Film Sterben mit 30

Elysee 1968 Goethe-Institut

Mi, 30.05.2018

17:30 Uhr

Kino 35

Zyklus 1968

Frankreich, 1982, 95 Min.
Regie: Romain Goupil

Eines der wichtigsten Zeugnisse des Pariser Mai 1968 sind die dokumentarischen Aufnahmen “Sterben mit 30” eines ehemaligen studentischen Revolutionärs der Maibarrikaden, von Romain Goupil, der darin das Schicksal seines Freundes Michel Recanati schildert, welcher zehn Jahre nach den bekannten Protesten, im März 1978, Selbstmord begang. Diese Rückkehr in die Vergangenheit begreift der Autor als Gelegenheit, die Jahre des politischen Kampfes und das, was eigentlich von ihm übrig blieb, zu bilanzieren.

Der eindrucksvolle Film wurde unter anderem 1982 mit der Goldenen Kamera bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet und mit dem César für das beste Debüt. Goupil kehrt im Film in die Erinnerungen an eine unzertrennliche Freundschaft aus der Kindheit zurück, und auch daran, wie bei den jungen Männern während der Proteste gegen den Vietnamkrieg das Interesse an Politik entstand, bis dahin, wie sie einige Jahre später in die Mitte des Geschehens des Mai 1968 geraten. Der Film, der auch mit Archivmaterialien arbeitet, welches vom gleichen Regisseur mit einer super-8-Kamera gedreht wurde, nähert sich ihrer jugendlichen und unversöhnlichen Hoffnung an, ihrer revolutionären Leidenschaft und der Enttäuschung, die folgte. Die Franzosen fuhren nach dem Generalstreik in den Urlaub und der Pariser Mai verschwand gleich nach dem Referendum, welches von den Gaullisten organisiert worden war und das über die künftige Gestalt der Regierung entscheiden sollte, in die Vergessenheit.

Goupils Zeugnis seiner Freundschaft zu Michel bringt dem Zuschauer die Geschichten zweier Menschen näher, die zu Beginn der 1970er Jahre noch Molotowcocktails warfen und Widerstandsaktionen gegen die bourgeoise Gesellschaft planten, und letztendlich – jeder auf eine andere Weise – versuchten, mit dem Erwachen aus linken Träumen in der Realität fertig zu werden.
 

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