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Lektüre im Unterricht
Spaß am Lesen – und das im DaF-Unterricht?

Junge Leser
Junge Leser | Foto (Ausschnitt): © WavebreakmediaMicro / Fotolia.com

Literatur im Fremdsprachenunterricht lesen – das ist eine Herausforderung für Lehrende und Schüler. Junge Lernende lesen heute nicht weniger als früher, nur anders: vor allem online und eher selektiv. Über welche Themen lassen sich Schüler zum Lesen von Literatur, von komplexeren Texten motivieren? Wie kompliziert darf die Sprache sein? Wo finde ich die passende Lektüre? Auf diese Fragen suchen Lehrende eine Antwort, wenn sie ihre Schüler an das Lesen heranführen wollen.

Von Beate Widlok

Über die Beschäftigung mit Literatur lernen die Schülerinnen und Schüler den Umgang mit einer Vielfalt von Textsorten und Strategien zur Textbewältigung. Es eröffnen sich so neue ungeahnte Inhalte. Lernende erfahren im Fremdsprachenunterricht, wie sie sich sukzessive, in kleinen Schritten und immer selbstständiger, Sprache erschließen können. Mit einer gelassenen Herangehensweise und dem Mut zu Verständnislücken wird die Lektüre motivieren, und der Spaßfaktor wird überwiegen.

Vom Online-Lesen zurück zum klassischen Buch?

Jugendliche lesen heute überwiegend online und „mit der Digitalisierung [steigen] die Anforderungen an unsere Lese- und Sprachkompetenz“ (Monika Reitprecht:Digitales lesen). Jugendliche lesen heute überwiegend online © Tom Wang - Fotolia.com Ein sprunghaftes Navigieren beim Online-Lesen führt zu einer Vielzahl von Leseeindrücken, aber nicht unbedingt zu einem Anwachsen von Wissen oder gar mehr Lesegenuss: „Jeder/r fünfte Jugendliche kann nicht sinnerfassend lesen“ (Verena Gangl:Jugendliche lesen anders). Neben einer Flut von digitalen Angeboten wie E-Books, Hörbüchern, rückt das klassische Buch mit Literaturwettbewerben, Lesefestwochen, Buchtauschaktionen, Leseclubs und -lounges, wieder stärker ins Blickfeld.

Was lesen – und wie?

Schon im dritten Lernjahr Deutsch als Fremdsprache (DaF), also bei jungen Lernenden im Alter ab 11 oder 12 Jahren, können Lehrende versuchen, im Unterricht einen literarischen Text zu lesen und gemeinsam zu erschließen. Einschlägige Verlage bieten adaptierte Titel und passende didaktische Hilfen auf A1-Niveau an, wie beispielsweise der Ernst Klett Verlag, Hueber Verlag, Cornelsen Verlag). Auch die Lesetipps für Jugendliche der Stiftung Lesen bieten einen Überblick.

Da die Lehrpläne für den Fremdsprachenunterricht in der Regel bei der Lektüreauswahl Spielraum lassen, könnten die Schüler bei der Wahl mit entscheiden, beispielsweise über eine Box oder ein Regal, das geplante oder schon gelesene Bücher enthält. Die Lernenden können auch Probekapitel in Kleingruppen lesen, diese im Plenum vorstellen und anschließend gemeinsam wählen. Oder die Lehrkraft fasst als Entscheidungshilfe mehrere Angebote kurz zusammen und stellt sie vor.

Neben Textumfang, Sprachniveau und dem zum Lernalter passenden sozialen und kulturellen Hintergrund des Buchs ist entscheidend, dass die Lektüre allen Spaß macht. Wenn sich ein Text sehr gut eignet, aber zu umfangreich ist, kann er in Auszüge gelesen werden oder jeweils eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern nimmt sich einen Lektüreteil vor und erzählt den anderen daraus.

