Schwerpunkte
Vorschau 2021

© privat

Wir stehen am Anfang eines neuen Jahres, das hoffentlich besser als das für uns alle außergewöhnliche Jahr 2020 sein wird und das uns mit Sicherheit spannende Projekte und Herausforderungen bringt. Wir stellen euch unsere thematischen Schwerpunkte im neuen Jahr vor.

Von dem Team des Goethe-Instituts Bulgarien

Beuys © © Andres Veiel Beuys © Andres Veiel
Was politische Kunst heute ist und sein kann, diese Frage stand im Zentrum unseres Projekts „Art&Politics“ im vergangenen Jahr. Die Frage wird uns auch in diesem Jahr, in dem Joseph Beuys 100 Jahre alt geworden wäre, weiter beschäftigen. Bei der Bestimmung der Rolle zeitgenössischer Kunst in der Gesellschaft, besonders in Umbruchzeiten wie wir sie gerade erleben, wollen wir uns von Beuys inspirieren lassen und haben die Kunsthistorikerin und Kuratorin Vera Mlechevska beauftragt, eine Ausstellung über Beuys und seinen Einfluss auf die bulgarische Kunst im Nationalmuseum zu kuratieren.

Künstliche Intelligenz © Foto (Zuschnitt): © Adobe Künstliche Intelligenz Foto (Zuschnitt): © Adobe
Ein anderer aktueller Schwerpunkt unserer Arbeit in diesem Jahr wird das Thema Künstliche Intelligenz (KI) sein. KI wird zu einem neuen technologischen Sprung in der Menschheitsgeschichte führen. Ob die Technologie zum Wohl der Menschheit genutzt wird oder nicht, ist noch nicht entschieden. Kunst kann als Seismograph gesellschaftlicher Entwicklungen, die mit Künstlicher Intelligenz einhergehen, fungieren und kann neue Perspektiven auf das Themenfeld eröffnen. Um den Dialog von Kunst und Technik zu befördern, haben wir zwei Künstler zu einer Residenz im Lab für KI und CAD Systeme am Sofia Tech Park eingeladen. Tobias Zimmer aus Weimar und Daniel Szalai aus Budapest werden einen Monat lang Einblick bekommen in am Sofia Tech Park betriebene Forschungen zu KI und daraus künstlerische Arbeiten entwickeln.

Logo des Projekts Generation A=Algorithmus © Illustration: © Tobias Schrank Generation A=Algorithmus Illustration: © Tobias Schrank
Den Dialog über europäische Grenzen hinweg wollen wir auch mit dem Regionalprojekt „Generation A: Academy“ fördern. Mit Workshops in Sofia, Bukarest, Sarajevo, Zagreb und Athen wollen wir ein regionales Netzwerk von Multiplikator*innen aufbauen, das den zivilgesellschaftlichen Diskurs über Chancen und Gefahren von KI befördern hilft. Wie beeinflussen Algorithmen politische Entscheidungen und mit welchen sozialen, ökonomischen und kulturellen Konsequenzen haben wir zu rechnen? Die Diskussion über mit KI verbundenen ethischen Fragen soll so einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Art Start 2020 © © Iliyan Ruzhin Art Start 2020 © Iliyan Ruzhin
Die Galerie
wird auch in diesem Jahr wieder ein Ort für Kooperationen zwischen Künstler*innen aus Bulgarien und Deutschland sein, wo auch neue Positionen und junge Künstler*innen präsentiert werden. Das Galerieprogramm beginnen wir mit einer Einzelausstellung von Kalas Liebfried, einem jungen Künstler bulgarischer Herkunft, der in Deutschland lebt. Im März holen wir die junge Szene aus Frankfurt und der Städelschule mit einer von Viktoria Draganova kuratierten Ausstellung nach Sofia. Junge bulgarische Kunst wird traditionell in der Ausstellung „Art Start – junge Künstler*innen, die man auf dem Schirm haben sollte“, die von Vessela Nozharova kuratiert wird, gezeigt. Dieses Jahr findet die fünfte Ausgabe der jährlichen Ausstellung im Mai statt. Das Austauschprogramm zwischen deutschen und bulgarischen Künstler*innen „1+1: Kunstszene Deutschland“ wird mit einer Ausstellung von Veneta Androva und Peter Odinzow fortgesetzt. Weiter im Programm der Galerie sind Soloshows von Albena Baeva und Boriana Rossa geplant. Das Goethe-Institut Bulgarien beteiligt sich an der Gründung eines Freundeskreises für bulgarische Kunst und präsentiert eine Ausstellung, die von den Kuratoren Nathalie Hoyos und Rainald Schumacher kuratiert wird.

