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Retrospektive 2020
Unser 2020: Rückblick auf das vergangene Jahr

Get youself uncomfortable / Art Start 2020
© Iliyan Ruzhin

Das Jahr 2020 wird uns lange in Erinnerung bleiben. Auch für uns war das ein denkwürdiges Jahr, vor allem geprägt von der Corona-Pandemie. Wir blicken dennoch optimistisch auf das Jahr zurück und berichten euch kurz darüber, was bei uns im Rahmen unserer Kultur- und Spracharbeit in den vergangenen zwölf Monaten so passiert ist.

Von dem Team des Goethe-Instituts Bulgarien

Das hinter uns liegende Jahr war für die ganze Welt ein außergewöhnliches Jahr, das uns aufgrund der Pandemie vor neuen Herausforderungen stellte. Davon betroffen war besonders die Kultur, die ohne die Begegnung von Menschen in Theatern, Museen, Kinos, Konzertsälen, Bibliotheken und Kulturzentren nicht existieren kann. Von einem Tag auf den anderen wurden wir isoliert, mussten „soziale Distanz“ halten und durften uns nur noch virtuell treffen.

Kultur versus Pandemie


Wir wollten wissen, wie die freie Kulturszene mit dieser Situation fertig wird und boten mit der Projektseite „Kultur in Krisenzeiten“ auf unserer Homepage ein Diskussionsforum. Künstler*innen  und Kulturschaffende, die wir aus Deutschland eingeladen hatten, konnten nicht mehr kommen. So stellten wir sie dem bulgarischen Publikum in Form von Interviews in unserer Reihe „Ferntreffen“ vor. Anstatt Veranstaltungen im realen Raum zu organisieren, arbeiteten wir verstärkt digital und veröffentlichten mehr Beiträge in unserem Online-Magazin und auf Projektseiten wie „Talmatschi“ und „Rosinenpicker“.

Während Corona die Welt in Atem hielt und alle mediale Aufmerksamkeit auf sich zog, hörte die Welt nicht auf, sich zu drehen. So der Titel einer von insgesamt fünf Ausstellungen in unserer Galerie, die wir trotz allem noch realisieren konnten.
 
  • Art Start 2020 © Iliyan Ruzhin
    Ausstellung "Art Start 2020" / Februar 2020
  • Die Welt hat nicht aufgehört, sich zu drehen © Mihail Novakov
    Ausstellung "Die Welt hat nicht aufgehört, sich zu drehen" / Juni 2020
  • Ausstellung "Win/Lose. Lose/Win" / August 2020 © Bozhana Dimitrova
    Ausstellung "Win/Lose. Lose/Win" / August 2020
  • „Duvarmuzei: Die Kunst der Begegnug“ © Iliyan Ruzhin
    Ausstellung „Duvarmuzei: Die Kunst der Begegnug“ / Oktober 2020
  • Ausstellung "Test Press" © Goethe-Institut Bulgarien
    Ausstellung "Test Press" / November 2020

Anpassung an die neue Normalität


Die Sprachkurse des Goethe-Instituts und der Deutschunterricht an den Schulen wurden von einem Tag auf den anderen in heimische Wohn- oder Kinderzimmer verlegt und das Lehr- und Lernangebot im virtuellen Raum fortgesetzt. Da Onlinekurse und hybride Blended Learning Kurse bereits ein integraler Bestandteil des Kursangebots des Goethe-Instituts Bulgarien waren, erfolgte die Umstellung relativ problemlos. Innerhalb kürzester Zeit eigneten sich die Lehrkräfte des Goethe-Instituts vielfältige Techniken und Methoden des Online-Unterrichtens an, immer mit dem Ziel, auch im virtuellen Raum die kommunikative Ausrichtung des Unterrichts im Klassenzimmer beizubehalten. Viele Deutschlehrer*innen haben in dieser Zeit Erstaunliches geleistet und eigene kreative Ideen entwickelt. Doch die anhaltende Pandemie machte deutlich, dass vor allem bei Deutschlehrkräften an Schulen langfristig digitale Kompetenzen weiterentwickelt werden müssen. Das Goethe-Institut bot deshalb eine breite Palette an Online-Fortbildungen zum Thema "Digital Unterrichten" an und organisierte im November 2020 eine virtuelle Deutschlehrertagung, an der 620 Deutschlehrer*innen der Region Südosteuropa teilnahmen.