Mit ergänzenden Materialen, die auch zusätzliche Lernkanäle ansprechen – wie Filme, Comics oder Audios – kann die Lektüre auch in Sequenzen über diese unterschiedlichen Wege erschlossen werden.

Wir haben gewählt – und jetzt?

Inzwischen gibt es zu vielen Buchtiteln geeignete Kontextualisierungen, Zusatzmaterialien, Games, Blogs, Youtube-Videos, die als Komplettpaket vorgestellt und für den Schulbetrieb von Verlagen passgenau angeboten werden. Vereinfachungen und Veranschaulichungen motivieren jugendliche Leser eher zum „Weiter“-Lesen als das Ausfüllen von Lehrbuch-Arbeitsblättern und Lückentexten oder das Abfragen von grammatischen oder strukturellen Phänomenen.

Der Spaß am Lesen Verlag bietet Originallektüren, beispielsweise Literaturverfilmungen in vereinfachter Sprache, großer Schrift und mit erläuterndem Wortschatz an. Diese Bücher sollen Menschen, denen das Lesen schwer fällt, an Literatur heranführen – ein Format, das auch für DaF-Lernende eine Brücke zum Lesen von Originaltexten sein könnte.

Das Buch Tschick von Wolfgang Herrndorf ist im Original relativ kurz und in verständlicher Sprache verfasst, aber für den Fremdsprachenunterricht immer noch anspruchsvoll. Die stark vereinfachte Fassung vom Spaß am Lesen Verlag kann mit zusätzlichen Didaktisierungenshilfen beispielsweise vom Rohr-Verlag als Einstieg dienen.

Mit dem Buch Scherbenpark von Alina Bronsky lässt sich das Thema soziale Brennpunkte und das Leben von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gut veranschaulichen. Auch zu dem Film Das Wunder von Bern ist ein leicht zu lesender Roman entstanden: Film und Buch sind Grundlagen für einen spannenden und aktuellen DaF-Unterricht. Beide Filme können an den Goethe-Instituten im Ausland ausgeliehen werden.
  Finden Sie – gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern – heraus, mit welchen Strategien es gelingen kann, dass die Lektüre ein Leseerlebnis wird. Solch ein Erfolg motiviert zum Weiterlesen und ist eine wichtige Brücke zum allgemeinen Lernerfolg.
 

Weitere Literaturprojekte und Leseangebote im Netz

Referenzrahmen für Literatur für Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren, eignet sich als Vorlage zur Beurteilung von Texten und bietet Literaturlisten für verschiedene Niveaustufen in mehreren Sprachen.

Das Portal Litrix.de stellt wichtige Neuerscheinungen auf dem deutschen Buchmarkt vor und bietet übersichtliche Informationen über den deutschsprachigen Buchmarkt.

Das Projekt Lesen in der Fremdsprache der PH Ludwigsburg erforscht, wie sich das Sprachverhalten von Schülern durch eine festgelegte Lesezeit innerhalb der Schulzeit verändert.

Languages on the Web bietet Texte in zwei Sprachen parallel online zur Lektüre an.

Deutsch-Portal mit einem Angebot von umfangreich didaktisierten Lesetexten zu vielen Themen.

deutschalsfremdsprache.ch ist ein umfangreiches schweizerisches Angebot von kurzen literarischen Texten und Zusatzmaterialen.
Externe Beratung – Frühes Deutsch
Dr. Luiza Ciepielewska, Universität Poznan, Institut für Angewandte Linguistik
Ernst Endt, Lehrbeauftragter an der Universität Eichstätt, Lehrer für Englisch und Erdkunde
Angelika Kubanek, Professorin für Englischdidaktik, TU Braunschweig
Beate Müller-Karpe, Lehrerin und ehemalige Fachberaterin der ZfA (Niederlanden, Frankreich) und Fachschaftsberaterin (Tschechische Republik)
Holger Wendlandt, ehemaliger Fachberater der ZfA in Ungarn, Lehrer für Mathematik und Physik in Kiel

 

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