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Goethe-Institut
Digitale Praktikant*innen

Goethe-Institut Tschechien
Goethe-Institut Tschechien | © Pavlína Jáchimová / Goethe-Institut

Ein Praktikum beim Goethe-Institut im digitalen Zeitalter zu machen ist nicht einfach. Wenn dann noch die Corona-Pandemie hinzukommt, die zwischenmenschliche Treffen beinahe beseitigt und die Kulturarbeit zu fast 100 % hinter die Computerbildschirme verlegt, wird man vor neue Herausforderungen gestellt. In der Geschichte der 30-jährigen Tätigkeit des Goethe-Instituts in Tschechien waren Lana Korotschenko und Max Melzer die erste kulturweit-Freiwillige und der erste Praktikant, die das schöne Haus am Prager Moldauufer nie (oder fast nie) betreten haben, denn ihr Praktikum spielte sich ausschließlich digital ab. Was denken sie über ihre Erfahrung? Würden sie sich nochmal beim Goethe-Institut bewerben, wenn sie wüssten, dass sie zu „digitalen Praktikant*innen“ gemacht werden? 

Liebe Lana, lieber Max, was habt ihr denn eigentlich von eurem Praktikum erwartet? Mit welchen Vorstellungen habt ihr euch beim Goethe-Institut beworben?

Max: Um ehrlich zu sein: Seitdem ich wusste, dass das Praktikum komplett online abläuft, waren meine Erwartungen etwas gedämpft. Ich wollte einfach etwas Erfahrung im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sammeln, den einen oder anderen allgemeinen interessanten Einblick ins Goethe-Institut bekommen und dem Team überhaupt einen Mehrwert bringen. Außerdem bin ich sehr an der Welt des deutsch-tschechischen kulturellen Austauschs interessiert und wollte mit dem Leben in Prag und der Arbeit im Goethe-Institut mein Netzwerk erweitern, was dann durch das Homeoffice in Deutschland nur begrenzt möglich war.

Lana:  Die Arbeit einer Kulturinstitution wie dem Goethe-Institut hat mich schon immer sehr interessiert. Daher waren meine Haupterwartungen das Goethe-Institut mit seinen Strukturen und Prozessen näher kennenzulernen und einen Einblick in die Arbeit des Goethe-Instituts zu erhalten. Konkrete Vorstellungen wie meine Tätigkeiten am Goethe-Institut aussehen werden, hatte ich keine, da ich mich darauf eingestellt habe, dass alles etwas anders verlaufen wird. Aus diesem Grund war ich offen für alle Tätigkeiten und den Ablauf des Praktikums. Ich habe allerdings gehofft, dass ich auch digital unterstützend mitwirken und durch vielseitige Aufgaben die unterschiedlichen Abteilungen kennenlernen kann.

Lana Korotschenko Lana Korotschenko | © Lana Korotschenko
Euer Praktikum musste wegen der Corona-Pandemie kurzfristig online umgestellt werden. Wie war das für euch? Habt ihr darüber nachgedacht, das Praktikum abzubrechen?

Lana: Ich habe mich schon vorher darauf eingestellt, dass das Praktikum anders ablaufen wird. Jedoch hatte ich nicht damit gerechnet, im Homeoffice von Deutschland aus zu arbeiten. Daher hat mich die kurzfristige Umstellung anfangs verunsichert, weil ich keinerlei Vorstellungen hatte, wie ein digitales Praktikum stattfinden wird. Abbrechen wäre für mich jedoch nicht in Frage gekommen, ohne es zumindest versucht zu haben.

Max: Darüber nachgedacht, das Praktikum abzubrechen, habe ich zu keinem Zeitpunkt. Die einzige wirkliche Gefahr war ja, dass ich vergessen werde und zu wenig zu tun bekomme. Das war nicht der Fall, ich habe sehr viele interessante und vielfältige Aufgaben erhalten und konnte auch eigene Ideen einbringen.

Was waren die größten Herausforderungen des Online-Praktikums für euch?

