Podiumsdiskussion ONE WORLD: Im Krieg schweigen die Musen?

Piano - Police Foto: Andrew Meakovskyy © Markiyan Matsekh

Mi, 09.03.2016

Goethe-Institut

Engagierte Kunstpraxis in der Ukraine in Zeiten der Krise

Gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation „People in Need“ lädt das Goethe-Institut Küntler/-innen, Schriftsteller/-innen und Aktivist/-innen zur diesjährigen Ausgabe des Filmfestivals „One world“ nach Prag, um über die Rolle politisch engagierter Kunst in diesem „unerklärten Krieg“ zu sprechen.

Am 21. November 2013 postete der Journalist Mustafa Nayem einen Aufruf auf Facebook, dass man ihn nicht bloß “liken”, sondern ihm auf den Maidan folgen solle. Die ukrainische Regierung hatte soeben bekannt gegeben, dass sie das Handelsabkommen mit der EU nicht unterzeichnen würde. Niemand konnte damals voraussehen, das diese einfache Nachricht eine gigantische Erhebung zur Folge haben würde, die mehrere Monate dauern sollte und Entmachtung und Flucht des Präsidenten zur Folge haben würde – aber auch hunderte Todesfälle durch die gewaltsame Verletzung des Territoriums. Das Drama unzähliger Einzelschicksale ist durch diese enormen politischen Verwerfungen bedingt. Es sind die Geschichten der Menschen vom Maidan, aus Luhansk, Donetsk oder von der Krim. Viele dieser Geschichten müssen erst noch erzählt werden. Aber alles beginnt mit dem bloßen Sprechakt, mit Zuhören, Darstellung und Einsicht.

Von Beginn an spielten Künstler/innen und Aktivist/-innen eine entscheidende Rolle im zivilen Ungehorsam und dem damit einhergehenden Wandel im Land. In dieser exponierten Stellung sind sie unterschiedlichen Formen von Unterdrückung und Bedrohung ausgesetzt, die von Arbeitsverbot, Einschüchterung bis hin zu Festnahmen, Folter, Ausweisung und Ermordung reichen. Was bedeutet es, unter solchen Bedingungen zu leben und zu arbeiten? Welche Einschränkungen hat die künstlerische Praxis in der Ukraine heute, besonders in den Krisenregionen des Donbas und der Krim. Ist Kunst ein Mittel der Macht von Machtlosen?


Diskutieren werden:
 
Galina Dzhikaeva
Die Theaterregisseurin arbeitete in Simferopol auf der Krim für Fernsehen und Radio. Sie leitete das Theater „My“ (Wir) und begründete das Kulturzentrum KARMAN. Während der Massenproteste in der Ukraine setzte sie sich für die Bewahrung der territorialen Integrität der Ukraine ein. Der russische Geheimdienst stellte sie unter Verdacht einen terroristischen Anschlag geplant zu haben, weswegen sie die Halbinsel verlassen musste.
 
Oleksandra Romantsova
Oleksandra Romantsova ist ab November 2013 als Freiwillige für die Initiative „Euromaidan-SOS“ aktiv. Im Mai 2014 begann sie beim „Centre of Civil Liberties“ auch professionell als Aktivistin für Menschenrechte tätig zu sein. Sie koordiniert ein Projekt zur Beobachtung von Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen in der Ostukraine und eines zu politischer Verfolgung auf der besetzten Krim.
 
Yaroslav Minkin
Künstler und Aktivist aus Luhansk, der hier die Jugendorganisation STAN mitbegründete. In seinen Kampagnen setzt er sich für die Entwicklung einer kreativen Zivilgesellschaft sowie für kulturelle Vielfalt und die Achtung der Menschenrechte ein. STAN gab ihren Standort jedoch im Zuge der Eskalation des Konflikts vor Ort im Jahr 2014 auf und errichtete eine neue Basis in der Westukraine in Ivano-Frankivsk.
 
Anya Medvedeva
Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit für die wichtige ukrainische Kulturplattform IZOLYATSIA, die als Folge der Besetzung von Donetsk gezwungen war, ihre Zentrale von hier nach Kiew zu verlegen. Die Ausstellung über das Schicksal der Initiative „Culture and Conflict: Izolatsia in Exile“, die auch das persönliche Schicksal von dem Künstler Serhii Zakharov erzählt und seine Werke zeigt, wurde unter anderem bereits in Berlin und Prag ausgestellt.
 
Serhii Zakharov
Der Künstler gilt als Symbol des künstlerischen Widerstandes in der Ukraine. Mit seiner Guerilla-Street-Art karikierte er die neuen selbsternannten Autoritäten im besetzten Donetsk. Nachdem er inhaftiert und gefoltert wurde, flüchtete er aus der Ostukraine. Die Ausstellung CULTURE AND CONFLICT: IZOLYATSIA IN EXILE, die über das Schicksal der Initiative und auch das persönliche Schicksal von Serhii Zakharov erzählt und seine Werke zeigt, wurde unter anderem bereits in Berlin und Prag ausgestellt.


Gesamtübersicht aller Filme der Sektion FOKUS UKRAINE finden sie hier.


 

Zurück