von Francesco P. Cristino
Mit
Francesco Cristino und
Bruno Luverà, Journalist Rai. Es moderiert
Michael Braun, Journalist
Die Tageszeitung. Die Veranstaltung fand
online auf Zoom statt.
Mit dem Fall der Berliner Mauer verschwanden nacheinander alle Symbole der Deutschen Demokratischen Republik und machten Platz für westliche Produkte und Lebensweisen. Mit einer Ausnahme: „Unser Sandmännchen“ war eine Kindersendung, die abends im Staatsfernsehen der DDR ausgestrahlt wurde und deren Hauptfigur die jungen Zuschauer in die Arme von Morpheus begleitete und seinen magischen Sand über sie verteilte. Wie alle Propagandaprodukte war auch der Sandmann darauf ausgerichtet, die neuen Generationen im Mythos des Sozialismus aufwachsen zu lassen. Trotzdem gelang es ihm, sich gegen die Tendenz zu behaupte, die nach der Wende eine fortschreitende Verwestlichung des östlichen Teils Deutschlands bedingte und jenseits der Mauer Fuß fasste. In der Tat kann der Sandmann bis heute als eines der glänzendsten Symbole der so genannten Ostalgie betrachtet werden, d.h. der Sehnsucht nach einigen Aspekten dieser dramatischen Zeit, als es die DDR noch gab, die heute keinerlei politischen Wert mehr besitzt und nur als Erinnerung einer mythischen und fernen Kindheit gesehen wird. Eine so heikle Zeit unserer Geschichte durch die Figur des Sandmanns zu erzählen, bedeutet einen wichtigen und neuen Standpunkt finden, um den plötzlichen Übergang einer ganzen Generation ins Erwachsenenalters rücksichtsvoll zu erzählen.
Francesco Pietro Cristino ist Journalist, stellvertretender Leiter der Redaktion Politik der Tagesschau auf Rai1. Er war Mitarbeiter des mehrsprachigen Radiosenders Funkhaus Europa des deutschen öffentlich-rechtlichen Dienstes Ard-Wdr und ist zweimal mit dem Preis des Journalistenordens Apuliens ausgezeichnet worden. Francesco Pietro Cristino ist zu dem Autor des TV-Dokumentarfilms
Good bye Vietnam – Italien und das vergessene Abenteuer der Boat People.
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