Gabriele Billoud

Wenn der Name Goethe-Institut fällt

Gabriele Billoud (links) in der Bibliothek der ENSSIB mit Ingrid Neumann, Ulrich Fügener und Wolfgang Kaiser (alle 3 Goethe-Institut) © Wolfgang Kaiser
Gabriele Billoud (links) in der Bibliothek der ENSSIB mit Ingrid Neumann, Ulrich Fügener und Wolfgang Kaiser (alle 3 Goethe-Institut)

Wenn der Name Goethe-Institut fällt, denke ich sofort an „mein“ Goethe-Institut Lyon, das mich seit 35 Jahren hier im Raum Lyon begleitet. Begonnen hat unsere Beziehung mit einem zögernden Betreten des eindrucksvollen, hochherrschaftlichen Treppenhauses in der Rue Emile Zola, wo ich, mit unserer kleinen Tochter an der Hand, viele Stufen höher schließlich Institut samt Bibliothek fand. Die Bibliothek, eng, dicht an dicht mit Büchern bestückt, und eine Bibliothekarin, die mich freundlich willkommen hieß, Frau Neumann. Sie blieben für mich lange Jahre die Kulturbotschafter meines Heimatlandes vor Ort.
 
Ich folgte dem Institut in die Rue François Dauphin, wo auch die Bibliothek lichtere und größere Räume fand und später das Institut durch den Loft gelungen erweitert wurde. Hier erlebte ich u.a. Veranstaltungen wie die Diskussion mit dem heutigen Bundespräsidenten und damaligen Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen, Herrn Gauck, und die mit dem großen Beobachter der deutsch-französischen Beziehungen, Alfred Grosser: für mich Höhepunkte!
 
Das Goethe-Institut blieb auch in meinem Berufsleben, mal mehr, mal weniger, Ansprechpartner, wie die Pädagogische Abteilung mit ihren Materialien und Hilfestellungen während meiner mehrjährigen Teilnahme am Schulversuch Deutsch an der Grundschule. 

Nach meinem Wiedereinstieg als Bibliothekarin der deutschsprachigen Abteilung einer der örtlichen Unis rückte die Bibliothekswelt wieder in den Vordergrund. Im Unterschied zum heute allgegenwärtigen Internet waren Anfang der 90er Jahre Informationsfluss und Informationsmöglichkeiten eine Angelegenheit der persönlichen Netzwerke. Die Bibliotheksleiterin des Goethe-Instituts verstand es, Bibliothekare mit dem Aufgabenbereich Deutsch aus unterschiedlichen Stellen, wie Hochschulbibliotheken, Stadtbibliothek, Dokumentationszentrum in einer Runde zusammenzuführen. Natürlich wollte jeder wissen, in wieweit die Sammlungen der Kollegen für die Benutzer der eigenen Bibliothek interessant sein könnten und ob man sich ergänzt! Mit dem Austausch von Zeitschriftenlisten der teilnehmenden Bibliotheken ging es weiter…

In lebhafter Erinnerung ist mir auch die Initiative, Neuerscheinungen deutschsprachiger Gegenwartsliteratur in der Bibliotheksrunde einem literarisch interessierten Publikum vorzustellen: die Teilnehmer wurden ermuntert, über die vorgestellten Bücher abzustimmen. Eine Preisverleihung krönte die Abstimmung und die Veranstaltung endete mit einem erfrischenden Umtrunk  – ich weiß nicht mehr, welcher Autor den 1. Preis erhielt, ich weiß nur noch, dass ich so die „Putzfraueninsel“ von Milena Moser kennenlernte!
 
Mit dem Web-Auftritt des Goethe-Instituts kam die Informationsfülle. Höchst interessant für Bibliothekare war die Webseite des Instituts mit Informationen zum Bibliothekswesen in Deutschland. Ich schöpfte reichlich aus dieser Informationsquelle bei der Vorbereitung zu 2 Studienreisen, auf denen ich als Übersetzerin französische Bibliothekare durch die deutsche Bibliothekslandschaft begleitet habe.

Neben Informationen für das französische Publikum vermittelt das Goethe-Institut für deutsche Interessenten auch französische Ansprechpartner; zum Beispiel konnte ich einen deutschen Bibliothekspraktikanten zu einem „Schnupperkurs“ in „meiner“ französischen Bibliothek empfangen und wieder, Dank des Goethe-Instituts, ein wenig zum „Mittler“ zwischen unseren beiden Ländern werden.
 
Gabriele Billoud