  © © Goethe-Institut Bulgarien  © Goethe-Institut Bulgarien
Den deutsch-bulgarischen Dialog auf dem Gebiet der Videokunst wollten wir mit dem Projekt „Moving Images Bulgaria-Germany“ befördern. Die im letzten Jahr geplante und von Ludwig Seyfarth kuratierte Ausstellung in Sofia mit Videoprojektionen und –Installationen, Performances und Talks konnte wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Das von Kalin Serapionov und Krassimir Terziev kuratierte Screening-Programm Shooting Ghosts sowie eine Vorschau auf die Ausstellung haben wir dennoch auf der internationalen Videokunstplattform blinkvideo präsentiert und damit neugierig gemacht auf die Ausstellung, die in diesem Jahr gemeinsam mit dem ICA-Sofia an verschiedenen Orten gezeigt werden wird.

180 Grad Festival / 2020 © © Merian Nikolova 180 Grad Festival 2020 // Juli 2020 © Merian Nikolova
In Zusammenarbeit mit den wichtigsten Theater-, Tanz-, Performance- und Filmfestivals Bulgariens sowie mit spartenübergreifende Festivals wie 180° - Labor für innovative Kunst werden wir auch in diesem Jahr wieder Gastspiele aus Deutschland nach Sofia einladen. 2021 werden wir einen alten Traum erfüllen und einen der größten Namen des deutschen Tanzes zum ersten Mal nach Bulgarien einladen – wen verraten wir noch nicht. Mit diesem Highlight tragen wir zum Einweihungsprogramm des neuen Kulturzentrums TOPLOCENTRALA bei. Dieses mit Spannung erwartete neue Zentrum für zeitgenössische Künste wird nicht nur der freien bulgarischen Kunstszene ein Zuhause bieten, sondern auch dazu beitragen, Sofia als Ort für internationale Koproduktionen auf der europäischen Landkarte zu positionieren. Um bei der Entwicklung von Leitungsstrukturen und Programmkonzepten des neuen Hauses zu unterstützen, haben sich die im EUNIC Netzwerk zusammengeschlossenen europäischen Kulturinstitute angeboten, eine Reihe von Vorträgen, Diskussionen und Workshops zu veranstalten und so den professionellen Erfahrungsaustausch mit vergleichbaren Kulturzentren in Europa zu ermöglichen.

Beuys - Regie: Andres Veiel © ©zeroonefilm_bpk_StiftungMuseumSchloss_Moyland_UteKlophaus Beuys - Regie: Andres Veiel ©zeroonefilm_bpk_StiftungMuseumSchloss_Moyland_UteKlophaus
Zur 25. Ausgabe des Sofia International Filmfestivals laden wir den deutschen Regisseur Andres Veiel ein, der bekannt dafür ist, dass er für seine Projekte intensiv und oft mehrere Jahre recherchiert. Für den ersten Kinodokumentarfilm über Joseph Beuys führte Veiel während der dreijährigen Entstehungsphase über 60 Interviews mit Zeitzeugen und sichtete hunderte Stunden Archivmaterial. Mit seinem letzten Film, „Ökozid“, setzt sich Veiel mit einem der brennendsten Themen unserer Zeit auseinander, mit dem Klimawandel. Das dokufiktionale Courtroom-Drama stieß bei seiner Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen im November 2020 auf ein breites und kontroverses Echo. Mit der Premiere in Bulgarien wollen wir die Debatte darüber eröffnen, ob Staaten dazu verpflichtet werden können, alles zu tun, was in ihrer Macht steht, um die Klimakatastrophe zu verhindern. Veiels Arbeit ist eng verbunden mit dem Theater, er hat selbst zahlreiche Theaterstücke geschrieben und das Theater spielt auch in vielen seiner Filme eine Rolle.

Aufnahme zu der Aufführung "Die Möwe" unter der Regie von Jürgen Gosch © © Matthias Horn "Die Möwe" von Anton Tschechow, Regie: Jürgen Gosch, Deutsches Theater Berlin © Matthias Horn
Unsere Beschäftigung mit dem Theater wird sich in den nächsten drei Jahren auf das Projekt „New Stages South-East“ fokussieren. Ziel des Projektes ist es, den Austausch zwischen Theaterautor*innen in Südosteuropa und Deutschland und das Interesse an aktueller Dramatik aus und in den beteiligten Ländern zu fördern. Im Rahmen des ersten internationalen Festivals für südosteuropäische Dramatik in Sofia werden ausgewählte Theatertexte in Form von szenischen Lesungen präsentiert und wird ein Stückentwicklungs-Workshop für Autor*innen aus den beteiligten Ländern unter der Leitung der deutschen Autorin Maria Milisavljevic angeboten.

