Graffitispaziergang durch Dresden
Flutrinne, Schulhof und „unter die Brück“

DREWAG
DREWAG | Foto (Ausschnitt): Charlotte Töwe

Fragt man einen Dresdner nach der Graffitiszene, würde man als Ortsfremder unweigerlich in der Neustadt landen, jenem hippen Stadtteil mit Szeneläden, Hinterhöfen und unsaniertem Altbaubestand. Aber die für ihre Graffitikunst bekannten Crews wie die Bandits oder die BSX brauchen größere Flächen und ungestörtes Terrain.

Da viele zentrumsnahe Spots auf alten Fabrikgeländen abgerissen werden, weichen die Sprayer an den Stadtrand Dresdens und ins Umland aus. Doch die Stadtverwaltung ist an dieser Form der Jugendkultur interessiert und will sie aus der Illegalität holen. Sie schafft legale Angebote für die professionelle Sprayer-Szene und versucht, ihre Arbeiten in urbane Umgestaltungsprozesse einzubeziehen und ins Stadtbild zu integrieren.

Als wichtigster Lobbyist für die Einrichtung sogenannter Legal Plains hat sich das Jugendkulturzentrum Spike Dresden einen Namen gemacht. Hier werden preisgekrönte Sprayer zu Gatekeepern: Sie sind in die Jugendarbeit des Zentrums integriert und nehmen ihre Schützlinge mit, wenn die Stadt wieder einen Großauftrag anbietet.

Nach der Wende sind in Dresden Hip-Hop und Break-Dance zu einem wesentlichen Bestandteil einer neuen Jugendkultur geworden, die eng mit der Graffitiszene verbunden ist. Veränderungen in der urbanen Architektur, stillgelegte Fabriken und Baulücken taten ihr Übriges, eine lebendige Graffitiszene in Dresden zu etablieren.

Legale Flächen in der Neustadt

Katy's Garage, Ecke Louisen-/Alaunstraße, 01099 Dresden
N 51°4'00.304", O 13°45'06.299"
 
  • Legale Flächen in der Neustadt Foto: Charlotte Töwe
    Legale Flächen in der Neustadt
  • Legale Flächen in der Neustadt Foto: Charlotte Töwe
    Legale Flächen in der Neustadt
  • Legale Flächen in der Neustadt Foto: Charlotte Töwe
    Legale Flächen in der Neustadt
  • Legale Flächen in der Neustadt Foto: Charlotte Töwe
    Legale Flächen in der Neustadt
  • Legale Flächen in der Neustadt Foto: Charlotte Töwe
    Legale Flächen in der Neustadt
Zwischen Scheune und Katy's Garage, dem inoffiziellen Zentrum der Dresdner Neustadt, befindet sich eine legale Graffiti-Fläche von 150 Quadratmetern. Hier wechseln die Graffitis sehr häufig. Sie sind weniger aufwendig und kleinformatiger als andernorts. Dennoch ist dies ein guter Ausgangspunkt, die lebendige Street-Art der Neustadt zu erkunden. Gleich gegenüber arbeiten die Bandits, eine der ersten Graffiti-Crews in Dresden, derzeit an der Gestaltung des Kinder- und Jugendhauses Louise.

DREWAG – Stationen

Dreyßigplatz, 01139 Dresden-Mickten
Straßenbahn: 4, 9, 13 (Mickten)
N 51°4'52.187", O 13°42'46.443"
 
  • DREWAG Foto: Charlotte Töwe
    DREWAG
  • DREWAG Foto: Charlotte Töwe
    DREWAG
  • DREWAG Foto: Charlotte Töwe
    DREWAG
  • DREWAG Foto: Charlotte Töwe
    DREWAG
  • DREWAG Foto: Charlotte Töwe
    DREWAG
Die Gebäude der DREWAG (Stadtwerke Dresden GmbH) sind schon immer eine kreative Spielwiese für Sprayer gewesen. Seit 1999 engagiert die DREWAG regelmäßig Graffiti-Künstler für thematische Gestaltungen der vorhandenen Flächen. Bisher wurden mehr als hundert Gebäude im gesamten Stadtgebiet bemalt – meist im herkömmlichen Sinne mit dem Pinsel. Exemplarisch in seiner Professionalität ist der Airbrush auf dem Pumpenhaus Mickten von Christian S. F. Gersdorf. Die Säulen- und Backstein-Illusion bezieht sich auf die Gründerzeitarchitektur des gegenüberliegenden Straßenbahnhofs.

