Nora Duchêne

Nora Duchêne @ Georges Abschlusspräsentation © Ashok Vish
Die Arbeit des Goethe-Institutes weltweit fand Ich schon immer spannend. Die Idee, in einem der Goethe-Institute mein Studium zu machen, kam mir aber erst, als Ich von dem Projekt der bangaloREsidency gehört habe. Das Projekt fand Ich von Anhieb an sehr spannend, vor allem, da mich die Themenfelder „Interkultureller Austausch“, „Nachhaltiger Kulturaustausch auf Augenhöhe“ eigentlich schon immer interessierten. Während Ich diese inflationär verwendeten Begriffe anfangs sicher wenig reflektiert habe, habe Ich durch mein Studium mehr und mehr auf theoretischer Ebene damit auseinandergesetzt und überlegt. Aber was bringt die theoretische Reflexion über Dinge, die wir noch nie angewandt erfahren haben? Mit diesem Gedanken habe Ich mich dazu entschlossen, meine Feldforschung / Studienprojekt in Ethnologie mit einem Praktikum beim Goethe-Institut zu verbinden und dabei noch praktische Erfahrungen in der Kulturarbeit zu sammeln.

Nora Duchêne - bangaloREsidency 2017 © Kunal Deshpande Im Rahmen meines Praktikums war Ich gemeinsam mit drei weiteren Praktikantinnen zuständig für die Organisation, Durchführung und Nachbereitung des bangaloREsidency-Programmes, der bangaloREsidency-Expanded, sowie einigen anderen stattfindenden Veranstaltungen. Im Rahmen der Residency Zeit waren während meiner Zeit in Bangalore zwölf verschiedene in Deutschland lebende Künstler*innen aus verschiedenen Sparten (Tanz, Choreographie, Film, Fotografie, Bildende Kunst und mehr) zu Gast bei den verschiedenen Hosts in Bangalore. Schon vor deren Anreise wurde mir dabei nach einem als „Buddy-Prinzip“ bezeichnenden Konzept zwei Künstler*innen zugewiesen, die ich intensiv betreuen sollte und mit denen Ich schon vor und nach Anreise, aber insbesondere während der Residenzzeit in Kontakt stand.

Für die Expanded Künstler*innen, die sich währenddessen in anderen Kulturinstitutionen in Deutschland befanden, war ich außerdem Ansprechpartnerin und kümmerte mich beispielsweise um die Bekanntmachung ihrer Veranstaltungen über die Kanäle des Goethe-Institutes. Definitiv hilfreich war, dass ich mit dem Leben in einer indischen Großstadt durch einen längeren Aufenthalt im Rahmen meines IJFD’s in Ahmedabad (Gujarat) bereits vertraut war. So konnte Ich mich noch recht gut an meine eigenen Herausforderungen im Einleben in diesem fremden Kontext erinnern und die Gefühle der Fremde, Verwirrung und Orientierungslosigkeit der Künstler*innen in der ersten Zeit in Indien gut nachvollziehen.

Nora Duchêne @ RS © Sarah Denzinger Besonders spannend fand Ich, während meiner Zeit die unterschiedlichen Herangehensweisen und Arbeitsweisen der Künstler*innen kennenlernen zu dürfen. Ich durfte mitzuerleben, wie aus vielen unterschiedlichen Perspektiven, Ideen und Erfahrungen der Künstler*innen in Zusammenarbeit mit den Hosts zwölf extrem verschiedene, spannende künstlerische Projekte entstanden sind. Dabei kamen auch einige für mein Forschungsprojekt interessante Fragen auf: Wie werden Erfahrungen der Fremde und Zugehörigkeit künstlerisch verarbeitet? Welche Indien- beziehungsweise Deutschlandbilder werden in den entstehenden Kunstprojekten reproduziert? Und (wie) können Projekte wie die bangaloREsidency / Expanded dazu beitragen, Menschen (vermeintlich) verschiedener Lebenswelten nachhaltig miteinander zu vernetzen? Viele Antworten hierzu haben sich während meiner Zeit einfach aus einigen Interviews, aber viel mehr auch den Gesprächen und der alltäglichen Arbeit mit den Künstlern*innen ergeben.

Nora Duchêne @ 1 Shanthi Road © Ashok Vish Manchmal war es schwer, zwischen Arbeitsalltag, Events des Instituts und der Masse an ständig in Bangalore stattfindenden Kulturevents, überhaupt mein Forschungsprojekt noch im Auge zu behalten. Gegen Ende hatte Ich deshalb eher das Gefühl, mit mehr neuen, offenen Fragen aus Indien abzureisen, als Ich eigentlich gekommen bin. Unzufrieden bin ich damit allerdings nicht. Die Zeit in Bangalore hat mir viele neue Fragen, Impulse und Erfahrungen mit auf den Weg gegeben. Sie ist damit für mich eine Art Startschuss, weil Ich nicht genau weiß, in welche Richtung sie sich noch weiter entwickeln wird. Am meisten Nachhall haben vermutlich all die Begegnungen und Freundschaften, diee ntstanden sind und die vielen unterschiedlichen Perspektiven, die Ich dadurch kennen lernen durfte.