Deutsche Graffitiblogs
Illegal und doch genial

Ein Sprayer, der nicht abgebildet und auch nicht erkannt werden will, sprüht ein nicht genehmigtes Graffiti an eine Wand in Berlin
Ein Sprayer, der nicht abgebildet und auch nicht erkannt werden will, sprüht ein nicht genehmigtes Graffiti an eine Wand in Berlin | Foto (Ausschnitt): © picture-alliance, Wolfram Steinberg

Egal ob Vandalismus, große Kunst oder irgendetwas dazwischen, über Graffiti hat jeder etwas zu sagen. Die Graffiti-Künstler selbst natürlich auch. Sie haben den öffentlichen Raum um das Internet erweitert und zeigen ihre Arbeiten einer immer größer werdenden Fan-Gemeinschaft in ihren Blogs.

Die Verbindung zwischen Graffiti und Blog liegt bei genauer Betrachtung auf der Hand: Beide sind aus Subkulturen hervorgegangen, können sich der Kommerzialisierung entziehen und sind ideal zur Meinungsäußerung. Ein außergewöhnliches Graffito kann sich unter Brücken oder hinter Fabrikmauern verstecken. Und auch ein guter Blog lässt sich nicht immer leicht finden.

Oft verschwinden deutsche Graffitiblogs kurz nach ihrem Erscheinen wieder aus der öffentlichen Sichtbarkeit. Seit 2005 sieht das deutsche Strafgesetz nämlich bis zu zwei Jahren Haftstrafe wegen Sachbeschädigung für Sprayer vor. Dieser Umstand hat die Graffitiszene zwar in die Illegalität gebracht, aber dennoch nicht aus dem städtischen Raum verbannt. Die Möglichkeit der strafrechtlichen Verfolgung ist allerdings auch ein Grund, warum die Betreiber vieler Blogs ihre Arbeiten unter Pseudonym posten. In einigen Städten, wie zum Beispiel in Dresden, versucht die Stadtverwaltung durch die Schaffung von sogenannten „freien Flächen“ und Auftragsvergaben, Platz für Graffiti als Streetart zu schaffen. Nicht immer das, was die Graffiti-Crews als Vertreter einer Subkultur, die mit dieser Kunstform ihren Idealismus, ihre Identität und Kultur ausdrückt, gern annehmen. „Graffiti ist ein soziales Problem, weil die Sprayer keine anderen Regeln als ihre eigenen akzeptieren. Ihr größter Widerspruch besteht zwischen dem Bedürfnis, von möglichst vielen Menschen wahrgenommen zu werden, und der gleichzeitigen Kodierung ihrer Botschaften“, sagt dazu Hartmut Salzwedel, Soziologie-Dozent an der Technischen Universität Berlin.

Trotz der vielen und schnellen Veränderungen innerhalb der deutschen Graffitiblog-Szene gibt es jene Blogs der Crews und Künstlerkollektive, die wie Graffiti-News oder Streetart Bremen beständig über die deutsche und internationale Graffitiszene berichten, Fotos von besonderen und aktuellen Graffitis, Stickers, Stencils posten und diese durch Interviews mit Graffiti-Künstlern erweitern.

„I love Graffiti“

Einer der professionellsten, im Magazinstil gestalteten Blogs ist I Love Graffiti. Neben einer Top-Ten-Liste der aktuell besten Graffitis kann man hier den Blog-Einträgen verschiedener Graffiti-Künstler und Streetartists folgen. Eine Suchfunktion erleichtert das Stöbern auf den informativen Seiten mit aussagekräftigen Fotos. Für alle, die einen guten Überblick über die aktuelle Graffitiszene mit umfangreicher Hintergrundinformation haben wollen, ein Muss.

„Graffitiblog“

Der Graffiti-Blog.org hat viele Events und Szene-News rund um Graffiti und Streetart zu bieten. Die Themen sind in Monatsarchiven hinterlegt, die Suchfunktion der Seite könnte jedoch besser sein. Vor allem die vielen guten Videos, in denen man den Künstlern beim Arbeiten zuschauen kann, sind empfehlenswert.

„Graffiti Osnabrück“

In der nationalen und internationalen Szene der Graffitiblogs sind auch die regionalen Blogs durchaus empfehlenswert. Graffiti Osnabrück ist ein Blog, der sich mit Graffiti und Streetart in und um Osnabrück befasst. Über hundert Graffiti-Fotos aus der Region gibt es bereits im Blog. Zudem erweitern Ausstellungshinweise sowie legale und „illegale“ Nachrichten das Informationsangebot. Empfehlenswert ist die umfangreiche Fotolog-Linkliste.

„Freundeskreis Street-Art“

Lokal angelegt, aber überregional interessant ist der Berliner Urban-Art-Blog Freundeskreis Street-Art Berlin. Der Blog des Kollektivs Freundeskreis bezeichnet sich selbst als „ersten deutschen non-Mainstream Urban-Art Blog“. Dokumentiert wird nicht nur die Berliner Streetart- und Graffitiszene. Auch RSS-Feeds anderer Graffti-Blogs wie Reclaim your city sind eingebunden.

 

Kleines Graffiti-Glossar

Mural ein großes Wandgemälde
Outlines Outlines sind feine Konturlinien und Details. Es gibt sie in verschiedenen Formen, zum Beispiel als German Outline, Skinny Banana oder Gray Dot Super Skinny.
Paste/Postering Plakate aus Papier, die entweder bemalt oder bedruckt sind und mit Kleister an die Wand angebracht werden
Piece Das ist ein mit verschiedenen Farben ausgearbeitetes großflächiges Graffiti und oft eine Kombination aus Figuren („Characters“).
Sticker Vinyl-Sticker, die entweder ein Tag, eine Zeichnung oder einen Druck zeigen
Stencil Zunächst wird eine Schablone aus stärkerem Papier, Karton oder dünnem Plastik ausgeschnitten. Dann werden die freien Flächen mit Sprühfarbe, Walzen oder Pinsel ausgemalt.
Tag Das einfachste Graffiti in Form eines geschriebenen Namens oder eines Bildes, das für einen einzelnen Künstler oder eine Gang steht
Throw-Up Throw-Ups sind schnelle, oft unter Zeitdruck entstandene Pieces, bei denen die Innenflächen grob schraffiert oder erst gar nicht ausgefüllt werden.