Der Vortrag will zeigen, wie Hölderlin und Novalis ihre ersten Denkschritte im Dunstkreis der Reinhold’schen „Elementarphilosophie“ taten. Die nahm einen‚ obersten Grundsatz‘ an, den Begriff der‚Vorstellung‘, aus dem sich alle‚ Tatsachen des Bewusstseins’ableiten lassen sollten. An diesem Konzept kamen den beiden mit der Zeit Zweifel, und dabei kommt dem Einfluss ihres ehemaligen (Tübinger bzw. Jenaer) Kommilitonen Friedrich Immanuel Niethammer eine Schlüsselrolle zu. Manfred Frank will nachvollziehen, wie Hölderlin und Novalis diese Zweifel auf Fichtes Wissenschaftslehre übertrugen, die den Grundsatzkandidaten ‚Vorstellung‘ durch den des ‚Selbstbewusstseins‘ ablöste, aber an Reinholds Ableitungsprogramm festhielt. Im Verlauf ihres Denkens kamen sie zu dem Schluss, dass das Grundproblem der neueren Philosophie, das „Selbstbewusstsein“, in Paradoxien führt, aus denen allein die Poesie einen Ausweg bot.
Manfred Frank ist bedeutender deutscher Philosoph und Autor von zahlreichen Büchern. Zu seinen Schwerpunkten gehören die Philosophie Kants und des deutschen Idealismus, philosophische Frühromantik, neuere französische Philosophie und Literaturtheorie und Ästhetik der klassischen Zeit. Zum wichtigen Thema ist ihm die Problematik der Subjektivität und eines nichtreduktionistischen Zugangs zum Phänomen des Selbstbewusstseins. Er ist Mitglied u. a. von Academia Europaea (London), Société Européenne de Culture (Venedig) und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Einführung und Moderation: Jan Kuneš
Hauptveranstalter: Fachbereich der Studie moderner Rationalität (Philosophisches Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik)
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