Im Rahmen der Übersetzungsdonnerstage
Was wäre, wenn das Vermögen der Verblichenen nicht automatisch der Verwandtschaft zukommt, sondern per Losverfahren bestimmt würde, wer was erbt. Um den Wahnsinn perfekt zu machen, legt Nora Abdel-Maksoud in ihrem Stück die Verantwortung für das "Erb-Wichteln" in die Hände eines Job-Centers. Die Satire verhandelt bitterböse und gleichermaßen intelligent wie humorvoll die Strukturen sozialer Ungleichheit und Klassenunterschiede in unserer Gesellschaft und stellt entscheidende Fragen: Steht die eigene finanzielle Sicherheit vor gesellschaftlicher Solidarität? Wie fair verteilt sich das Vermögen in Deutschland? Sichern die Prinzipien der Leistungsgesellschaft die finanzielle Existenz?
In der Maiausgabe der Übersetzungsdonnerstage spricht die Moderatorin Tereza Semotamová mit der
Übersetzerin und Regisseurin Martina Schlegelová, die das Stück im Prager Theater Letí erfolgreich aufgeführt hat.
Die Autorin
Nora Abdel-Maksoud (1983, München) befasst sich in ihren Arbeiten mit der gesellschaftlichen und sozialen Situation in Deutschland. Von den Münchner Kammerspielen werden ihre Stücke als „Komödien, die unter anderem Klassenverhältnisse in den Blick nehmen“ bezeichnet. Sie selbst erkenne zwar, dass sich einzelne Kräfte in Deutschland gegen einen zunehmenden Rechtsruck der Gesellschaft stellten, hätte jedoch „immer noch das Gefühl, dass wir fast schon apathisch in unserer Bürgerlichkeit verharren“, wie sie in einem Interview mit der TAZ von 2017 darstellt. Einen deutlichen Anstoß genau dieses Verhalten zu überdenken, gibt sie seit Beginn ihrer Karriere in Regie und Autorinnenrolle beständig und setzt dies auch in Jeeps weiter fort.
Die Radio- und Theaterregisseurin Martina Schlegelová ist Absolventin der Theaterfakultät der Akademie der darstellenden Künste in Prag (Fachrichtung Regie und Dramaturgie). Von 2014 bis 2017 arbeitete sie als Hörfunkregisseurin beim Tschechischen Rundfunk. Derzeit ist sie künstlerische Leiterin des Südböhmischen Theaters in České Budějovice und kooperiert extern mit dem Rundfunk. Ihre ersten Regiearbeiten waren jedoch bereits mit unabhängigen Prager Spielstätten verbunden, was 2006 zu einer dauerhaften Zusammenarbeit mit dem Prager Theater LETÍ und dessen Projekt Zentrum für zeitgenössische Dramatik führte. In diesem unabhängigen Theater, das ausschließlich zeitgenössische tschechische und internationale Dramatik aufführt, arbeitet sie bis heute als künstlerische Leiterin und Stammregisseurin.
Die Diskussion wird live auf dem Facebook-Kanal des Goethe-Instituts gestreamt.
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