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Springbrunnen von Schiele

Springbrunnen im Marijinskyj Park in der Sommernacht
Springbrunnen im Marijinskyj Park in der Sommernacht | © Goethe-Institut / Oleg Zharii

Von 1899 bis 1901 wurden Parkanlagen und Plätze Kiews mit Springbrunnen ausgestattet. Diese Springbrunnen wurden von dem deutschen Architekten Alexander Schiele entworfen.

Um die Wasserversorgung in Kiew zu verbessern, hat der Stadtrat am Ende des 19. Jahrhunderts beschlossen, eine Reihe von Springbrunnen in vielen Parkanlagen der Stadt aufzustellen. Die Schalen dieser Springbrunnen wurden vom deutschen Architekten Alexander Schiele entworfen. Nach einigen Angaben ließ sich Schiele bei der Entwicklung des Entwurfs durch den Springbrunnen am Platz des Vosges, dem ältesten Platz in Paris, inspirieren. Nach anderen Angaben nahm der deutschstämmige Kiewer Architekt als Vorbild die Springbrunnen aus der russischen Stadt Nyschnij Nowhorod.

In Kiew sind vier Springbrunnen von Schiele an vier Orten bis heute erhalten geblieben – "Solotoworitskyj skwer" auf wul. Wolodymyrska, Iwan-Franko-Platz, Marijinskyj Park und "Miskyj Sad" auf wul. Hruschewskoho. Auf einem der Springbrunnen, der sich in der Parkanlage am Goldenen Tor befindet, kann man auch heute die Inschriften mit dem Baujahr, dem Namen des Betriebs („Betriebswerk von Termen“) und dem Namen der Stadt („Kiew“) beim genauen Hinsehen erkennen. Auf den anderen Springbrunnen (in der Parkanlage am Marienpalais und neben dem Iwan-Franko-Theater) wurden solche Inschriften restauriert.

Die Springbrunnen von Schiele stellen eine breit entfaltete Blume mit Akanthusblättern dar. Der Legende nach haben lustige Bauarbeiter, die sich an einem bösen Baumeister rächen wollten, dessen Gesicht in Löwenköpfen verewigt. Das aus dem Maul der Löwen fließende Wasser sollte ihrer Idee nach das schmutzige Fluchen des Baumeisters wieder bereinigen.

Die Springbrunnen wurden im Werk von Oleksij Termen, einem Ingenieur und Unternehmer französischer Herkunft, gebaut. Sein Beitrag zur Entwicklung von Kiew ist immens. Zuerst baute er eine Werkstatt zur Reparatur der Ausstattung von Zuckerfabriken auf, später wurde daraus ein Maschinenbauwerk. Ferner baute Oleksij Termen eine Bierbrauerei, die bis heute noch unter dem Namen „Bierbrauerei in Podil“ existiert. 1894 stellte das Termen-Werk auch den ersten Dampfer in Kiew dar, und später produzierte es die Heizungsanlagen für die Kirchen und Krankenhäuser.

Die Springbrunnen von Schiele und Termen hatten anfangs einen kleinen Wasserstrahl, damit die Leute Trinkwasser bekommen und auch ihre Pferde tränken konnten. Dabei war das Wasser kostenpflichtig.

Später dienten diese Springbrunnen als Denkmäler der Gartenkunst und lieferten kein Wasser mehr. Vor einigen Jahren wurden die erhalten gebliebenen Brunnen renoviert und erfreuen alle Schaulustigen mit Wasserspielen. Die schönste Aussicht auf die Springbrunnen von Schiele bietet sich im Marijinskyj Park.

Standortinformationen

Springbrunnen von Schiele
Kiew, wul. Hruschewskoho (Marijinskyj Park)