O.T.T.O. und Puma & The Dolphin © © Goethe-Institut Bulgarien O.T.T.O. und Puma & the Dolphin © Goethe-Institut Bulgarien
Mit der Residenz „Orpheus“ setzt das Goethe-Institut Bulgarien dieses Jahr einen Schwerpunkt auf experimentelle elektronische Musik. Bulgarien ist bekannt für seine Musikfolklore. Experimentelle Genres sind dagegen wenig vertreten, obwohl das Land einige Talente in diesem Bereich hervorgebracht und ein junges Publikum großes Interesse an alternativen Musikszenen hat. Mit der Residenz „Orpheus“ wollen wir den Dialog zwischen innovativen Musikkünstler*innen aus Bulgarien und Deutschland initiieren und den Austausch zwischen moderner elektronischer Musik und traditionellen bulgarischen Klängen fördern. Hier könnt ihr euch den ersten Teaser ansehen.

Das Museum als Treffpunkt © © ABC Design & Communications Das Museum als Treffpunkt © ABC Design & Communications
Einen weiteren Schwerpunkt setzen wir in diesem Jahr auf Kunstvermittlung und die Frage, wie Kunst näher ans Publikum gebracht werden kann. 2020 haben wir mit einer Museumskonferenz in Kooperation mit dem Büro „Creative Europe“ angefangen und nun folgt die praktische Umsetzung mit einer Reihe von Workshops für Museumsarbeiter*innen, die von dem Experten Todor Petev unter Beteiligung von Expert*innen aus Deutschland und Bulgarien konzipiert wird. Der erste thematische Schwerpunkt wird Kunstvermittlung für Senioren über 65 Jahre sein, was ein wenig behandeltes Thema in Bulgarien ist – dem EU-Land mit dem höchsten Durchschnittsalter.

Zwei alte Herren spielen Schach © Foto: Vlad Sargu © Unsplash Die unterschätzte Gefahr Foto: Vlad Sargu © Unsplash
Auf künstlerische Art und Weise wird sich das Projekt „Tempus Fugit“ mit dem Alter auseinandersetzen. Unsere Gesellschaften sind besessen vom Ideal der Jugend, das den Arbeitsmarkt, Werbung und Marketing und fast alle Gesellschaftsbereiche beherrscht. Ziel des Projektes ist es, das Alter nicht unter dem Vorzeichen von Mangel und Defizit zu betrachten, sondern als Überschuss an Wissen, Erfahrung und Ausdauer. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und dem Institut Français in Bulgarien wird das Kollektiv Metheor unter der Leitung der Regisseurin Ani Vaseva und des Philosophen Boyan Manchev ein komplexes Werk produzieren, das sich auf künstlerische und philosophische Traditionen von Barock bis Butoh zurückgreifend, mit der Frage von Zeit befassen wird. Dabei wird es neue Räume für Diskurse sowie soziales und künstlerisches Experimentieren im Umgang mit dem Thema Alter eröffnen.

Media Incubator 28.09.-30.09.2020 © © Iliyan Ruzhin Media Incubator 28.09.-30.09.2020 © Iliyan Ruzhin
Der „Media Incubator“, ein vom Goethe-Institut organisiertes Trainingsprogramm für Journalist*innen, die sich für Vielfalt in den Medien und gegen Diskriminierung von Minderheiten engagieren wollen, fand 2020 erstmals in Zusammenarbeit mit dem Medienprogramm Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung und der NGO Trust for Social Achievement statt. In diesem Jahr wird das Programm auch auf Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Nordmazedonien und Rumänien ausgeweitet. Ziel des Projektes ist es, mehr Vertreter*innen benachteiligter Minderheiten zum Schreiben von Sozialreportagen zu befähigen, um die vorherrschende Meinung der Mehrheitsgesellschaft langfristig zu korrigieren und Vorurteile gegenüber Minderheiten abzubauen.

Dies sind einige Schwerpunkte, die sich hoffentlich trotz der Pandemie, die ja noch nicht aus der Welt ist, wie geplant werden realisieren lassen – neben vielen anderen Programmlinien wie „Indigo-Treffen“ mit Schriftsteller*innen aus Deutschland und Bulgarien, Literaturveranstaltungen in Zusammenarbeit mit Traduki und dem bulgarischen Kulturministerium, der Sofia Game Night und verschiedensten Filmreihen.
Über diese Schwerpunkte und viele anderen Themen erfahrt ihr bald mehr in unserem Goethe-Podcast. Mehr Infos dazu in Kürze. Wir freuen uns auf die Begegnungen in unserm Haus, an vielen verschiedenen Veranstaltungsorten im ganzen Land und auch weiterhin im Netz!
Auf ein gesundes neues Jahr © Illustration (Ausschnitt): © Goethe-Institut e. V.  Auf ein gesundes neues Jahr | Illustration (Ausschnitt): © Goethe-Institut e. V. Illustration (Ausschnitt): © Goethe-Institut e. V.

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