Legale Fläche in der Flutrinne

Flutrinnenbrücke, Washingtonstraße, 01139 Dresden
Bus: 70, 80 (Gewerbegebiet Kaditz), dann die Treppe vor dem Hornbach runter in die Flutrinne nehmen
N 51°4'43.032", O 13°41'22.164"
 
  • Legale Fläche in der „Flutrinne“ Foto: Charlotte Töwe
    Legale Fläche in der „Flutrinne“
  • Legale Fläche in der „Flutrinne“ Foto: Charlotte Töwe
    Legale Fläche in der „Flutrinne“
  • Legale Fläche in der „Flutrinne“ Foto: Charlotte Töwe
    Legale Fläche in der „Flutrinne“
  • Legale Fläche in der „Flutrinne“ Foto: Charlotte Töwe
    Legale Fläche in der „Flutrinne“
  • Legale Fläche in der „Flutrinne“ Foto: Charlotte Töwe
    Legale Fläche in der „Flutrinne“
Wo im Frühling die Wassermassen der Elbe umgeleitet werden, damit sie nicht die Innenstadt fluten, ist für den Rest des Jahres eine Graffiti-Galerie zu besichtigen. Die sechs massiven Pfeiler der Kaditzer Flutrinnenbrücke wurden von der Stadt als legale Flächen freigegeben. Die Bilder wechseln in unregelmäßigen Abständen, aber in der Galerie sind immer ein paar anspruchsvolle Arbeiten zu sehen, die professionell die 20 Meter breite und hohe Betonfläche ausnutzen. Auch junge Künstler können sich an diesem einmaligen Ort ohne Zeitdruck ausprobieren.

Der blaue Fußgängertunnel in Gorbitz

Fußgängertunnel, Omsewitz 1, 01169 Dresden
von der Straßenbahnhaltestelle zur Harthaer Straße,
Straßenbahn: 2, 7 (Schlehenstraße)
N 51°2'56.057", O 13°39'31.682"
 
  • Der blaue Fußgängertunnel in Gorbitz Foto: Charlotte Töwe
    Der blaue Fußgängertunnel in Gorbitz
  • Der blaue Fußgängertunnel in Gorbitz Foto: Charlotte Töwe
    Der blaue Fußgängertunnel in Gorbitz
  • Der blaue Fußgängertunnel in Gorbitz Foto: Charlotte Töwe
    Der blaue Fußgängertunnel in Gorbitz
  • Der blaue Fußgängertunnel in Gorbitz Foto: Charlotte Töwe
    Der blaue Fußgängertunnel in Gorbitz
  • Der blaue Fußgängertunnel in Gorbitz Foto: Charlotte Töwe
    Der blaue Fußgängertunnel in Gorbitz
In den Jahren 2010 und 2011 gestaltete das Spike Dresden im Auftrag der Stadt drei Fußgängertunnel im Dresdner Stadtteil Gorbitz. Zuvor wurden diese, teilweise illegal oder beim Sprayer-Contest Urban Syndrom, in einem wilden, ständig wechselnden Stilmix bemalt. Diesem sollte ein einheitliches Farb- und Themenkonzept entgegengesetzt werden, das diesen Ort von einem „öffentlichen Ärgernis“ in ein Kunstwerk des öffentlichen Raums verwandeln sollte. In Etappen wurden im Zeitraum von zwei Monaten mehr als 2.000 Quadratmeter Fläche von etwa 40 Künstlern gestaltet.

Der orangene Fußgängertunnel in Gorbitz

Fußgängertunnel, Omsewitz 2, 01169 Dresden
von der Straßenbahnhaltestelle zur Harthaer Straße,
Straßenbahn: 2, 7 (Bhf. Gorbitz)
N 51°2'48.517", O 13°39'11.501"
 
