Antonie Vieregge
Lange bevor ich zum zweiten Mal nach Indien kam, um mein Praktikum am Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Bangalore anzutreten, gab es unter allen Passauer Kommilitonen des Studiengangs International Cultural and Business Studies viele Diskussionen: Wohin ins Ausland? Praktikum oder Studium? Als eine der Wenigen an der Praxisfront, noch dazu in Asien, fand ich wenig Zuspruch.
Doch das Argument der Gegenseite „Kopieren und Kaffeekochen kann ich schon – wozu soll ich ein Praktikum machen?“ kann ich mittlerweile jedoch vernichtend schlagen: Trotz meiner knapp fünfmonatigen Mitarbeit in der Programmabteilung habe ich immer noch nicht alle Funktionen der Kopierer des Hauses entdeckt und den Knopf der Kaffeemaschine habe ich zwar mal gesehen, niemals aber selbst gedrückt.
Ganz im Gegenteil dazu bestand mein Praktikum nämlich aus tatsächlicher Mitarbeit an Planung und Durchführung verschiedenster Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und Betreuung von Gästen. Ein klassischer Tag im Leben eines Goethe-Praktikanten zeichnet sich dadurch aus, dass die Routine bereits nach dem Öffnen von Outlook abrupt endet. Kein Tag gleicht dem anderen. Bereits an meinem ersten Tag lernte ich Partner des Instituts kennen, die drei Wochen später ein großes Event veranstalteten. Am zweiten Tag schrieb ich fleißig E-Mails, um mich deren Gästen vorzustellen und am dritten beantwortete ich ihre zahlreichen Fragen. Eine andere Besonderheit dabei: Ich musste nicht jede Antwort vorher absegnen lassen. Trotzdem konnte ich immer Fragen stellen, von denen jede einzelne beantwortet wurde – egal wie gering die Zeit und wie umfangreich die Frage war.
Mein Tipp an zukünftige Praktikanten: Keine Utensilien für „wenn ich mal frei habe“ mitbringen. Bücher bleiben ungelesen, Hausarbeiten ungeschrieben und längere Telefonate ungeführt. Das Leben in Bangalore zieht einen vollkommen in seinen Bann.