03.12.2020: Antworten auf die Klimakrise aus Kunst und Kultur
„Take Me to the River“: Multimedia-Ausstellung von Goethe-Institut und Prince Claus Fund online ab 15.12.2020

Weltweit setzen sich Kulturschaffende, Künstler*innen, Architekt*innen und Designer*innen mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinander und beziehen dabei ihre Gemeinden aktiv ein. Ihre Arbeiten eröffnen kreative Räume, die für Veränderungen unserer Umwelt sensibilisieren und mögliche Lösungsansätze im Kampf gegen den Klimawandel entwickeln. Einige dieser Perspektiven werden nun in der von Maya El Khalil kuratierten multimedialen Ausstellung „Take Me to the River“ des Goethe-Instituts und des Prince Claus Fund gezeigt. Die ausgewählten Arbeiten aus Ägypten, Ecuador, Kolumbien, Mexiko, dem Kongo und anderen Ländern umfassen Film, Fotografie, VR-Video, audiovisuelle Archive oder Community Radios. Coronabedingt wird die Ausstellung ab dem 15. Dezember digital auf www.takemetotheriver.net präsentiert.

Mit einem gemeinsamen Förderprogramm unterstützen das Goethe-Institut und der niederländische Prince Claus Fund seit 2018 Initiativen, die kulturelle und künstlerische Antworten auf globale Umweltveränderungen suchen. Rund 35 Kunst- und Kulturprojekte aus Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika, der Karibik und Osteuropa wurden bislang gefördert. Mit der multimedialen Online-Präsentation „Take Me to the River“ werden zunächst 15 dieser Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
 
Johannes Ebert
, Generalsekretär des Goethe-Instituts, sagte anlässlich der bevorstehenden Eröffnung der digitalen Ausstellungsplattform: „Die Welt ist in Bewegung – nicht nur, was die gegenwärtige Corona-Pandemie betrifft, sondern auch im Hinblick auf die massiven Folgen der Klimakrise. Als weltweit tätiges Kulturinstitut setzen wir uns in unserer Kultur- und Bildungsarbeit seit langem für Themen der Nachhaltigkeit und Ökologie ein und fördern künstlerische Initiativen zu diesem Thema wie etwa mit dem Prince Claus Fund. Der Klimawandel ist eine zentrale Herausforderung für die gesamte Menschheit. Deswegen treiben wir diese Themen an unseren 157 Instituten weltweit noch weiter voran. Wir brauchen mehr emotionale Zugänge, um Nachhaltigkeit in der Gesellschaft offen zu diskutieren. Kunst und Kultur bieten die Räume, um Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen und zu bearbeiten. Sie rütteln uns wach und bieten gleichzeitig auch konkrete Lösungsvorschläge.“
 
„Take Me to the River“ präsentiert die vielfältigen Perspektiven der geförderten Projekte als einen Chor von Stimmen gegen Rohstoffabbau, Umweltmissbrauch und die Verletzung der Rechte indigener Gemeinschaften. Kuratiert wird die Ausstellung von Maya El Khalil, unabhängige Kuratorin und Kulturberaterin aus Oxford. Sie verfolgt dabei fünf Narrative – Subject of Rights, Object of Abuse, Nature Prosecutes, Humanity Sentenced und Motion to Recover – und verknüpft die einzelnen Projekte so zu einer Erzählung, die sowohl die Auswirkungen der Klimakrise auf Mensch und Umwelt verdeutlicht als auch alternative Antworten aufzeigt.
 
Die Reise beginnt mit einer Neupositionierung der Natur im Kapitel Subject of Rights und präsentiert Arbeiten, die der nicht-menschlichen Welt neue Subjektivität und Achtung verschaffen. So gibt der ecuadorianische Künstler Misha Vallejo in seiner multimedialen Arbeit „Secret Sarayaku“ Einblicke in den Alltag der indigenen Kichwa aus Sarayaku im ecuadorianischen Amazonas-Regenwald. Seine Arbeit – bestehend aus Fotos, Videointerviews, Zeichnungen und Soundcollagen – zeigt dabei, wie sich die Kichwa, die sowohl eine physische als auch eine spirituelle Verbindung mit dem Dschungel haben und ihn als „Lebendigen Wald“ bezeichnen, als Cyber-Aktivist*innen über Social Media gegen die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und für den Erhalt ihrer Lebenswelt einsetzen.
 
Das zweite Kapitel Object of Abuse wirft einen unerschrockenen Blick auf die Qualen der Natur und die irreparablen Schäden, die durch ausbeuterische Praktiken verursacht werden. Ein Beispiel ist die extreme Reaktion der kolumbianischen Regierung, die Regenwald zerstört, um den Kokainhandel einzudämmen. Das Projekt „Coca Files“ von Diana Rico und Richard Decaillet erlaubt eine andere Perspektive auf die Kokapflanze, denn das Kokablatt in seiner natürlichen Form bietet den indigenen Völkern der Anden seit Jahrhunderten spirituelle Führung, die Unterdrückung von Hunger, Durst, Schmerzen und Müdigkeit sowie die Überwindung der Höhenkrankheit. Die „Coca Files“ sind ein audiovisuelles, interaktives Archiv, das den Unterschied zwischen Koka-Blatt und Kokain beleuchtet und die Bedeutung eines Dialogs zwischen westlichem und indigenem Denken hervorhebt.
 