Max: An manchen Tagen war tatsächlich die Motivation ein Problem. Wenn man durch das Homeoffice auch mal Routinen vernachlässigen kann, die man morgens bei normaler Arbeit in Präsenz hätte, kommt man aus meiner Sicht nicht so wirklich in Schwung und so vergeht so ein Tag schon auch mal mit dem Gefühl, dass man nichts wirklich geschafft hat. Das hat einen dann manchmal schon etwas heruntergezogen. Gebessert hat sich die Laune dann, wenn man eine Aufgabe fertigstellen konnte und auch das immerzu gute Feedback der Kolleg*innen war ein Ansporn, weiterzumachen.

Lana: Anfangs hatte ich Bedenken, wie die Einarbeitung digital stattfinden würde und ob die Zeit im Homeoffice vielleicht nach einiger Zeit zu monoton sein wird. Schon in der ersten Woche waren die Bedenken weg, da die Einarbeitung und das Kennenlernen auch digital gut funktioniert haben.
Max Melzer Max Melzer | © Max Melzer
Habt Ihr euch als Teil des Teams gefühlt? Wie war die Kommunikation mit den anderen Kolleg*innen des Goethe-Institus?

Lana: Ich habe die Arbeitsatmosphäre als sehr angenehm empfunden und hatte das Gefühl, dass ich Fragen und Unklarheiten auch offen kommunizieren kann. Ausschließlich digitale Kommunikation ist anfangs schon eine Umstellung und auch befremdlich für mich gewesen, da ich manche Dinge nicht einfach „schnell“ persönlich fragen konnte, wie es wahrscheinlich am Institut gewesen wäre.

Max: Da man die Leute nicht jeden Tag sieht und auch nicht gleich persönlich kennenlernt, entscheiden oft schon kleine Dinge, ob man sich integriert fühlt oder nicht. Ich habe mich zum Beispiel gleich sehr gut integriert gefühlt, weil der Schriftverkehr mit den Kolleg*innen von Anfang an sehr freundlich und ausführlich formuliert war.. Das hat mir gleich ein gutes Gefühl gegeben. Außerdem wusste ich wirklich immer, wer mein Ansprechpartner ist, ich konnte mich aber auch sonst wirklich an jeden wenden, alle haben immer alles versucht möglich zu machen.

Waren die Aufgaben, die ihr bekommen habt, für euch bereichernd? Konntet ihr eure Themen und Ideen einbringen?

Max: Ich würde schon sagen, dass mich die Aufgaben bereichert haben. Beim Schreiben von Artikeln konnte ich Kreativität walten lassen und mich ausprobieren, auf der anderen Seite konnte ich auch bei Routineaufgaben wie der Arbeit im Content-Management-System dazulernen. Das hat einen guten Mix geschaffen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich manchmal auch keine Lust hatte, den ganzen Tag nur vor dem PC zu sitzen. Das ist aber der Pandemie geschuldet und die Aufgaben waren den Umständen entsprechend wirklich bereichernd.

Lana: Die Aufgaben, die ich bekommen habe, waren für mich auf jeden Fall bereichernd, da sie abwechslungsreich waren. Ich hatte die Möglichkeit einen Einblick in die unterschiedlichen Abteilungen zu erhalten und konnte viel lernen. Es gab einige Routineaufgaben, die es mir erleichtert haben, den Alltag im Homeoffice zu gestalten. Zudem gab es auch viele Tätigkeiten, die für mich neu waren und etwas kreativere Aufgaben, bei denen ich auch meine Ideen einbringen konnte.

Was hat euch denn überrascht – gibt es an der Arbeit etwas, was ihr nicht erwartet habt?

Max: Die große Überraschung für mich war ja das Thema Social Media, wie viel Strategie und Analyse darin steckt und wie viel Zeit und Kreativität auch die Erstellung der Inhalte braucht. Ich habe mir das vor dem Praktikum immer wie eine nette Nebentätigkeit vorgestellt, jetzt weiß ich, dass da schon mehr dahinter steht. Was die Abläufe und die Aufgaben angeht muss man sich aus meiner Sicht aber nicht auf allzu große Überraschungen in beiden Extremen gefasst machen.

