Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

Kulturtipp
Hoffnung für die Menschen und für die Musik

Der Oboist Vilém Veverka
Der Oboist Vilém Veverka | © Vilém Veverka

Alle guten Dinge sind drei, so heißt es zumindest. Und bald beginnt der dritte Jahrgang des Musikfestivals Věčná naděje (dt. Unendliche Hoffnung), bei dem die tschechische, jüdische und deutsche Kultur erkundet werden. Ab dem 13. Oktober 2020 werden die Werke der Komponisten wiederbelebt, deren Schaffen unter heute kaum nachvollziehbaren Bedingungen des Zweiten Weltkrieges entstanden sind.

Von Tomáš Moravec, Goethe-Institut

Das Festival Věčná naděje ist für tschechische Verhältnisse bemerkenswert. Und das liegt unter anderem daran, dass es künstlerische Werte aufgreift, die aufgrund ihrem gegenseiteigen Einfluss und Begegnungen verschiedener Kulturen entstanden sind. Dabei ignoriert das Festival weder ernste noch schwere Themen. Das heißt jedoch nicht, dass man in eine nachdenkliche, in die Vergangenheit gekehrte Depression fällt. Im Gegenteil: Auch nur ein flüchtiger Blick ins Programm des aktuellen Jahrgangs verrät: die Dramaturgie zieht sich wie ein bemerkenswerter roter Faden, der die großen Namen der so genannten „klassischen Musik“ mit den Werken der Autoren verbindet, die oft gerade aufgrund der tragischen Umstände der Zeit, in der sie ihre Werke schufen, dafür nur eingeschränkt Möglichkeiten hatten.

Gleich bei dem ersten Konzert, das am 13. Oktober 2020 in der Prager St.-Laurentius-Kirche stattfindet, geben sich das bekannte Largo von Johann Sebastian Bach mit der Reminiszenz von Karl Bergmann die Hand. Die Klaviersuite erinnert an die Zeit, in welcher der Autor als Sänger, Regisseur und Komponist an der Arbeit des Theaters in Theresienstadt beteiligt war.

Veverka in der Oper

Das Eröffnungskonzert des Festivals, das einen Tag später in der Staatsoper stattfindet, erinnert an die Theresienstädter „Klassiker“ – die Studie für Streichorchester und die Suite für Oboe und Streicher von Pavel Haas und eine Suite aus Hans Krásas Brundibár, der Kaiser von Atlantis von Viktor Ullman und die Partitur von Gideon Klein.
 
Die Werke, die in einer großen Zukunftsunsicherheit entstanden sind, werden unter der Leitung der Dirigentin Jana Mimrová von Mitgliedern des Orchesters der Staatsoper Prag gemeinsam mit dem Oboisten Vilém Veverka interpretiert – schon das ist bereits eine Garantie für Qualität.
 
Es wäre überflüssig hier alle Programmpunkte und Interpreten aufzulisten – denn vom Festivalprogramm kann sich jeder selbst auf der Webseite ein Bild machen. Nichtsdestotrotz sollten einige Besonderheiten des diesjährigen Jahrgangs nicht unerwähnt blieben. Dazu gehört der Auftritt der norwegischen Sängerin Bente Kahan, die im Theater Kolowrat 13 Lieder der aus Vítkovice stammenden deutsch-jüdischen Dichterin Ilse Weber vertonen wird. Auch diese Werke sind mit einer traurigen Geschichte verknüpft:  Ilse Weber, die auch für ihre Kinderbücher bekannt ist, arbeitete im KZ Theresienstadt als Kinderkrankenschwester. Ihre erst nach Ihrem Tod veröffentlichten Gedichte schrieb sie dort heimlich. Sie starb 1944 in Auschwitz.
 
An die Werke und Schicksalsschläge weiterer Autorinnen und Autoren, die in Theresienstadt tätig waren, wird auch am 21. Oktober 2020 in der beeindruckenden Winternitz-Villa in den Vorträgen von Dr. habil. Vojtěch Blodig und PhDr. Zuzana Peterová erinnert. 
 
Und zum Schluss noch ein Tipp. Das Festival  schließt am 24. Oktober mit einem Konzert, bei dem der Geiger Jan Mráček, der Klarinettist Irvin Verniš, der Cellist Jiří Bárta und der Pianist Martin Kasík unter anderem  die Quatuor pour la fin du temps  (Quartett für das Ende der Zeit) von Olivier Messiaen vorstellen. Dieses Werk wurde 1941 in einem Görlitzer Gefangenenlager uraufgeführt und gehört zu den Höhepunkten der Kammermusik. Gemeinsam mit der Suite C Moll  von Johann Sebastian Bach wird es sicherlich ein Abend gefüllt mit Emotionen, Unendlichkeit und Hoffnung.


Was? Festival Věčná naděje
Wann? 13.-20. Oktober 2020
Wo? Prag

Komponist Gideon Klein  (1919-1945) Komponist Gideon Klein (1919-1945) | © Holocaust.cz

Top