Ausstellung Claudia Andujar
Morgen darf nicht gestern sein

Mit der Ausstellung werden die Werke Claudia Andujars erstmals in Europa gezeigt.
Mit der Ausstellung werden die Werke Claudia Andujars erstmals in Europa gezeigt. | Foto: Daniela Paoliello

In Lateinamerika ist sie arriviert, in Europa verdienen ihre Bilder jede Beachtung: Die Schweizerin Claudia Andujar hat mit ihrer Fotokunst für ihre neue Heimat Brasilien Zeugnis abgelegt. Das Goethe-Institut widmet ihr im Frankfurter MMK eine Ausstellung.

Sie ist Aktivistin und Künstlerin in einem: Claudia Andujar, 1931 in Neuchâtel, Schweiz, geboren, hat schon in den frühen siebziger Jahren mit ihrer Kamera auf das Leben des indigenen Volkes der Yanomani in Brasilien aufmerksam gemacht.

Ihre Bilder sind Dokumente einer gründlichen Auseinandersetzung mit den Mitteln der Fotokunst: subjektive Perspektiven einer Fotografin, die ihren Fokus weder auf Romantisierung „interessanter Menschen“ noch auf Elend „bedrohter Völker“ richtet.

Mit der Kamera gegen das Vergessen und Übersehen. Mit der Kamera gegen das Vergessen und Übersehen. | Foto: Claudia Andujar/MMK Frankfurt Andujar hat ihrer brasilianischen Wahlheimat, so gesehen, überhaupt ein ästhetisches Denkmal gesetzt. Im Helikopter hat sie die metropolen „Netze“ São Paulos aufgenommen, Passanten der sechziger Jahre mit dem Weitwinkelobjektiv dokumentiert und mit der Serie „Marcha da Família“ Momentaufnahmen konservativer und nationalistischer Empörung gegen eine kommunistische Regierung entwickelt – mit der Kamera, ihrer stärksten „Waffe“ gegen das Vergessen und Übersehen.

Bilder nicht allein historischer Schärfe

Andujars Arbeiten sind in einer Ausstellung im Frankfurter Museum für Moderne Kunst MMK zu sehen – erstmals in Europa.

In ihren Werken hält die Künstlerin politische Höhepunkte ihrer Wahlheimat Brasilien fest. In ihren Werken hält die Künstlerin politische Höhepunkte ihrer Wahlheimat Brasilien fest. | Foto: Claudia Andujar/MMK Frankfurt Ihr Schaffen hat nicht allein historische Schärfe: Andujars Bilder blieben unverständlich, würden sie nicht vor dem Hintergrund der politischen und ökonomischen Krise Brasiliens gesehen.

Zur Eröffnung wird Kuratorin Carolin Köchling ins Werk Claudia Andujars einführen; Katharina von Ruckteschell-Katte, Leiterin des Goethe-Institut in São Paulo, wird in ihrem Vortrag die Bedeutung der Künstlerin für die ästhetischen Diskurse in Brasilien herausarbeiten.

JAF