Kultur als Erlebnis: digital und analog


Doch der Mensch ist analog und so war die Sehnsucht, sich doch wieder im realen Raum zu treffen groß. Dafür bot unsere neu gestaltete Bibliothek die besten Möglichkeiten. Nach mehreren Monaten des Umbaus konnten wir sie im Juni wiedereröffnen. Sie hat ein neues Aussehen und eine neue Funktion erhalten – mit mehr Platz für Veranstaltungen und einem Design, das mobil und modern ist. Und – dank einer neuen Beschilderung, Wegbeschreibungen und stufenlosem Eingang für Rollstuhlfahrer*innen, Bodenleitsystem und Audioraumbeschreibung für Sehbehinderte – gleichzeitig inklusiv und barrierefrei.
  • Unsere neue Bibliothek © Minko Minev
    Unsere neue Bibliothek: ein Ort für Austausch und Begegnungen
  • Die neue Bibliothek des Goethe-Instituts Bulgarien © Minko Minev
  • Die neue Bibliothek des Goethe-Instituts Bulgarien © Minko Minev
  • Die neue Bibliothek des Goethe-Instituts Bulgarien © Minko Minev
  • Die neue Bibliothek des Goethe-Instituts Bulgarien © Minko Minev

Weil der Aufenthalt in Innenräumen wegen der Pandemie jedoch nicht ratsam war, installierten wir im Sommer in unserem Innenhof eine Leinwand und veranstalteten „Hofkino“ und Lecture Performances im Freien. Und wir haben neue digitale Formate ausprobiert. So führte die deutsche Theatergruppe Machina Ex in Sofia eine Weltpremiere auf, „Homecoming“, ein Live-Theater-Game für zuhause. Dabei haben sich die Teilnehmenden gemeinsam von zuhause aus auf den Weg gemacht, eine Geschichte zu erkunden, die weit über ihre eigenen vier Wände hinaus reichte und sie an abgelegene Orte im Internet führte, wo sie an Live-Auftritten und Chat-Sitzungen beteiligt wurden. Die Performance fand im Rahmen der dritten Ausgabe des Gamingfestivals Sofia Game Night statt, das auch in diesem Jahr trotz Corona ein volles Programm im hybriden Modus zwischen On- und Offline für Kinder und Erwachsene bot.
  • Hofkino: Sommer 2020 © Iliyan Ruzhin
    Hofkino: Sommer 2020
  • Sofia Art Week 2020 © Merian Nikolova
    Sofia Art Week / September 2020
  • 180 Grad Festival / 2020 © Merian Nikolova
    Dora Dimitrova (Geige), 180 Grad Festival / Juli 2020
  • Lecture-Performance von Dessislava Dimova im Hof © Goethe-Institut Bulgarien
    Lecture-Performance von Desislava Dimova / Juni 2020
  • Sofia Game Night 2020: on- und offline © Goethe-Institut Bulgarien
    Sofia Game Night 2020: on- und offline / Oktober 2020

Über die Kunst und die Politik


Vor allem in Bulgarien, wo die Menschen seit Juli fast jeden Tag auf die Straße gingen und für Rechtsstaatlichkeit, Justizreform und den Rücktritt der Regierung demonstrierten, standen die Zeichen auf Veränderung. Die freie Kulturszene ist Teil der Zivilgesellschaft und die Entscheidungsprozesse haben auch Auswirkungen auf die Produktions- und Lebensbedingungen von Künstler*innen. „Wo ist die Kunst?“ war daher eine Frage, die im Zusammenhang mit den Protesten häufig gestellt wurde und auf die das Goethe-Institut Bulgarien mit dem Projekt „Art&Politics“ reagierte.

