftliche Konventionen zu stellen, um (s)ein eigenes Leben zu leben? Und ist das „neue“ Leben dann wirklich besser als das alte?
Dem Motto „Ein neues Leben“ haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 3. europäischen PASCH-Schülertheaterfestivals auf Einladung der Goethe-Institute Südwesteuropas gewidmet: Im Mai 2017 trafen sich 50 Jugendliche der PASCH-Schulen in Frankreich, Portugal, Spanien, Italien und aus Deutschland in Berlin, um ihre Stücke am JugendKulturZentrum PUMPE aufzuführen.
SZENEN DES SCHRECKENS UND DER SOLIDARITÄT



EIN DIALOG AUF AUGENHÖHE
Wie die auf der Bühne gezeigten Inszenierungen sich im wahren Leben spiegeln können, wurde spätestens beim Publikumsgespräch mit Çingiz Sülejmanov und Mohammed Jouni, Gründer der Initiative „Jugendliche ohne Grenzen“, deutlich. Aus Aserbaidschan und dem Libanon nach Deutschland geflohen, setzen sich die beiden mit dem Zusammenschluss junger Geflüchteter für ein großzügigeres Bleiberecht, die Umsetzung der UNO-Kinderrechte sowie ein Rückkehrrecht ihrer abgeschobenen Freunde ein.„Auch nach Jahren in Berlin werde ich in der U-Bahn noch kritisch beäugt“, erzählt Jouni. Die immer gleichen Fragen nach seiner Herkunft ärgern ihn. Ein Dialog auf Augenhöhe – das ist es, was sich beide wünschen. „Materielle Hilfe zum Ankommen ist wichtig, doch für eine gelungene Integration und ein schönes neues Leben ist die Akzeptanz und Wertschätzung meines Andersseins unerlässlich. Redet nicht über, sondern mit uns!“
EIN NEUES LEBEN LEBEN – IN BERLIN!
Wie fühlt es sich an, angestarrt zu werden oder ohne Geld in einer fremden Stadt überleben zu müssen? Das erfuhren die jungen Europäerinnen und Europäer in dreitägigen Theater-Workshops, die das Rahmenprogramm des Theaterfestivals bildeten: Die Arbeitsgruppe „Berlin erobern“ testete Städter und Stadt auf deren Integrationstauglichkeit und erfuhr so mehr über die Überlebensstrategien Geflüchteter in Berlin. Das Gefühl des Fremdseins verkörpern und dadurch mit Menschen ins Gespräch kommen, waren die Ziele des Workshops „Den Blick schärfen“, in dem künstlerische Interventionen entwickelt wurden. Die Gruppenmitglieder übertrugen ihre Gefühle zum Thema Flucht in Choreografien und präsentierten sie im öffentlichen Raum.Gemeinsam setzten sich die 50 Jugendlichen aus fünf Ländern mit den Themen Heimat, Flucht und Ankommen auseinander. Auf und abseits der Bühne konnten sie nachfühlen, wie es ist, „Ein neues Leben“ zu beginnen. Eine Teilnehmerin des PASCH-Schülertheaterfestivals resümiert: „Toleranz entsteht durch Dialog und Austausch, nicht durch einen Monolog von oben“.