  • Der orange Fußgängertunnel in Gorbitz Foto: Charlotte Töwe
    Der orange Fußgängertunnel in Gorbitz
  • Der orange Fußgängertunnel in Gorbitz Foto: Charlotte Töwe
    Der orange Fußgängertunnel in Gorbitz
  • Der orange Fußgängertunnel in Gorbitz Foto: Charlotte Töwe
    Der orange Fußgängertunnel in Gorbitz
  • Der orange Fußgängertunnel in Gorbitz Foto: Charlotte Töwe
    Der orange Fußgängertunnel in Gorbitz
  • Der orange Fußgängertunnel in Gorbitz Foto: Charlotte Töwe
    Der orange Fußgängertunnel in Gorbitz
Während der erste Tunnel in den Farben blau und türkis gehalten ist und Themen der Unterwasserwelt sowie filmisch anmutende Sujets der Piraten aufgreift, erstrahlt der zweite Tunnel in Honigfarben. Biene Maja und andere Comicfiguren verbreiten gute Laune beim täglichen Unterqueren einer der größten Straßen Dresdens. Neben überregional bekannten Sprayer-Crews wie den Bandits oder BSX waren Jugendliche, Kinder und die Anwohner an der Gestaltung beteiligt, was zu einer hohen Akzeptanz der Kunstwerke führte.

„Geograffiti“ am S-Bahnhof Plauen

S-Bahnhof Plauen, Bahnhofstraße, 08547 Plauen
S-Bahn (Dresden-Plauen), Bus: 61, 62, 85 (Hp. Plauen)
N 51°1'48.298", O 13°42'12.812"
 
  • „Geograffiti“ am S-Bahnhof Plauen Foto: Charlotte Töwe
    „Geograffiti“ am S-Bahnhof Plauen
  • „Geograffiti“ am S-Bahnhof Plauen Foto: Charlotte Töwe
    „Geograffiti“ am S-Bahnhof Plauen
  • „Geograffiti“ am S-Bahnhof Plauen Foto: Charlotte Töwe
    „Geograffiti“ am S-Bahnhof Plauen
  • „Geograffiti“ am S-Bahnhof Plauen Foto: Charlotte Töwe
    „Geograffiti“ am S-Bahnhof Plauen
  • „Geograffiti“ am S-Bahnhof Plauen Foto: Charlotte Töwe
    „Geograffiti“ am S-Bahnhof Plauen
Mit ihrem Geograffiti schlich sich die Künstlerin Anja Sonnenburg zumindest terminologisch in die Szene. Die Kreidezeichnung entstand im Rahmen eines Freiluftprojekts des Künstlerkollektivs Haifische-Dresden Süd-West e. V., das nach Geschichten öffentlicher Räume sucht. Sonnenburg, freie Künstlerin und Bildhauerin, hat die Namensherkunft des Stadtteils ausgegraben, die sich auf seine vielschichtigen, kreidezeitlichen Gesteinsvorkommen bezieht. An geologische Skizzen angelehnt, visualisierte sie diese auf schwarzem Grund.

Skaterpark Strehlen

Skaterpark, Teplitzer Straße, 01219 Dresden
Haltestelle Corinthstraße, Bus: 66, 75 (Corinthstraße)
N 51°1'17.215", O 13°45'51.103"
 
  • Skaterpark Strehlen Foto: Charlotte Töwe
    Skaterpark Strehlen
  • Skaterpark Strehlen Foto: Charlotte Töwe
    Skaterpark Strehlen
  • Skaterpark Strehlen Foto: Charlotte Töwe
    Skaterpark Strehlen
  • Skaterpark Strehlen Foto: Charlotte Töwe
    Skaterpark Strehlen
  • Skaterpark Strehlen Foto: Charlotte Töwe
    Skaterpark Strehlen
Die Mauern des Skater- und Sportparks in Strehlen sind als Auftragswerk der Stadt mit Comics und 3D-Schriftzügen als visuelle Einheit gestaltet. Koordiniert durch Spike Dresden wurden dafür lokale Sprayer-Crews beauftragt. Unweit vom Park steht einer von mehr als 100 Stromverteilern vor einer Schule. Er ist – passend zum Umfeld – mit kindlichen Motiven gestaltet. Die Sprayer entwickelten für jeden Verteilerkasten ein eigenes Konzept, das oft die Verschmelzung von Farben und Stilen mit ihrem Hintergrund vorsieht.

