Konzert
Harmonia Caelestis

Die heilige Hildegard von Bingen (1098-1179) war eine der bedeutendsten und vielseitigsten Persönlichkeiten des Mittelalters. Sie war nicht nur Äbtissin und Klostergründerin, sondern praktizierte auch Kräuterkunde, Medizin, komponierte Musik, schrieb Bücher und soll angeblich auch die Kunst der Weissagung beherrscht haben.

Von Ladislav Vaindl, Tomáš Moravec

Komponistin aus dem mittelalterlichen Rheinland

Ebenso vielfältig und interessant wie Hildegard ist auch die Region an der Grenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz, durch die der Rhein fließt, einer der längsten Flüsse Europas, der eng mit der Heiligen verbunden ist. Es gibt jedoch noch viele weitere Orte, an denen das Erbe der Hildegard von Bingen zu finden ist. Zum Beispiel in der malerischen Ruine des ehemaligen Klosters Disibodenberg bei Odernheim am Glam, wo Hildegard ab ihrem achten Lebensjahr lebte. In der Anlage, umgeben von Weinbergen, scheint man sich in einer ganz anderen Welt zu befinden. Die steinernen Überreste der Gebäude, in denen vor Hunderten von Jahren Mönche und Nonnen eifrig ihren Beschäftigungen nachgingen, sind unter den Baumkronen versteckt. Die allgegenwärtige Stille, die nur durch das Rauschen des Windes in den Ästen leicht gestört wird, verstärkt die mystische Atmosphäre, die auf Schritt und Tritt zu spüren ist. Das erste Kloster wurde hier im 7. Jahrhundert vom heiligen Disibod gegründet, der aus Irland oder Schottland ins heutige Deutschland kam. Um 1100 errichteten die Benediktiner hier einen neuen Komplex. Er umfasste ein Klassenzimmer für 16 geweihte Mädchen. Unter ihnen war auch die damals kleine Hildegard. Sie lebte hier viele Jahre und wurde 1136 im Alter von 42 Jahren Äbtissin. Auf den Spuren Hildegards darf natürlich auch Bingen am Rhein nicht fehlen, heute ein relativ ruhiges rheinisches Städtchen, das nicht von Touristen überlaufen ist. Nicht weit davon entfernt, in Rupertsberg, gründete die Heilige ein heute nicht mehr existierendes Kloster, wo sie im dortigen Garten Kräuter anbaute, mit denen  sie viele Kranke heilte. Sie verbrachte viele Jahre in diesem Kloster und starb dort im Alter von 81 Jahren. Darstellungen der berühmten Frau, die vor fast tausend Jahren den Namen der Stadt in ihren eigenen Worten trug, sind noch heute an mehreren Stellen zu finden: am Hauptbrunnen, am Stadthaus bei der Basilika San Martino und sogar an der Fassade der örtlichen Bank.

Das Konzert des Tiburtina Ensemble in Prag

Man muss jedoch nicht bis ins Rheinland reisen, um Hildegards Erbe zu finden - man kann ihr sogar in Prag nahe kommen. Hildegard von Bingen ist eine der wenigen Komponistinnen des zwölften Jahrhunderts, deren Name bekannt ist und deren Werk in größerem Umfang erhalten geblieben ist - in ihrem Fall 77 Kompositionen und ein liturgisches Drama. Es sind beeindruckende Werke, die auch im 21. Jahrhundert Künstler und Zuhörer inspirieren können: wie das Tiburtina Ensemble, das seit 2008 Künstler zusammenbringt, die sich auf die Interpretation des gregorianischen Chorals, der mittelalterlichen Polyphonie und der zeitgenössischen Musik konzentrieren.

Das Tiburtina Ensemble tritt am 26. April im Kulturzentrum Vzlet in Prag auf. Die hochkarätige Sängerbesetzung (u. a. Hana Blažíková und Ivana Bilej Brouková) wird unter dem Titel Harmonia Caelestis Interpretationen von Hildegards Liedern Ave generosa gloriosa et intacta, O Virtus sapentiae und anderen präsentieren.

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Über das Konzert

Was? Tiburtina Ensemble: Harmonia Caelestis. Ein Konzert mit geistlicher Musik von Hildegard von Bingen
Wann? 26. April, 19:30 Uhr
Wo? Vzlet, Holandská 1, Prag 10

In Zusammenarbeit mit Collegium1704 und Oude Muziek Utrecht.