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Ein neues Porträt der Philosophin auf der Grundlage neuer Quellen
Hannah Arendt: ein Leben voll Denken und Handeln

Prof. Dr. Thomas Meyer stellt am 18. Oktober 2023 seine Biografie von Hannah Arendt im Historischen Museum Frankfurt vor.
Prof. Dr. Thomas Meyer stellt am 18. Oktober 2023 seine Biografie von Hannah Arendt im Historischen Museum Frankfurt vor. | © Goethe-Institut Italien | Foto: Cecilia Fabaro

Nach Jahren der Recherche hat Thomas Meyer, Professor für Philosophie an der Universität München, eine neue Biographie der außergewöhnlichen Philosophin und Frau Hannah Arendt herausgebracht. Darin beleuchtet er ihre Phase der philosophischen ‚Untätigkeit‘ in Paris in den 30er Jahren.

Von Cecilia Fabaro

„Das, was ich euch näherbringen wollte, ist das Denken und Handeln von Hannah Arendt“: Mit diesem grundlegenden Begriffspaar schloss die Veranstaltung, die am Mittwoch, dem 18. Oktober 2023, im Historischen Museum Frankfurt im Stadtzentrum über die Bühne ging. Vor einem übervollen Saal erzählte der Professor ungemein kenntnisreich, detailliert und mit einer Prise Ironie aus dem Leben einer der bekanntesten und bedeutendsten Gestalten des 20. Jahrhunderts: Hannah Arendt. Der Fokus lag auf ihrem Lebensabschnitt vor 1951, jenem Jahr, in dem sie ihr erstes Hauptwerk, The Origins of Totalitarianism, herausbrachte.

Die Erzählung beginnt mit ihrer schwierigen Schulzeit, in der sie als einzige Frau Abitur macht, um anschließend ein Philosophiestudium in Marburg bei Martin Heidegger und in Heidelberg bei Karl Jaspers aufzunehmen. Meyer konzentriert sich insbesondere auf Arendts starke Bindung zur Stadt und Universität Frankfurt, wo sie sich einem vom Soziologen Karl Mannheim gegründeten Kreis von Studierenden und Intellektuellen anschließt. Dieser ist es, der nicht nur die philosophische, sondern auch die historische und soziologische Ausrichtung von Arendts Denken prägt.

Pariser Jahre und Hannah Arendts ‚Unruhe‘

Nach ihrer Verhaftung 1933 verlässt sie Deutschland und gelangt nach mehrfachen Umzügen nach Paris, wo sie sich bis 1939 für Emigrationsmöglichkeiten jüdischer Kinder und Jugendlicher nach Palästina engagiert und sich am Aufbau einer Organisation beteiligt, die die Städte Paris, London, Berlin und Jerusalem verbindet. Zu ebendiesen Jahren, in denen Arendt ihre philosophische Tätigkeit aussetzt und über die bislang wenig bekannt war, hat Meyer nun neue Quellen und Archivmaterialien gefunden. Und das ist so besonders innovativ an seiner Biographie.

Nach dem Überfall auf Polen 1939 begreift die Philosophin, welche Gefahr Frankreich droht, und flieht in die Vereinigten Staaten, wo sie ihre Arbeit für die jüdischen Organisationen fortsetzt und als Journalistin und Autorin tätig wird.

Zuletzt lenkte Meyer den Blick auf ihre Position in der Feminismus-Debatte und definierte sie als eine der ersten Medientheoretikerinnen. Besonders hob er die Unruhe hervor, die sie ihr Leben lang verfolgte: Denn Arendt verstand es, dass der richtige Ansatz nicht der ist, sich zwischen Denken und Handeln zu entscheiden, sondern der, beides zu tun.

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