DOLLY © Patricija Gilytė

DOLLY

Skulptur aus Bügelbrett, Reisekoffer, Monitor, Kiste, Malerwalze, Autoreifen;  schwarze PUR (Polyurethan) Beschichtung; SD video 4:3, loop; 2008

Patricija Gilyte
* 1972 in Kaunas, Litauen; lebt und arbeitet in Deutschland

In einem abgedunkelten Raum trifft der Ausstellungsbesucher auf ein schwarzes skulpturales Objekt, das an eine Filmkamera auf einem Kamerawagen (Dolly) erinnert. Diese Skulptur ist zweifach zu sehen: In einer Videoprojektion mitten auf dem Ackerfeld sowie gegenüber der Projektion im Raum platziert. Durch diese doppelte Erscheinung wird sich der Betrachter seiner eigenen Position im Raum bewusst. Tritt er vor die Kamera, so befindet er sich im doppelten Fokus beider Geräte. Tritt er hinter die Kamera, so wird er quasi zum Kameramann/frau, ohne die Aufnahme im Feld beeinflussen zu können, jedoch selbst gleichzeitig durch eine weitere „Linse“, eine zweite Öffnung der Kamera im Raum lokalisierbar. Ein neutrales Betrachten des Kunstwerks ist somit nicht wirklich möglich.
 
Beide „Dollys“ wirken statisch und unbeweglich. Das Halbdunkel im Raum erlaubt jedoch ein genaueres Betrachten der Skulptur. So wird erkennbar, dass die beiden Kamera-Objekte aus Alltagsgegenständen wie Reisekoffer, Handtasche, Kiste, Malerwalze, Bügelbrett, Autoreifen und Fernsehmonitor zusammengesetzt sind. Es bleibt aber rätselhaft, was sich in diesem Konglomerat der Dinge noch befindet, z.B. im Hohlraum der Kiste und des Koffers.
 
In den performativen Arbeiten von Patricija Gilyte ist häufig eine Figur des stillen, beinahe unsichtbaren Beobachters zu treffen, entsprechend des ebenfalls nicht sichtbaren Beobachters in der alltäglichen Videoüberwachung. In diese Figur verlagert die Künstlerin metaphorisch eine unsere Zeit speichernde und Veränderungen reflektierende Instanz.