Lana: Allgemein hat mich positiv überrascht, was digital alles möglich ist und wie gut ein digitales Praktikum funktionieren kann. Für mich war der Einblick in die Social-Media-Aktivitäten und die Arbeit im Content Management System ebenfalls positiv überraschend. Ich hatte vorher keine Berührungspunkte mit dem Erstellen von Inhalten für eine Website und konnte bei diesen Tätigkeiten sehr viel lernen. Die Unterstützung im Social Media Bereich hat mir sehr gefallen. Ich habe gemerkt, dass diese Arbeit mir viel Spaß macht und mein Interesse geweckt hat.

Was habt ihr im Laufe des Praktikums vermisst? Was habt ihr gelernt? Würdet ihr sagen, dass das Praktikum eure Erwartungen erfüllt hat?

Lana: Inhaltlich habe ich an der Arbeit nicht viel vermisst. Es war jedoch schade, dass keine analogen Veranstaltungen stattgefunden haben. Dennoch gab es auch einige digitale Veranstaltungen, bei denen ich nochmal andere Erfahrungen sammeln konnte. Die erhofften Auslandserfahrungen, also Sprache und Kultur von Tschechien näher kennen lernen, haben leider gefehlt. Allgemein wurden meine Erwartungen erfüllt und ich bin sehr froh, dass ich unter den Umständen die Möglichkeit hatte ein digitales Praktikum zu absolvieren. Ich konnte für mich persönlich sehr viel mitnehmen und habe gelernt flexibler zu sein und mich auf unberechenbare Situationen einzulassen.

Max: Ich habe gelernt, dass es vor allem bei der Online-Arbeit wichtig ist, Fragen zu stellen, auch wenn sie zunächst dumm und überflüssig wirken. Vermisst habe ich, dass man sich einfach mal entspannt und auf kurzem Wege mit den Menschen unterhalten kann. In Fachsitzungen möchte man ja niemanden aufhalten und da traut man sich doch oft nicht, etwas abseits des Themas zu fragen oder einfach zu quatschen. Meine, wie angesprochen, nicht allzu hohen Erwartungen aufgrund des Online-Formats wurden vollends übertroffen. Ich habe wirklich gemerkt, dass die Prozesse rund um die Praktikant*innen beim Goethe-Institut so gut eingespielt sind, dass es auch online hervorragend funktioniert.

Was würdet ihr den künftigen Praktikant*innen empfehlen? Und würdet ihr euch wieder um ein Praktikum beim Goethe-Institut bewerben, wenn ihr wüsstet, dass es „nur“ online ablaufen wird?

Max: Wenn ich ein Praktikum in Präsenz als Alternative zum Online-Praktikum hätte, würde ich sofort wählen. An sich kann ich das Online-Praktikum beim Goethe-Institut aber sehr empfehlen und würde mich wahrscheinlich auch wieder darauf bewerben. Künftigen Praktikant*innen empfehle ich, nach allen Händen zu greifen, die euch entgegengestreckt werden. Institutsleitung und Mitarbeiter*innen ermöglichen die Teilnahme an verschiedenen Projekten und Seminaren sowie die Übernahme verschiedener Aufgaben, jede*r versucht, den Praktikant*innen eine möglichst intensive Zeit zu bereiten. Diese Möglichkeiten sollte man nicht ausschlagen und ich glaube, da hätte ich selbst sogar noch viel mehr wahrnehmen können. 

Lana: Ich würde zukünftigen Praktikant*innen empfehlen, die Situation so anzunehmen, wie sie ist und das Praktikum nicht mit einem „normalen“ Praktikum zu vergleichen. Offenheit bezüglich der Tätigkeiten und Flexibilität bei sich schnell verändernden Situationen haben mir persönlich viel gebracht. Ich würde mich auf alle Fälle wieder für ein Online-Praktikum bewerben, denn trotz allem ist es eine super Chance die Arbeit des Goethe-Instituts kennenzulernen, neue Erfahrungen zu sammeln und praktische Fähigkeiten zu erlernen. 

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