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Um die Welt vom Sofa
Wer ist Dr Moomoo?

Dr Moomoo
Foto: © Dr Moomoo

Kansas City hat einen ganz eigenen Superhelden. Regelmäßig zieht er als maskierter Rächer durch die Straßen. Allerdings will Dr. Moomoo keine Verbrecher fangen, sondern den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Dazu braucht er weder Superkräfte, noch Magie oder abgefahrene Technik.

Von Michaela Pflug

In seinen Taschen finden sich Süßigkeiten und ein 100-Dollar-Schein. Den verteilt er einmal pro Woche Downtown an Menschen die einen „Boost“, einen kleinen Schub brauchen, wie er sagt. Jeden Montag ist er unterwegs. Allerdings nicht mehr ganz so anonym wie früher. Letztes Jahr wurde Dr. Moomoo von der örtlichen Tageszeitung - nach Gesprächen und mit seiner Einwilligung - enttarnt. „Ich glaube, es war so bestimmt. Vielleicht inspiriert es Menschen ja selbst aktiv zu werden“, sagt der Mann, der eigentlich Dave McGee heißt.
 
Bereits seit 36 Jahren tut er als Dr. Moomoo Gutes. „In meinem Herzen weiß ich, dass das der Grund ist, dass ich auf der Welt bin. Es macht mich glücklich und zufrieden“, erklärt McGee. Für die Anonymität hatte er sich einst entschieden, weil es nicht darum gehe, das Lob anderer einzuheimsen, und damit er weiter unbehelligt als Dave McGee durch die Straßen gehen kann. Selbst sein langjähriger Partner Mark wusste nichts von seinem philanthropischen Abenteuer. „Aber überrascht hat es mich nicht. Er war schon immer sehr mitfühlend.“

„Wer kein Auto hat, der hat wahrscheinlich zu kämpfen“

McGee sagt, dass er eine Stimme in seinem Herzen hörte, die ihn zum Handeln bewege. „Sie sagte mir, dass ich etwas tun muss, dass ich Menschen helfen soll.“ Insbesondere Obdachlosen und solchen Menschen, die draußen unterwegs sind. Besonders häufig steuert er auf seinen allwöchentlichen Touren durch Downtown die Bushaltestellen und deren Umgebung an. Denn Kansas City ist eine Autostadt. „Wer kein Auto hat, der hat wahrscheinlich zu kämpfen“, erklärt er. 
 
Alle bekommen Süßigkeiten, allerdings nur einer den Geldschein. Den Glücklichen ausfindig zu machen, auch dabei hilft die Stimme im Herzen zusammen mit seiner Erfahrung und dem Bauchgefühl. Er unterhält sich mit den Menschen, fragt, wie es ihnen geht und irgendwann dann „ob sie einen kleinen Schub brauchen könnten.“ Und das können alle, die er fragt. Dabei braucht es gar nicht unbedingt viel Geld, um den Menschen zu helfen, sagt McGee. Die meisten freuten sich schon über die Süßigkeiten. „Darum geht es mir ja, ich will die Menschen aufmuntern.“
 
Und manchmal braucht es gar kein Geld: Besonders gut ist ihm eine Situation in Erinnerung geblieben, als er nicht als Dr. Moomoo, sondern als radelnder Tourist in einer anderen Stadt unterwegs war. Mit Hilfe seines Rades habe er einen gehbehinderten Obdachlosen zur Arbeitsstelle seines Sohnes gebracht. „Das hat mich nur etwas Zeit und Energie gekostet.“

Die Geschichte hinter Dr Moomoo

Vielleicht war es auch ein Stück seine eigene Vergangenheit, die dazu führte, dass er sich immer wieder aber besonders auch für Menschen auf der Straße engagiert. McGees Mutter starb als er ein Kind war, sein Vater heirate erneut, die Stiefmutter und der Stiefbruder mishandelten McGee und seine Schwester. Nach einer besonders heftigen Episode mussten sie das Haus verlassen und verloren so ihr Zuhause, erzählt er. „Meine Schwester kam relativ zügig bei einem Nachbarn unter, aber ich zog eine ganze Weile umher und schlief auch mal sechs Monate auf einer Couch mit fünf Hunden.“ Nach einiger Zeit wurden die beiden aber von zwei Schwestern informell adoptiert.
 
McGee studierte und wurde Chiropraktiker in Kansas City. Seine Praxis kleidete er von oben bis unten mit schwarz-weißer Kuh-Deko aus. Nicht ohne Grund, sagt er. „Es war ein Schrein.“ Eine seiner Aufgaben als Kind war es, für die Kühe im Winter ein Loch ins Eis zu schlagen, damit sie trinken können. Als er seine Aufgabe eines Tages nicht vor der Schule schaffte, brach eine Kuh auf der Suche nach Wasser durchs Eis und ertrank. „Dank der Deko, fingen meine Patienten an mich Dr. Moomoo zu nennen.“   
 
Als Dr Moomoo will der 61-Jährige auch weiter Gutes tun. Und zwar solange, wie es eben physisch noch geht. Vielleicht in einigen Jahren auch in Deutschland. Denn McGee und sein Partner möchten nach Deutschland ziehen, wenn sie in Rente gehen. „Ich muss mir dann nur eben Euros besorgen und Mark muss übersetzen“, sagt er und lacht.

Dieser Artikel ist zuerst erschienen auf der Projektseite „Nahaufnahme“ des Goethe-Instituts.

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