Parallel zu der Ausstellung „Kunst und Politik – Auseinandersetzungen und Koexistenz“ in der Structura Galerie mit Originalwerken von Otto Dix, Hannah Höch, Joseph Beuys, Günther Uecker und Gerhard Richter aus der Sammlung des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) veranstaltete das Goethe-Institut Vorträge, Diskussionen und Performances sowie eine von Luchezar Bojadjiev geleitete Arbeitsgruppe mit 14 Künstler*innen, die sich mit dem Verhältnis von Kunst und Politik in der heutigen Zeit beschäftigt haben. Die Ergebnisse dieser dreimonatigen Arbeit werden als Zeitung publiziert, die Sie bald lesen können werden. Mit der Frage, was politische Kunst im 21. Jahrhundert ist, werden wir uns auch im nächsten Jahr weiter auseinandersetzen, wenn sich der Geburtstag von Joseph Beuys, einem der politischsten deutschen Künstler, zum 100. Mal jährt.
 

Weitere Akzente


Ein weiterer Schwerpunkt war das Videokunstprojekt "Moving Images Bulgaria-Germany", das vorerst wegen COVID-19 nur auf der Videokunst-Plattform blinkvideo stattfand sowie das Thema Kunstvermittlung, das mit einer Konferenz begann, an der 60 Museumsmitarbeiter*innen und Referent*innen aus Bulgarien und Deutschland teilgenommen haben. Beides wird 2021 fortgesetzt.

Im Bereich Bildungskooperation war das Projekt "Berufsstart Deutschlehrer*in" zur fachlichen Qualifizierung und persönlichen Betreuung von jungen Deutschlehrkräften im ersten Berufsjahr an einer Schule ein wichtiger Schwerpunkt. In Kooperation mit dem Bildungsministerium und den bulgarischen Universitäten wurde ein umfassendes Mentorenprogramm zur Begleitung der Berufseinsteiger entwickelt, das in Empfehlungen für die bulgarischen Schulbehörden mündet.
  • Teilnehmer am Seminar © Lina Krivoshieva
    "Berufsstart Deutschlehrer*in" / Workshop, Oktober 2020
  • Teilnehmer am Workshop © Lina Krivoshieva
  • Teilnehmer am Workshop © Lina Krivoshieva
  • Teilnehmer am Workshop © Lina Krivoshieva
  • Teilnehmer am Workshop © Lina Krivoshieva
Das Fortbildungsprogramm „Media Incubator“, das wir gemeinsam mit dem Medienprogramm Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung und der NGO Trust for Social Achievement organisiert haben, hatte das Ziel, Journalist*innen zu befähigen, einem breiten Publikum positive Einstellungen zu Minderheiten zu vermitteln. Im nächsten Jahr wird das Fortbildungsprogramm auch auf die Nachbarländer ausgeweitet. So sollen langfristig mehr Vertreter benachteiligter Minderheiten zum Schreiben befähigt werden.

Um die Zivilgesellschaft und unsere Partner*innen zu unterstützen, haben wir während der Pandemie auch begonnen, Kulturschaffenden die neu gestaltete Bibliothek kostenlos für öffentliche Veranstaltungen anzubieten. Darüber hinaus haben wir uns mit Themen wie Creative Commons, Hassreden im Internet,  LGBT und Sprache sowie mit Wikipedia beschäftigt. In einer Seminarreihe für Verleger*innen wurden im Austausch mit Fachexpert*innen aus Deutschland Praktiken und Ideen für ein digitales Marketing vorgestellt. Mit unseren Partnern der Europäischen Kulturinstitute waren wir auch 2020 wieder beteiligt an der Langen Nacht der Literatur, dem Sofia Science Festival, den Tagen des Europäischen Kulturerbes und Lesen in der U-Bahn.

Wir blicken optimistisch in die Zukunft und hoffen, dass wir all diese Projekte 2021 nicht nur im virtuellen Raum fortsetzen können – wir freuen uns darauf, mit unseren Partnern gemeinsam auch wieder im realen Raum zusammenzuarbeiten!

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