Der dritte Themenschwerpunkt Nature Prosecutes rückt die Vorstellung ins Zentrum, dass die Natur sich rächt. Naturkatastrophen, schwindende Ressourcen und zunehmend unberechenbare Wetterwechsel sind die direkte Folge menschlichen Handelns. So sind die Auswirkungen der negativen Umwelteinflüsse beispielsweise in den Arbeiten des Fotografen Arko Datto zu sehen, die das Leben der Bewohner*innen im Ganges-Delta zeigen: „Shunyo Raja: Kings of a Bereft Land“. Das Delta mündet in den Golf von Bengalen und beherbergt die Sundarbans, die größten zusammenhängenden Mangrovenwälder der Welt. Das dreiteilige Fotoprojekt macht den prekären Zustand dieser gefährdeten Region sichtbar und bietet einen tiefen Einblick in den Kampf gegen Naturkatastrophen als allgegenwärtigen und allmächtigen Feind, der jederzeit und überall zuschlagen kann.
 
Die grausamen Folgen von Klimakatastrophen und Ausbeutung der Natur für die Gesundheit der Menschheit werden im vierten Schwerpunkt Humanity Sentenced dargestellt. Das Wadi al Qamar in Ägypten, arabisch für Mondtal, wurde nach den Reflexionen der Mondstrahlen auf seinen riesigen Gerstenplantagen benannt und galt als Ort der Erholung und Heilung. Heute leben seine 60.000 Einwohner*innen unter einer ständigen Wolke giftigen Staubs, der von einem Zementwerk ausgestoßen wird. Hunger und lähmende Atemwegserkrankungen sind die Folge. Der Dokumentarfilm „Moon Dust“ von Mohamed Mahdy zeigt den Kampf der Bewohner*innen vom Wadi al Qamar als beispielhaft für die zahllosen Gemeinschaften auf der ganzen Welt, ihr Recht auf Gesundheit gegen die geduldete wie schamlose Umweltverschmutzung durchzusetzen.
 
Die Online-Reise endet mit dem Thema Motion to Recover, in dem Projekte nach aktiven Lösungen und Antworten auf die Katastrophen suchen. So will der mexikanische Künstler Gilberto Esparza das Sterben der Korallenriffe durch die zunehmende Wasserverschmutzung mit seinem Projekt „KORA-LLYSIS“ verhindern: Ähnlich wie Prothesen funktionieren die modularen Keramikstrukturen, die in geschädigte Korallenriffe integriert werden, um Organismen wie Plankton, Algen und Rankenfußkrebslarven wieder anzusiedeln. Die Implantate verschmelzen schließlich mit dem Riff und verstärken es. Das Projekt legt den Schwerpunkt auf den öffentlichen Diskurs und die multidisziplinäre Zusammenarbeit sowie die ständige Einbeziehung der lokalen Community in die verschiedenen Phasen der Entwicklung, Herstellung und Prüfung.
 
Joumana El Zein Khoury, Direktorin des Prince Claus Fund, sagt: „Diese Ausstellung ist ein Beispiel für die Überzeugung des Prince Claus Fund, dass Künstler aller Genres einen positiven, transformativen Einfluss auf ihre Gesellschaften haben können. Durch unsere kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut konnten wir kreative Werke fördern, die nicht nur zur Sensibilisierung für die wichtigsten Fragen unserer Zeit beitragen, sondern uns auch zu neuen Denkansätzen und Lösungsansätzen führen. Indem wir ,Take Me to the River` online stellen, können Menschen auf der ganzen Welt diese Werke sehen und sich von ihnen inspirieren lassen.“
 
Die Multimedia-Ausstellung ist ab dem 15. Dezember online verfügbar unter: www.takemetotheriver.net 
 
Die Präsentation wird in den kommenden Monaten um weitere der geförderten Arbeiten ergänzt und soll in Zukunft als Online-Archiv zur Verfügung stehen.
 
Darüber hinaus bietet das Themendossier Ecologues des Goethe-Instituts Essays und Beiträge von Expert*innen und Kulturschaffenden zu Themen der Nachhaltigkeit und Ökologie. Mehr dazu unter: www.goethe.de/ecologues 
 
Weitere Informationen unter:
www.goethe.de/princeclausfund
 
Pressebilder zur Ausstellung können wir Ihnen auf Anfrage zur Verfügung stellen.
Bitte wenden Sie sich dazu an presse@pr-netzwerk.net
 
Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit 157 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit. www.goethe.de 
 
Der Prince Claus Fund verfügt über fast 25 Jahre Erfahrung in der Unterstützung kultureller und künstlerischer Initiativen unter schwierigen Bedingungen. Die Aufgabe des Fonds besteht darin, Kulturschaffende zu unterstützen, zu verbinden und zu stärken, wo die Kultur unter Druck steht. Der Fonds gilt weltweit als erfolgreicher Akteur und Schnittstelle im Kunst-und Kultursektor, die Möglichkeiten für kritische Diskussionen schafft und den kreativen Ausdruck fördert. Aufgrund seiner Erfolgsbilanz und Autonomie gilt der Fonds als weltweit führend in der Unterstützung unabhängiger kultureller Initiativen von höchster Qualität mit breiter gesellschaftlicher Wirkung. www.princeclausfund.org  

 
Kontakt:
 
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