Legale Flächen im Spike Dresden

Spike Dresden – Altstrehlen 1 e. V.
Karl-Laux-Straße 5, 01219 Dresden
N 51°0'49.320", O 13°46'15.204"
 
  • Legale Flächen im Spike Dresden Foto: Charlotte Töwe
    Legale Flächen im Spike Dresden
  • Legale Flächen im Spike Dresden Foto: Charlotte Töwe
    Legale Flächen im Spike Dresden
  • Legale Flächen im Spike Dresden Foto: Charlotte Töwe
    Legale Flächen im Spike Dresden
  • Legale Flächen im Spike Dresden Foto: Charlotte Töwe
    Legale Flächen im Spike Dresden
  • Legale Flächen im Spike Dresden Foto: Charlotte Töwe
    Legale Flächen im Spike Dresden
Im Jugendzentrum Spike Dresden steht Street-Art seit 15 Jahren an erster Stelle. Ungefähr 500 Quadratmeter stehen auf dem Gelände einer Schule jedermann zum Sprühen zur Verfügung. Hier sind größere Arbeiten auch in ihrem Prozess der Entstehung zu sehen. Professionelle Sprayer geben zwei Mal wöchentlich in Workshops ihr Wissen an Jugendliche weiter. Das Gelände ist mit zahlreichen Holzwänden versehen, die regelmäßig umgestaltet werden. Das Spike Dresden ist Austragungsort des jährlichen internationalen Graffiti-Festivals Urban Syndrom (28.–30.06.13).

Die Brücken-Galerie am Bahnhof Mitte

S-Bahnhof Mitte, Könneritzstraße 1, 01067 Dresden
Straßenbahn: 1, 2, 6, 10
N 51°3'18.722", O 13°43'24.516"
 
  • Die Brücken-Galerie am Bahnhof Mitte Foto: Charlotte Töwe
    Die Brücken-Galerie am Bahnhof Mitte
  • Die Brücken-Galerie am Bahnhof Mitte Foto: Charlotte Töwe
    Die Brücken-Galerie am Bahnhof Mitte
  • Die Brücken-Galerie am Bahnhof Mitte Foto: Charlotte Töwe
    Die Brücken-Galerie am Bahnhof Mitte
  • Die Brücken-Galerie am Bahnhof Mitte Foto: Charlotte Töwe
    Die Brücken-Galerie am Bahnhof Mitte
  • Die Brücken-Galerie am Bahnhof Mitte Foto: Charlotte Töwe
    Die Brücken-Galerie am Bahnhof Mitte
Gesponsert von verschiedenen Dresdner Firmen haben die vier Künstler von Matter of Taste die Brückenbögen rund um den Bahnhof Mitte innerhalb von zwei Jahren zu einer ein Kilometer langen Galerie umgestaltet. Die vierzig Bögen wurden 2006 in unterschiedlichen Malstilen zum Stadtjubiläum fertiggestellt: Fotorealismus reiht sich an Illusionsmalerei, Gemälde mit Ölfarbe folgen auf symbolische Motive. Die Graffitis mit Bezug zu den entsprechenden Auftraggebern haben Dresdner Sehenswürdigkeiten zum Thema.

Kunst um den Bahnhof Mitte

Könneritzstraße 1/Ecke Schwerinerstraße, 01067 Dresden
S-Bahnhof Mitte, Straßenbahn: 1, 2, 6, 10
N 51°3'14.352", O 13°43'22.479"
 
  • Kunst um den Bahnhof Mitte Foto: Charlotte Töwe
    Kunst um den Bahnhof Mitte
  • Kunst um den Bahnhof Mitte Foto: Charlotte Töwe
    Kunst um den Bahnhof Mitte
  • Kunst um den Bahnhof Mitte Foto: Charlotte Töwe
    Kunst um den Bahnhof Mitte
  • Kunst um den Bahnhof Mitte Foto: Charlotte Töwe
    Kunst um den Bahnhof Mitte
  • Kunst um den Bahnhof Mitte Foto: Charlotte Töwe
    Kunst um den Bahnhof Mitte
Vier Brückenbögen im Eingangsbereich des Bahnhofs Mitte wurden vom Dresdner Diplom-Designer und Theatermaler Henry Leonhard in detailgetreuer und filigraner Malweise gestaltet. Gegenüber von Leonhards Werken befinden sich zwei riesige Fassadengemälde, unter anderem Bananenrepublik von Jens Besser. Wo Baulücken noch immer Zeugen der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg sind, verzierte Jens Besser kahle Hauswände mit seinen Fantasiemalereien. Er ist Initiator des Projekts „RAUM City Bilder – Kunst auf Brandwänden”. Seit 2011 entstanden innerhalb dieses Projekts mehr als zehn Wandgemälde von 18 Künstlern aus neun Ländern. Das Kulturforum Dresden „Riesa efau“ stellt in regelmäßigen Führungen die neue Stadtteilkunst von Jens Besser vor.