Lecture Performance mit Musik La gita delle ragazze morte (Der Ausflug der toten Mädchen)

La gita delle ragazze morte © Studio Forward für Goethe-Institut Palermo mit Fotomaterial von Gabriele Lentini und einer Illustration von Anna Valenty

Freitag, den 26. Januar 2018 - 21:15 Uhr

Goethe-Institut Palermo

Im Rahmen des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Von Anna Seghers

Rezitation und Regie: Maria Teresa de Sanctis
Musik und Komposition: Fabio Rizzo (p, sax, perc)
Dauer: 60 Minuten
 
Der Ausflug der toten Mädchen ist eine der schönsten Erzählungen der jüngeren deutschen Literatur, eine Zeitreise durch 30 Jahre deutscher Geschichte. Die Autorin Netty Reiling, die unter ihrem Pseudonym Anna Seghers Weltruhm erlangte, erinnert sich darin an einen Schulausflug kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, als all das, was zum Zeitpunkt der Niederschrift schon schmerzhafte Vergangenheit ist, noch hoffnungsvolle Zukunft war. Vor dem Nazi-Regime nach Mexiko geflohen, weiß Seghers, was ihre jüdischen Schulkameradinnen in der Zwischenzeit in Deutschland erleiden mussten.
Reich an autobiographischen Verweisen entfaltet die Erzählung eine weibliche Perspektive auf das Jüdisch-Sein zu jener Zeit und meistert dabei den Spagat zwischen engagierter Literatur und Poesie.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Seghers aus ihrem mexikanischen Exil zurück nach Deutschland und ging nach Ostberlin, wo sie als Ikone des Antifaschismus gefeiert wurde. Im Westen schätzte man sie unter anderem für ihre kritische Haltung gegenüber der offiziellen Kulturpolitik der DDR. Im vereinten Deutschland wurde Seghers‘ Werk sofort in den Kanon der deutschen Literatur aufgenommen. In Italien würde ihr mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung gebühren.
In der Vielfalt seiner Erzählebenen, -zeiten und –orte bietet Der Ausflug der toten Mädchen unzählige Anknüpfungspunkte für eine bühnenpraktische Umsetzung. In der Inszenierung von Maria Teresa de Sanctis übernimmt die Stimme der Schauspielerin die Rezitation des Textes, während Musiker Fabio Rizzo die Lesung live musikalisch ergänzt und belebt. So entstehen komplexe szenische Dynamiken, die der Reichhaltigkeit der Erzählung gerecht werden. Der in der Aufführung verwendete Text entspricht der Übersetzung von Rita Calabrese.
 
Maria Teresa de Sanctis Foto: Silvia Moneti Maria Teresa de Sanctis ist Autorin, Schauspielerin und Regisseurin. Sie absolvierte die Schauspielausbildung an der Theaterakademie Teates in Palermo und nahm an Kursen des Duse Studio in Rom teil. Außerdem studierte sie klassischen Gesang und Improvisation. Seit 2000 leitet sie selbst eine Theaterschule und veranstaltet mit ihrer Gruppe Teatro Totem theaterpädagogische Formate in Palermo und Umgebung. 2016 führte sie ihre theaterpädagogische Tätigkeit nach Schottland, wo sie im August desselben Jahres auch als Schauspielerin der Gruppe C&D Productions (Kettering, UK) beim renommierten Edinburgh Fringe Festival auftrat.
Ihre Inszenierung Un viaggio ad alta voce mit Texten und Liedern von Stefano Benni wurde in Deutschland präsentiert. Für ihre schauspielerischen und inszenatorischen Leistungen wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Einen Schwerpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit bilden Arbeiten im Grenzbereich zwischen Konzert, Rezital und Theateraufführung, in denen sie sich oft mit Klassikern der italienischen Literatur, aber auch mit aktuellen und historischen Themen ihrer sizilianischen Heimat auseinandersetzt. Für das Theater hat sie mit Künstlern wie Salvo Licata, Walter Manfrè und Franco Scaldati zusammengearbeitet, im filmischen Bereich sind ihre Kooperationen mit Giuseppe Tornatore (Baaria, 2009) und RAI (Le avventure del giovane Montalbano) zu nennen. Mit Il prato e il pozzo (La Zisa, 2008) und Acqua e sale (18:30 edizioni, 2009) hat sie zwei Kurzgeschichtenbände veröffentlicht.
 
Fabio Rizzo Foto: Silvia Moneti Fabio Rizzo (*1966) ist Musiker und Komponist. Bereits in jungen Jahren begann er, im Selbststudium Saxophon, Trompete und Klavier zu lernen. Sein Debüt als Solist gab er im Alter von 15 Jahren. Seither hat er mit namhaften Jazzmusiker*innen wie Enzo Randisi, Claudio Lo Cascio, Gianni Cavallaro, Rosalba Bentivoglio und vielen anderen zusammengearbeitet und mehrere Studioaufnahmen eingespielt. Das Komponieren ist dabei sein Hauptinteresse geblieben. Einige seiner Kompositionen wurden in nationalen Rundfunkformaten ausgestrahlt oder für Radio- und TV-Produktionen verwendet. 1997 komponierte er seine erste Oper ‘A Rota mit einem Libretto in sizilianischer Sprache von Paolo Catalano. Seine zweite Oper Frambù (2002) basiert auf einem Libretto von Renato Pace. Zum hundertsten Geburtstag von Jazz-Ikone Duke Ellington wurde er mit der Komposition einer Ellington Suite beauftragt, die in Washington, Brüssel, Rom und Palermo aufgeführt wurde.

In Zusammenarbeit mit
Gruppo Teatro Totem
 
 

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