Rückblick: Fortbildung für Deutsch-lehrkräfte zum Thema Gender

Referentin Claire Scott und Teilnehmende beim Workshop ©Goethe-Institut

Gendergerechtigkeit und sexuelle Vielfalt im Klassenzimmer


Mit einem humorvollen und nachdenklich stimmenden Einblick in die Argumentationsweise historischer Linguist*innen zum grammatikalischen Geschlecht im Deutschen, führte Dr. Sophie Salvo von der University of Chicago in eine Fortbildung für Deutschlehrkräfte des Goethe-Instituts Chicago ein, die in Zusammenarbeit mit dem DAAD USA durchgeführt wurde. Die Fortbildung mit dem Titel „Gendergerechtigkeit und sexuelle Vielfalt im Klassenzimmer“ fand vom 9. bis 10. Dezember 2022 im Goethe-Institut Chicago statt und wurde von 25 Lehrkräften aus den USA, hauptsächlich aus dem Mittleren Westen, besucht.

In ihrem Vortrag „Heterosexual Nouns. The Masculinist Dreams of Nineteenth-Centruy Linguistics“ am ersten Tag der Fortbildung machte Dr. Sophie Salvo deutlich, dass es für Linguist*innen zunächst keinen Zusammenhang zwischen der Bedeutung eines Wortes und dessen grammatikalischen Geschlecht gab, sondern dieser als willkürlich verstanden wurde. Erst im 19. Jahrhundert suchten Linguist*innen nach semantischen Begründungen dafür, warum etwa die Blume weiblich und der Baum männlich ist, wobei die Argumentation binäre Geschlechter­vorstellungen widerspiegelte. Mit einem Blick in die Gegenwart und anhand parteipolitischer Programme deutscher Parteien zeigte die Referentin schließlich wie Sprache weiterhin ideologisch aufgeladen wird und wie stellvertretend an ihnen andere hochaktuelle politische Themen ausgehandelt werden.

Im Workshop, der am zweiten Tag der Fortbildung stattfand und durch Dr. Claire E. Scott von der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee gestaltet wurde, wurde das Thema der Geschlechtergerechtigkeit und sexuellen Vielfalt im Klassenzimmer vertieft. Gemeinsam mit den Teilnehmenden erörterte Dr. Claire E. Scott die Frage danach, warum und wie geschlecht­liche und sexuelle Diversität im Deutschunterricht thematisiert werden kann.

Die Referentin präsentierte verschiedene Ansätze, um einfache Aufgabenstellungen inklusiver zu gestalten sowie die Erkenntnisse der jüngsten Forschung und deren Implikationen für die Unterrichtsgestaltung. Danach wurden die genderinklusiven Varianten des Gendersternchen und der Genderlücke diskutiert und alternative Pronomen wie xier mit Anwendungsbeispielen veranschaulicht. Als es um die Einführung des Themas im Unterricht ging, wurden bekannte Situationen und Argumente diskutiert und mögliche Herangehensweisen besprochen.

Im weiteren Verlauf ging es um Unterrichtsthemen wie Berufe, bei denen üblicherweise gegendert wird. Die Teilnehmenden lernten neutrale Bezeichnungen kennen und setzten sich mit gendergerechten Unterrichtsmaterialen auseinander. Zum Abschluss gab es einen regen Austausch und gegenseitige Tipps zur Umsetzung des Gelernten. Ein Ergebnis der Gruppendiskussion war, dass das Thema Gender möglichst früh im Lehrplan der Schule auftauchen solle, da es vielen Schüler*innen ein Anliegen ist, sich selbst und andere mit den korrekten Pronomen anzusprechen.

Die Rückmeldung der Teilnehmenden zur Fortbildung war durchweg positiv und zeigt, wie hochaktuell das Thema ist und wie sehr Deutschlehrkräfte in den USA an einem Austausch dazu interessiert sind.